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VEITSHÖCHHEIM
Frankens närrischste Putzfrau
Fernsehsitzung Ines Procter ist auf dem Fastnachts-Olymp angekommen. Am Freitag schwingt die sie ihren Putzlappen zum ersten Mal auch bei „Fastnacht in Franken“.
Ines Procter
Von unserem Mitarbeiter Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 18.04.2016 15:16 Uhr

Wenn Ines Procter auf die Bühne kommt, wird kräftig Staub aufgewirbelt. „Tja, so isses halt: Geputzt wärd bei uns immer zwische dem 11.11. un Aschermittwoch“, verkündet die närrische Putzfrau. Im wahren Leben ist sie allerdings Mutter zweier Kinder und managt das Büro der familieneigenen Dachdeckerfirma. Und geputzt wird vermutlich auch im Rest des Jahres bei den Procters.

Heuer besteigt die wohl prominenteste Putzfrau Frankens den Fastnachts-Olymp. An diesem Freitag, 6. Februar, hat sie ihren ersten Einsatz bei „Fastnacht in Franken“, der Kultsendung des Bayerischen Fernsehens.

Nach dem Umbau der Mainfrankensäle in Veitshöchheim gibt es dort ausreichend zu tun für Ines Procter. Und vielleicht arbeitet sie hinter den Kulissen auch an einem weiteren Karrieresprung – als persönliche Putz-Fee von Landtagspräsidentin Barbara Stamm womöglich.

Doch Spaß beiseite: Ines Procter sieht ihrem Live-Auftritt in der närrischen Kultsendung ziemlich gelassen entgegen. „Viel mehr freut sich meine Mutter“, verrät die närrische Putzfrau. Dass die abgetragene Kittelschürze von Mutter „Friedl“ noch einmal derart groß rauskommt, freut die Eltern in Erlabrunn.

„In 15 Minuten Auftritt muss alles gesagt sein.“
Ines Procter, närrische Putzfrau

Bei den „Narrekröpf“, der Faschingsabteilung des TSV Erlabrunn, erlernte Ines Muth als 14-jähriger Teenager auch das närrische Einmaleins. „Ich sach jetz awer nit, wie lang des her is“, blockt sie die naheliegende Frage nach ihrem Alter geschickt ab.

Jedenfalls hatte sie mit ihrem Vater Karl Muth einen erfahrenen Büttenreden-Schreiber als Lehrmeister an der Seite. Fränkisch-klassisch lieferte Papa Muth jene Texte in Reimform, die Ines in der Bütt mit viel Mimik und Gestik mehr inszenierte als einfach nur vortrug. „Mei Vadder sei Dochder“, (die Tochter meines Vaters) war die erste närrische Rolle, in die Klein-Ines schlüpfte – mit überwältigendem Erfolg.

In den Folgejahren schilderte das Narrentalent in der Bütt unter anderem die Erlebnisse von Aloisius im Himmel, einer Lesefrau im fränkischen Wengert oder einer Weinkönigin. Ihre Rolle als „Herzblatt-Kandidatin“ brachte eine Wende in ihrer Narrenkarriere. Vier Jahre lang spielte Ines mit dem Gedanken, die Büttenrede in gereimter Form anderen zu überlassen – sie wollte fortan Prosa witzeln. „Weil man dabei einfach spontan aufs Publikum eingehen kann“, begründet Ines Procter den Stil-Wandel.

Trotz anfänglicher Unsicherheit, aber animiert durch den damaligen Sitzungspräsidenten der „Zeller Böck“, Josie Freund, wagte Ines einst bei einer Weihnachtsfeier für Senioren den Versuch das gereimte Wort gegen die freie Rede zu tauschen. Mit durchschlagendem Erfolg. Es war die Geburt der „Putzfrau“. Sie erinnert sich noch heute lebendig an diesen Auftritt.

In Erinnerung ist Ines Procter auch ihre erste Einladung zur „Närrischen Weinprobe“ in der Würzburger Residenz. Ganz nach Herzblatt-Manier hieß es damals: Jetzt musst Du Dich entscheiden, Ines! Denn sie hatte schon einen Winterurlaub gebucht, als die Einladung von Fastnachtsverband und Bayerischen Rundfunk hereinschneite. Sie gab den Narren einen Korb und verpasste die Fernseh-Aufzeichnung. Aufgeschoben ist aber bekanntlich nicht aufgehoben. Die Feuertaufe vor der Kamera folgte beim weinseligen Faschingsauftakt des BR schon im Jahr darauf.

Witzig, schlagfertig – und vor allem hintergründig lästernd – ist Ines Procter inzwischen ein Markenzeichen auf den Narrenbühnen der Region. Ihre Waffe ist neben dem Putzlappen ihr freches Mundwerk samt fränkischem Dialekt. Das weiß auch ihr Mann Tony. „Nur acht Stunden an fünf Tagen in der Woche bin ich der Chef“, scherzt der Inhaber der familieneigenen Dachdeckerfirma in Leinach. Da entpuppt sich die feudelnde Närrin als Organisationstalent mit klarem Verstand.

Organisation und Timing ist auch gefragt während der Session bei rund 40 Auftritten in etwa sechs Wochen. Gedopt durch literweise Leitungswasser kämpft sich Ines Procter in der närrischen Zeit durch die Veranstaltungshallen. „In 15 Minuten Auftritt muss alles gesagt sein“, lautet eine Regel der Putzfrau.

Spannend wird's bei ihren „Einsätzen“ vor allem, wenn sich im Publikum ein Opfer zum Dialog findet, dass sich auch mal den Kopf waschen lässt – nicht nur verbal. Im Mittelpunkt stehen bei ihr normale Menschen und Geschichten aus dem Leben, die tagtäglich überall passieren. Genau das macht den Charme ihrer Auftritte aus. Dann zeigt sich das Narren-Gen in ihr, das sie in erster Linie von ihrem Vater Karl Muth hat. Mama Friedls Kittelschürze ist die perfekte Ergänzung.

 
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