
Nach dem Rekordjahr 2020 befürchteten Experten heuer ein weiteres Jahr mit hohem Zeckenalarm. Der Winter war mild, das Frühjahr feucht: Ideale Voraussetzungen für die kleinen Plagegeister. Doch es kam anders. Im Laufe des Jahres 2021 sei die Zeckenpopulation zumindest in Bayern regelrecht zusammengebrochen, teilen die Experten vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf Anfrage dieser Redaktion mit. Aber auch die wenigen ausgedehnten Schönwetterperioden dürften zu weniger Freizeitaktivitäten im Freien geführt haben. Somit sank das Risiko, mit Zecken in Kontakt zu kommen, rapide ab.
Und dies schlägt sich auch auf die Infektionen mit den beiden von Zecken übertragenen Krankheiten nieder. Waren diese 2020 noch auf einem Rekordniveau, sind sie 2021 (Stand 4. Oktober) deutlich gesunken. Zwar ist das Jahr noch nicht vorbei und Zecken können noch bis Ende November stechen - doch der rapide Rückgang an gemeldeten Krankheitsfällen seit Ende August lässt ein stark unterdurchschnittliches Infektionsjahr erwarten.

Zecken können die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, die eine Hirnhautentzündung auslösen kann. Gegen sie kann man sich durch eine Impfung schützen. 2020 wurde in Bayern mit 281gemeldeten FSME-Infektionen ein Rekord verzeichnet. Mit bislang 126 Fällen dürfte in diesem Jahr nicht einmal mehr die Hälfte erreicht werden. Unterfranken ist mit bislang drei Fällen, die alle Ende Mai und Anfang Juni gemeldet wurden, in ganz Bayern der am wenigsten betroffene Bezirk. Das war mit sechs Fällen auch schon 2020 so. Die mit großem Abstand meisten Fälle werden regelmäßig in Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz registriert.
Gefährliche Krankheitsüberträger
Sehr viel häufiger kommt es nach einem Zeckenstich zu einer Borreliose. Die Lyme-Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt, ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa. Nach grippeähnlichen Symptomen kann sie auch das Nervensystem oder Organe befallen. Rechtzeitig diagnostiziert ist sie mit Antibiotika gut behandelbar. Gegen die Borreliose gibt es keinen Impfschutz. 2020 wurden in Bayern über 6000 Fälle gemeldet - die höchste Zahl, seit die Daten erhoben werden. Doch auch hier lag Unterfranken mit 627 Fällen weit hinter Bezirken wie Niederbayern (1541) oder Oberbayern (1345). Und auch bei der Borreliose gehen die Zahlen 2021 bayernweit deutlich zurück.
Impfung kann schützen
Die ständige Impfkommission (STIKO) weist darauf hin, dass, trotz des gesunkenen Risikos, gerade in FSME-Risikogebieten - und dazu zählt Unterfranken mit Ausnahme des Stadtgebietes von Schweinfurt nach wie vor - eine Impfung gegen FSME empfohlen werde. 98 Prozent der 2019 gemeldeten an FSME-Erkrankten seien nicht oder unzureichend geimpft gewesen. Bei der Schutzimpfung erfolge eine Grundimmunisierung mit drei Impfstoffdosen. Alle drei bis fünf Jahre sei dann eine Auffrischungsimpfung nötig. In den Jahren 2013 bis 2018 sei die Impfquote in Bayern von 22 auf 20 Prozent leicht gesunken. Aufgrund der Corona-Pandemie seien die FSME-Impfquoten seit 2019 noch nicht abschließend ausgewertet worden, heißt es von der STIKO. Vor allem ab dem 40. Lebensjahr steige das Risiko einer FSME-Erkrankung deutlich an.