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WÜRZBURG
Illegale Entsorgung: Die Natur als Abfalldeponie
KINA - Ein Spitzenplatz beim Müll       -  Vor allem mit künstlich produzierten Materialien hat die Natur und ihre Organismen ihre Probleme. Sie können nämlich nur schwer abgebaut werden.
Foto: Stefan Sauer, dpa | Vor allem mit künstlich produzierten Materialien hat die Natur und ihre Organismen ihre Probleme. Sie können nämlich nur schwer abgebaut werden.
Lucas Kesselhut
Lucas Kesselhut
 |  aktualisiert: 01.06.2022 12:58 Uhr

Schwer zu sagen, was ärgerlicher ist. Scherben auf dem Radweg? Kippen auf der Liegewiese? Hundehaufen auf dem Bürgersteig? Wer gerne in der Stadt bummelt oder auf dem Land spazieren geht, der wird früher oder später auf Müll treffen. Und meistens dort, wo er nicht hingehört. So wie unsere Kollegin, die bei zwei Gassirunden mit ihrem Hund in der Flur bei Gerbrunn (Lkr. Würzburg) den oben abgebildeten Unrat entdeckt und fotografiert hat.

Für das absichtliche oder achtlose Verschmutzen der Umgebung gibt es Fachbegriffe. Von „wilden Müllablagerungen“ sprechen Experten, wenn Abfälle bewusst und zielgerichtet auf gesetzwidrigem Wege entsorgt werden. „Beweggründe dafür können der Wunsch nach Kosteneinsparung, Bequemlichkeit oder auch der vermeintlich geringere Aufwand gegenüber einer ordnungsgemäßen Entsorgung sein“, erklärt Reinhard Weikert, Abfallberater im Landratsamt Kitzingen.

„Leben in einer Wegwerfgesellschaft“

Anders ist es beim „Littering“. „Dabei handelt es sich meist um Abfälle, die unterwegs anfallen“, so Weikert. Häufig sind das Verpackungen von Fastfood oder auch Coffee-to-go-Becher. Den Trend zu kleineren Portionen und damit auch Verpackungen beklagen Umweltschützer schon länger. So auch Steffen Jodl, Geschäftsführer der Bund Naturschutz (BN)-Kreisgruppe Würzburg. „Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft mit vielen egoistischen Menschen, die die Umwelt als Abfalleimer nutzen“, meint er.

Im Landkreis Würzburg verzeichnet der zuständige Abfallwirtschaftsbetrieb sowohl bei der Anzahl als auch bei der illegal entsorgten Menge Anstiege. „In den vergangenen Jahren bewegten sich die Kosten für die Beseitigung meist im mittleren bis oberen vierstelligen Euro-Bereich, in 2017 erstmalig im fünfstelligen Bereich“, zeigt Betriebsleiter Alexander Pfenning auf.

Plastik zerfällt in Mikroplastik

Besonders problematisch ist, dass Müll nicht gleich Müll für die Umwelt und ihre Mikroorganismen ist. „Wenn etwas anorganisch ist, kann das biologisch nicht abgebaut werden“, erklärt Jodl vom BN.

„Anorganisch" ist nicht grundsätzlich mit "künstlich produziert" gleichzusetzen, erklärt Jodl weiter. Plastik ist zum Beispiel auch künstlich produziert, besteht aber aus Kohlenstoff und ist daher chemisch gesehen "organisch", kann aber trotzdem von Mikroorganismen kaum bis gar nicht abgebaut werden.

Vor allem anorganische Abfälle brauchen teilweise Millionen von Jahren, bis sie zerfallen. Bei der Wandlung von größeren Kunststoffteilen zu Mikroplastik zerfallen makroskopische Kunststoffteile, häufig durch mechanische Einwirkungen, in immer größere Anzahlen kleinerer Partikel.

„Und diese finden leider oft wieder den Weg zurück zum Menschen, zum Beispiel durch den Verzehr von Fisch“, so Jodl.

 
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