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Würzburg
Personalmangel, Inflation, Dumpingpreise beim Discounter: Wie es Würzburger Blumenhändlern geht
Zwischen Hoffnung und Hürden: Wie gehen die Einzelhändler mit den Herausforderungen um und gibt es Lichtblicke am Ende des Tunnels? Ein Stimmungsbild aus Würzburg.
Der Inhaber vom Blumengeschäft 'Der Holländer', Oscar Maarten Verhoef (rechts),  und die Geschäftsführerin Barbara Stöhr.
Foto: Thomas Obermeier | Der Inhaber vom Blumengeschäft "Der Holländer", Oscar Maarten Verhoef (rechts),  und die Geschäftsführerin Barbara Stöhr.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:45 Uhr

Die letzten Jahre brachten für Einzelhändlerinnen und Einzelhändler unbestreitbare Herausforderungen mit sich - so auch für Blumenfachläden in Würzburg. Eine Mischung aus wirtschaftlicher Unsicherheit aufgrund der Inflation und einem spürbaren Mangel an qualifiziertem Personal setzte den Geschäften zu. Dazu kommt die große Konkurrenz durch günstigere Ware in Discountern. Und auch nach wie vor hängen dunkle Wolken über der Branche, wie ein Stimmungsbild aus Würzburg zeigt. Doch zeigen sich trotzdem nun zaghaft die ersten Anzeichen einer Erholung? 

Supermärkte bereiten den Floristen große Sorgen 

Seit Januar 2023 ist Oscar Maarten Verhoef der neue Inhaber vom Blumenladen "Der Holländer" in der Eichhornstraße. Zuvor habe er bereits über 25 Jahre dort gearbeitet, bis der ehemalige Inhaber Anfang dieses Jahres zurückgetreten ist. "Leicht ist es nicht", antwortet er auf die Frage, wie die Personallage aktuell aussieht. "Man kann die Leute einfach nicht mehr so motivieren wie früher. Bei einem Mindestlohn von acht Euro, konnte man sagen, man erweitert auf zwölf oder 15 Euro. Heute geht das nicht mehr", erklärt er.

Im Floristikbereich sei es allgemein schwer, Minijobber zu finden. "Man bekommt überall einen Mindestlohn von 12,41 Euro - egal was die Leute tun müssen oder nicht. Da suchen sich viele den einfachsten Job aus und nicht den, bei dem man sich die Hände schmutzig macht." Trotz alledem ist Verhoef guter Dinge. Durch die Schließung des zweiten Ladens in der Domstraße Ende 2022 habe er für den Laden in der Eichhornstraße einen guten festen Bestand an Personal.

Was ihm da größere Sorgen bereitet, sind die Supermärkte "mit ihren Dumpingpreisen". Während diese einen gewissen Bestand an Blumen kaufen würden, "und es dann nicht schlimm ist, wenn es um 12 Uhr keine Blumen mehr gibt", sehe das bei Floristen anders aus. "Bis 18 Uhr müssen wir das volle Programm anbieten können, zudem gibt es Beratung und Binderei. Dadurch sind unsere Preise auch ganz anders", erklärt Verhoef. Dabei gebe es zudem große Qualitätsunterschiede.

Teilweise Verbesserungen der Lage erkennbar

Dass man noch keine Richtung festlegen kann, ob sich die Lage in der Branche erholt, sagt Uta Wandera vom Handelsverband Bayern. Bei einer Umfrage bei mehreren Würzburger Blumenfachhändlern seien teilweise Verbesserungen erkennbar. "Trotzdem ist die Verunsicherung groß", so Wandera. Eine Erholung könne man noch nicht prognostizieren, da "es so viele unbekannte Aspekte gibt." Wandera zählt die Inflation auf, steigende Kosten, Tarifverhandlungen, "nicht nur im Handel selbst, sondern auch bei den Herstellern oder beispielsweise Lkw-Fahrern." 

Und auch sie bestätigt die schwierige Konkurrenz durch die niedrigen Blumenpreise in Supermärkten. Merkt jedoch an, dass die Ware kaum verglichen werden könne, da es sich um ganz verschiedene Qualitätsstandards handele.  "Da merkt man einfach die Qualität im Fachhandel - die ist viel nachhaltiger", sagt sie. "Jeder von uns ist Verbraucher, wir sind in der Lage, beide Seiten zu sehen. Doch wenn ich beim Fachhandel einen Blumenstrauß mitnehme, habe ich viel länger Freude dran."

Die Hoffnung sei dabei jedoch groß, weiß Wandera. "Jeder gibt sein Bestes und dazu auch mit Freude auf der Arbeit."

Wird der Beruf zu wenig anerkannt?

Diese Freude ist auch Annette Ritter anzumerken. Sie ist die Inhaberin des Blumenfachhandels Blumen Ritter in Würzburg und spricht von einer großen Liebe zu ihrem Beruf. Wegen Personalmangels arbeitet die Unternehmerin bis zu 70 Stunden in der Woche, "doch wenn man etwas liebt, dann ist das nicht so schlimm. Das ist dann nicht nur Arbeit, sondern auch Hobby", sagt sie. 

Sie stört jedoch die Uneinsichtigkeit, die viele Kundinnen und Kunden an den Tag legen. Die Transportkosten würden nach oben springen, dies schlage sich nun mal auch auf die Preise nieder. Immer wieder müsse sie Kunden erklären, dass im Winter die Blumen entweder von weiter herkommen, oder die Blumen in Treibhäusern wachsen würden, was hohe Energiekosten bedeute. 

"Die Leute schauen aufs Geld. Aber ich kann mich nicht beschweren. Wir haben einen guten Namen, die Kunden wissen, dass sie bei uns gut beraten werden. Es ist so wie es ist, ich bin ein zufriedener Mensch", sagt sie. Trotzdem störe sie vor allem, dass der Beruf der Floristen oft nicht anerkannt wird. "Blumen 'zambinden kann ja jeder", heiße es oft, sagt sie. Doch es stecke viel mehr dahinter. "Da kämpfe ich schon seit Jahrzehnten dagegen an."

 
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