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Würzburg
Kühler Frühling, aber viele Zeckenbisse und Infektionen in Bayern: Warum Experten jetzt schon vor einem Zeckenjahr warnen
2022 häuften sich die Infektionen mit FSME auch in Unterfranken. Eine Impfung kann davor schützen, vor Borreliose nicht. Wie das Risiko aktuell ist und was man tun kann.
Jetzt stechen die Zecken wieder und können gefährliche Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Jetzt stechen die Zecken wieder und können gefährliche Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:54 Uhr

Auch wenn der Frühling in diesem Jahr nicht so recht mit frühlinghaften Temperaturen überzeugt, für die Zecken ist es warm genug. Und wenn jetzt die Temperaturen steigen, werden die kleinen Plagegeister noch aktiver. Mit jedem Biss können Zecken gefährliche Krankheiten übertragen. Aufgrund des Klimawandels komme es immer früher zu Zeckenbissen, so  Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. 

Das spiegelt sich auch in den Zahlen  des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wieder. Kam es noch 2021 zu einem starken Rückgang der Infektionen durch Zeckenbisse, weil die Zeckenpopulation zumindest in Bayern regelrecht zusammengebrochen sei, so die Experten, seien die FSME-Infektionen schon 2022 fast wieder auf das Niveau des Rekord-Jahres 2020 gestiegen. 

FSME und Borreliose: 2023 kann in Bayern ein gefährliches Zeckenjahr werden 

Und die bisherigen gemeldeten Zahlen lassen für 2023 eher eine weiterer Zunahme vermuten: In den ersten 14 Wochen des Jahres 2023 stiegen trotz eines Frühlings, der noch auf sich warten lässt, die Infektionszahlen in Bayern im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr noch einmal an. Bei der Lyme-Borreliose bayernweit von 159 (2022) auf 190 Fälle (2023) und bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) von sechs auf sieben Fälle.

Kühler Frühling, aber viele Zeckenbisse und Infektionen in Bayern: Warum Experten jetzt schon vor einem Zeckenjahr warnen

Bis auf die beiden Kreisfreien Städte Augsburg und Schweinfurt ist inzwischen ganz Bayern FSME-Risikogebiet. Wegen des Anstieg der Zahlen im vergangenen Jahr und der Tendenz einer weiteren Steigerung in 2023 raten Experten dringend zu einer Schutzimpfung.

Die ständige Impfkommission (STIKO) weist darauf hin, dass gerade in FSME-Risikogebieten eine Impfung gegen FSME empfohlen werde. 98 Prozent der 2019 gemeldeten an FSME-Erkrankten seien nicht oder unzureichend geimpft gewesen.

Bei der Schutzimpfung erfolge eine Grundimmunisierung mit drei Impfstoffdosen. Alle drei bis fünf Jahre sei dann eine Auffrischungsimpfung nötig. In Bayern sind aber gerade mal ein Drittel der Kinder im Einschulalter und 20 Prozent der über 18jährigen geimpft, so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf Nachfrage.

Borreliose-Gefahr steigt mit der Dauer eines Zecken-Stichs

Keinen Impfschutz gibt es vor der Borreliose. Die bleibe ein zunehmendes Problem, sagt Prof. August Stich, Chefarzt an der Missioklinik in Würzburg. Auch in Unterfranken seien viele Zecken mit Borrelien infiziert. Es gebe Regionen, in denen jede zweite Zecke die Bakterien in sich trage. "Das führt aber keineswegs bei jedem Zeckenstich zu einer Borreliose-Erkrankung", sagt Stich.

Da die Borrelien im Magen-Darmtrakt der Zecke leben, wachse die Gefahr einer Infektion, je länger eine Zecke unbemerkt am Körper bleibe. Das sei der Unterschied zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), bei der die Erreger im Speichel der Zecke sitzen und sofort überragen würden.

FSME und Borreliose

Ein Zecken-Stich kann sowohl eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) als auch eine Borreliose auslösen. Gegen die FSME, die unter anderem mit einer Hirnhautentzündung einhergehen kann, gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die in ganz Deutschland verbreitete Borreliose.
Die Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt, kann vielgestaltig und unterschiedlich schwer verlaufen und betrifft überwiegend die Haut, aber auch Nervensystem, Gelenke oder Herz. Auch Wochen oder Monate nach der Infektion kann es noch zu Entzündungen und Nervenlähmungen kommen. Verursacht wird die Borreliose durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, die überall in Deutschland durch Zecken übertragen werden können. Von Juni bis August tritt die Borreliose gehäuft auf.
Das Infektionsrisiko ist geringer, wenn die Zecke frühzeitig entfernt wird, und steigt nach längerem Saugen der Zecke von mehr als zwölf Stunden an. Die meisten Infektionen mit Borrelien verlaufen unbemerkt. Sie sind nicht immer leicht zu erkennen. Ein typisches Zeichen, das bei etwa 90 Prozent der Fälle auftritt, ist die sogenannte Wanderröte an der Einstichstelle: eine mindestens 5 cm große ringförmige Hautrötung, die meist in der Mitte blasser ist als am Rand und sich über Tage langsam nach außen verbreitet. Wer eine Wanderröte bemerkt, sollte schnell zu Ärztin oder Arzt.
fqu
 
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  • K. F.
    ...Aus Afrika wurde eine neue Zeckenart eingeschleppt, drei Mal so groß, wie die bislang bei uns heimische, mit auffällig gestreiften Beinen. Sie lauert nicht auf Blättern u. Sträuchern auf Opfer, sondern nimmt diese auf 10-20 Meter Distanz wahr, macht blitzschnell aktiv Jagd auf diese potentiellen "Blutspender"...

    Bereitet unseren Ärzten Sorgen, weil sie auch tropische Krankheiten (Krim-Kongo-Virus u.a.) verbreiten kann. In Österreich wurde sie schon nachgewiesen. 🙈
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    Hört sich eher wie ein Zebra an! 🤭
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  • H. M.
    Dieses Jahr scheint es sehr, sehr viele Zecken zu geben. Unsere Katze übernimmt die Funktion eines Zeckentaxis. Die bringt sie von draußen mit. Die Katze hat zwar ein Zeckenschutzmittel im Nacken, das heißt aber nicht, dass sie keine Zecken abbekommt. Nur lassen sich diese Fieslinge im Haus aus dem Fell fallen. Innerhalb einer Woche haben wir 10 (!!!) von diesen gefährlichen Viechern eingesammelt. Die wurden in unserem Kleinkrematorium mittels Feuerzeugbenzin hingerichtet! Selbstverständlich sind wir gegen FSME geimpft!
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  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • H. M.
    Naja, einäschern ist die einzig wirksame Methode. Alles andere können die überleben. Selbst das zerquetschen mit einem Stein ist nicht effektiv. Zwar ist das Viech dann tot aber falls es sich um ein Weibchen handelt, kann das die winzigen Eier in sich tragen und die können sogar das zerquetschen überstehen. Ich nehm halt Benzin. Ansonsten bliebe nur ein Scheiterhaufen. Damit kenn ich mich nicht so aus und müsste bei der Kirche nachfragen. Die kennen sich damit ja bestens aus grinsen Übrigens: Nach der Einäscherung dient die Restmülltonne als Urne.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Hoffentlich bekommen Sie keine Probleme mit der PETA!
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