
Für den ehemaligen US-Armee-Piloten Bruno Guzman fühlt sich das Leben in Ochsenfurt wie ein dauerhafter Urlaub an. Nach über 23 Jahren in der Luft entschied er sich, das Fliegen an den Nagel zu hängen, um mit seinen Ferienwohnungen Gästen aus aller Welt die Schönheit der Region näherzubringen. Inzwischen besitzt der 50-Jährige bereits drei Apartments, doch er hat größere Pläne für die Zukunft.
Vom Kinobesuch ins Cockpit
Bruno Guzman ist in Mexico City geboren. Als er 16 wurde, zog seine Familie weiter in den Norden Mexikos, an die Grenze zu den USA. Den Traum, einmal Pilot werden zu wollen, hatte er bereits seit seiner Kindheit. "Alle Kinder wollen entweder Feuerwehrmann oder Pilot werden. Ich habe den Piloten genommen", sagt Bruno Guzman und lacht.
Nachdem er in Mexiko schließlich das Äquivalent zum Abitur absolvierte, traf er nach einem Kinobesuch in den USA zufällig auf einen Mann der US-Armee, der neue Bewerber rekrutierte. Dieser versprach ihm, dass er Pilot werden könne, nachdem er sich für sechs Jahre verpflichten würde. Ganz so einfach, wie es ihm der Soldat versprach, war Guzmans Weg zum Piloten nicht. Doch im Jahr 2000 erfüllte er sich schließlich seinen Traum, beendete erfolgreich die Flyschool und durfte von fortan eigenständig die Helikopter der US-Armee fliegen. "Endlich gehörte ich zu den cool guys", berichtet er stolz.
Deutschland im Herzen
Nach der Flyschool wurde Bruno Guzman schließlich in Hanau bei Frankfurt stationiert. Das war sein eigener Wunsch, da er Deutschland sehr positiv in Erinnerung hatte. So absolvierte seine Mutter ihren Master hier und auch in Mexiko hatte er einige Bekannte aus Deutschland. Mit 16 reiste er zudem für kurze Zeit für einen Urlaub nach Deutschland und empfand es als ein "sehr cooles Land". Die Lebensqualität sei hier einfach viel besser und er hatte ohnehin keinen Bezug zu den USA, meint der ehemalige Pilot.
Ein Pilot zwischen Himmel und Hölle
So sehr Bruno Guzman das Fliegen liebte, so sehr verabscheute er den Zweck seines Arbeitgebers - den Krieg. "Das Schlechte an der Sache war, dass ich im Militär war und das ultimative Ziel dieser grünen Maschinen der Krieg ist", sagt der gebürtige Mexikaner. Das war auch der Grund, weshalb er nach sechs Jahren seinen Job vom "Instructor Pilot" zum "Test Pilot" wechselte. Als Fluglehrer sei man mittendrin, als Testpilot arbeite man eher im Hintergrund, identifiziere die Probleme von kaputten Helikoptern und prüft diese nach der Reparatur erneut auf ihre Funktion, erklärt Guzman.

Von der Armee in die Idylle
Nach mehr als 20 Jahren wurde Bruno Guzman schließlich angeboten, aus der US-Armee auszuscheiden und von fortan eine Pension zu erhalten, was dieser dankend annahm. Nach seiner letzten Stationierung bei Ansbach beschloss der Pilot in Deutschland zu bleiben, auch weil er zwischenzeitlich seine aus Berlin stammende Exfrau kennengelernt hatte. Gemeinsam mit dieser hatte er sich zuvor eine Bleibe gesucht, die zwischen seinem und ihrem Arbeitsplatz lag. Als sie dabei durch Ochsenfurt fuhren, seien sie überwältigt von der Schönheit der Stadt gewesen und mieteten sich eine kleine Wohnung auf dem Berg an.
Ein Neuanfang in Ochsenfurt
Da Bruno Guzmans amerikanische Fluglizenzen in Deutschland nicht akzeptiert wurden, hätte er für eine deutsche Anerkennung weitere 21 Tests absolvieren müssen. Nachdem er fünf hiervon bereits bestanden hatte, wurde der heute 50-Jährige sauer auf das System, da er es satt hatte, so viel Zeit und Geld zu investieren, um etwas zu werden, was er eigentlich ohnehin schon war. Er schloss mit dem Fliegen ab und begann nochmals einen Master in Business an der Würzburger Fachhochschule. Sein Ziel war es, noch einmal von vorne anzufangen und sein eigenes Geschäft aufzubauen.
Guzmans Masterarbeit handelte schließlich davon, wie sich die Stadt Ochsenfurt vermarkten ließe. Als Außenstehender sei seine Analyse der Stadt sehr frustrierend gewesen: "Ihr habt hier so viele Goldminen", sagt er, "aber niemand tut etwas. Niemand nutzt, was man hier schon hat." Ochsenfurt sei durch all die Fachwerkhäuser, die Lage am Main und die großen Weinberge eine so schöne Stadt, es sei wie ein Leben im Urlaub, schwärmt Bruno Guzman.
Da er es liebt, mit Menschen im Austausch zu stehen und die Schönheit Ochsenfurt anderen Menschen näherbringen wollte, erbaute der ehemalige Pilot vor sechs Jahren seine erste Ferienunterkunft "My Happy Box". Nachdem diese sehr gut anlief, erweiterte er sein Geschäft um eine weitere Wohnung in der Stadt und ein abgelegenes Gartengrundstück.
"Aus Guzman wird Putzmann"
Alle drei Apartments betreibt der 50-Jährige selbst, was bedeutet, dass er die Buchungsorganisation übernimmt, die Wohnungen selbst einrichtet und nach jedem Besuch wieder auf Vordermann bringt. "Ich habe deshalb schon mal darüber nachgedacht, meinen Nachnamen von Guzman zu Putzmann zu wechseln", scherzt er. Auch regelmäßig anfallende Reparaturen erledigt der Geschäftsmann großenteils selbst. Einen Fachmann rufe er meist erst, wenn er etwas durch seinen gescheiterten Reparaturversuch vollkommen zerstört habe.

Bruno Guzmans Servicephilosophie
Im Umgang mit seinen Gästen ist Bruno Guzman vor allem der persönliche Kontakt wichtig. Diese könnten sich jederzeit bei ihm melden, und er versuche stets, deren Wünsche zu erfüllen – ganz getreu der amerikanischen Maxime "Der Kunde ist König". Das Serviceverständnis sei eines der wenigen Dinge, die er aus seiner Zeit in den USA mitgenommen habe und in Deutschland etwas vermisse, meint der Wahl-Ochsenfurter.
Seine Gäste kommen aus aller Welt und reichen von Handwerkern über durchreisende Pärchen bis zu Familien und großen Freundesgruppen. Er liebe sie alle, doch am meisten schätze er die Niederländer, so Guzman. Diese seien immer so fröhlich und zuvorkommend.

Auf zu neuen Ufern: Guzmans Expansionspläne
Obwohl der pensionierte Pilot durch seine drei Ferienapartments bereits viel beschäftigt ist, möchte er – seiner alten Flugleidenschaft treu bleibend – noch höher hinaus und sein Geschäft vergrößern. Derzeit ist er auch an anderen Objekten in und um Ochsenfurt interessiert. Sein großer Traum ist jedoch, irgendwann an Spaniens Küste ein Boutique-Hotel zu eröffnen.