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Würzburg
Ihr Ballon fliegt drei Mal höher als ein Linienflugzeug: Würzburger Studierende testen Funktechnik für Raketen
Auf dem Universitätsgelände am Hubland hatte der Verein WüSpace am Mittwoch Großes vor: Sie ließen einen Stratosphärenballon über 30 Kilometer hoch in die Luft steigen.
Studierende ließen am Hubland in Würzburg einen Stratosphärenballon steigen.
Foto: Silvia Gralla | Studierende ließen am Hubland in Würzburg einen Stratosphärenballon steigen.
Paula Hoberg
 |  aktualisiert: 13.03.2025 02:36 Uhr

Ein Areal auf der Wiese am Klara-Oppenheimer-Weg am Hubland ist mit rot-weißem Band abgesperrt, mehrere Studierende mit Warnwesten laufen geschäftig umher. Ihre Aufmerksamkeit gilt einem kleinen, weißen Kasten in der Mitte des abgesperrten Bereichs: Es laufen die letzten Vorbereitungen für den Start eines Stratosphärenballons. 

"Umgangssprachlich ist das bei vielen eher als Wetterballon bekannt", erklärt Robin Schaub. Er studiert Luft-und Raumfahrt und ist Vereinsvorstand von WüSpace. Es gehe hier aber nicht um eine Untersuchung des Wetters. "Wir testen heute Funktechnik", so Schaub. Die solle im September als Teil einer Rakete in den USA starten, deshalb teste man heute schon einmal den Funkkontakt über weite Distanzen. Dafür wird ein kleiner weißer Kasten, die sogenannte Nutzlast, an einem Wetterballon befestigt. Dieser steigt dann in die Luft: "Der Ballon kann maximal 36 Kilometer hoch steigen, das ist die dreifache Höhe eines Linienfliegers", so Schaub. Das Besondere am heutigen Start sei der Live-Videostream, der während des Fluges bereits Drohnenaufnahmen übertrage. Die Teile dafür seien selbst gebaut und "nichts, was man so im Elektronikhandel kaufen kann".

Robin Schaub studiert Luft-und Raumfahrt und ist Vereinsvorstand von WüSpace.
Foto: Silvia Gralla | Robin Schaub studiert Luft-und Raumfahrt und ist Vereinsvorstand von WüSpace.

Einige Hürden galt es zu überwinden

Dass der Ballon starten kann, ist keinesfalls selbstverständlich. Mehrfach musste der Start bereits abgesagt werden, aus unterschiedlichen Gründen. "Wir dürfen nicht zu viel Bewölkung haben und der Wind darf nicht zu stark sein", so Schaub. Neben dem Wetter spielen auch technische Hürden eine Rolle. Am Vortag beispielsweise hatte das Team eigentlich schon einmal starten wollen, es sei alles schon aufgebaut gewesen. "Wir hatten dann doch noch einen schwerwiegenden Fehler, der hat uns Stunden gekostet", erinnert sich Schaub. Das Kernteam hatte dann um 2 Uhr nachts mit der Fehlerbehebung begonnen, um das Problem rechtzeitig zu beseitigen. 

Die Arbeit im Verein WüSpace ist ehrenamtlich. Die rund 100 Mitglieder investieren einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit in Projekte wie dieses. Der Verein gibt Studierenden in Würzburg die Möglichkeit, an praktischen Raumfahrtprojekten mitzuwirken und diese eigenständig zu initiieren.  Das Projekt läuft schon seit Anfang letzten Jahres, am Ballonstart arbeiten die circa 20 beteiligten Studierenden seit letztem Herbst. "Das ist eigentlich fast ein Vollzeitjob neben dem Studium", sagt Projektleiter Niklas Johne. Er hatte vor allem die technische Führung übernommen. Am Ende des Tages seien es Projekte wie dieses, die das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik erst wirklich spannend machen.

Der Ballon startet am Hubland in Würzburg

Erwartungsvoll blicken die Beteiligten und Schaulustigen dem nahenden Start entgegen. Um circa 14.30 Uhr ist es dann so weit: Die Nutzlast ist befestigt, der Wetterballon aufgepumpt. Vorsichtig werden die Sicherheitsseile des Ballons gelöst und er steigt in den Himmel hinauf. Robin Schaub ist zufrieden mit dem Start: "Der Ballon fliegt gut. Jetzt steigen wir ins Auto und fahren ihm hinterher." Ab einer gewissen Höhe platze der Ballon durch den niedrigen Luftdruck. Dann falle die Nutzlast durch einen Fallschirm gebremst wieder auf den Boden. Wo genau der weiße Kasten letztendlich lande, könne man nur ungefähr ahnen. "Wir hoffen mal, dass es nicht ganz oben in einer Baumkrone sein wird", sagt Schaub. Den Ballon noch bei Tageslicht aufzusammeln sei das große Ziel. 

Noch am selben Abend erreicht die Redaktion ein Update des WüSpace-Teams: Die Nutzlast sei erfolgreich knapp südlich von Weiden in der Oberpfalz gelandet. Bis auf ein kleines Problem bei der Funkverbindung des Video-Streams seien alle Funksysteme einwandfrei gewesen. "Die Details werden wir in den kommenden Tagen und Wochen untersuchen", schreibt Schaub.

 
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