zurück
Würzburg
Horst Kolesch geht nach 40 Jahren im Würzburger Juliusspital in Rente: Welche Weine trinkt er selbst am liebsten?
Bei seiner Ernennung war er einer der jüngsten Weingutsleiter in Deutschland. Warum Horst Kolesch den Frankenwein für ein Schnäppchen hält - und was er zu Ökowein sagt.
Horst Kolesch geht in Rente: 40 Jahre lang war er beim Juliusspital in Würzburg - davon 38 als Leiter des Weingutes. Im fränkischen  Weinbauverband ist er als Stellvertreter des Präsidenten aktiv.
Foto: Thomas Obermeier | Horst Kolesch geht in Rente: 40 Jahre lang war er beim Juliusspital in Würzburg - davon 38 als Leiter des Weingutes. Im fränkischen  Weinbauverband ist er als Stellvertreter des Präsidenten aktiv.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:38 Uhr

38 Jahre lang war Horst Kolesch Weingutsleiter des Würzburger Juliusspital. Seit 30 Jahren verantwortete er auch den Bereich Landwirtschaft und Forstbetrieb. Am 31. Oktober geht der 66-Jährige in Rente. Der gebürtige Iphofener ist Diplomagraringenieur und war bei seinem Amtsantritt mit 28 Jahren einer der jüngsten Weingutsleiter Deutschlands. 1993 kürte die Fachzeitschrift "Gault&Millau" Horst Kolesch zum Aufsteiger des Jahres, drei Jahre später zum Gutsverwalter des Jahres.

Mit 180 Hektar Anbaufläche ist das Juliusspital das zweitgrößte Weingut in Deutschland und das größte in Franken. Koleschs Nachfolger im Weingut wird Joachim Brand. Der 44-Jährige war zuletzt Betriebsleiter des Weingutes Fürst Hohenlohe Oehringen bei Heilbronn.  

Im Interview zum Abschied spricht Horst Kolesch über Weine, die ihm in Erinnerung blieben. Und warum er Silvaner so mag.

Fast 40 Jahre in einem Unternehmen - das gibt es heute nur noch selten. Was hat Sie über so viele Jahre mit dem Juliusspital Weingut verbunden?

Horst Kolesch: Es ist nicht nur das Weingut, sondern die Stiftung als Ganzes. Die Arbeit im Weingut ist mit einer faszinierenden Bandbreite verbunden. Das geht von Natur über Technik, Markt, Geschmack, Kultur und Lebensart. Und das ganze in dieser wunderbaren Stadt Würzburg. Das hat mich und mein Leben bereichert.   

Sie gelten als Verfechter des Silvaners. Über 40 Prozent der Rebfläche des Juliusspital sind damit bestockt. Warum passt der Silvaner so gut nach Franken?

Kolesch: Das ist zum einen historisch bedingt. Er hat sich hervorragend an das Klima im Regenschatten von Odenwald, Spessart und Rhön angepasst. Er hat damit den alten fränkischen Satz abgelöst. Aber schon da, im fränkischen Satz, hatte der Silvaner eine große Rolle gespielt. Zum anderen ist der Silvaner vielschichtig. Für mich persönlich ist er der ideale Speisenbegleiter, besser als der Riesling. Am ehesten kommen noch die Burgunderarten an ihn ran.

Das Juliusspital experimentiert jetzt erfolgreich mit einem Sauvignon Blanc.  Passt der auch zu Franken, sehen Sie da eine Zukunft?

Kolesch: Er gehörte schon immer zu Franken. Die alten Bezeichnungen sind Würzsilvaner oder Muskat-Silvaner. Und die sind in Franken schon länger beheimatet. Aber natürlich ist der Sauvignon Blanc heute vom internationalen Weinbau mehr geprägt als vom fränkischen. Mit dem Silvaner besetzen wir unsere fränkische Weinkompetenz, mit dem Riesling die deutsche und mit anderen wie dem Sauvignon blanc oder den Burgunderweinen die internationale Weinkompetenz. Wir brauchen diese Vielfalt, um modischen Erscheinungen und den künftigen Erwartungen der Gesellschaft auch in Zukunft gerecht zu werden.  

Braucht Franken mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit  im deutschen Weinbau?

Kolesch: Absolut! Zunächst müssen wir unser Glück auf einer weiter gefassten regionalen Ebene finden. Auf der anderen Seite haben wir mit unseren 6300 Hektar in Franken nur sechs Prozent der deutschen Anbaufläche. Rheinhessen und die Pfalz haben zusammen über die Hälfte der gesamten Anbaufläche. Entsprechend können sie den Markt ganz anders durchdringen. Wir haben die Silvaner-Identität. Die Fachleute, die Sommeliers nehmen unsere Silvaner ernst, der Silvaner ist oft der Trinksieger bei Verkostungen.

Wieviel Absatz macht das Juliusspital in Franken, wieviel darüber hinaus?

Kolesch: Zirka die Hälfte unseres Umsatzes machen wir im Umkreis von 100 Kilometern um Würzburg. Nimmt man ganz Bayern und zieht den Radius entsprechend größer, sind es gut 65 Prozent, 94 Prozent in ganz Deutschland und sechs Prozent Export. 

Sie haben 2011 an der Vogelsburg bei Volkach die Weinberge der Augustiner-Schwestern übernommen und weiter ökologisch bewirtschaftet. Weitere Umstellungen wurden angegangen, aber nicht zertifiziert. Warum halten Sie die Tür zum konventionellen Anbau offen?   

Kolesch: Wir können öko, aber wir können öko nicht überall, zum Beispiel nicht in unseren Steilst- und Terrassenlagen. Wir haben unsere Lagen in der Mainschleife und am Escherndorfer Lump mittlerweile im vierten Jahr konsequent umgestellt. Aber wir deklarieren diese Weine nicht. Wenn wir beispielsweise unseren Silvaner als öko deklarieren würden, müssten wir alle Silvaner im Juliusspital ökologisch erzeugen. Bei der Vogelsburg ist das etwas anderes, da haben wir mit der ökologischen Keimzelle des Fränkischen Weinbaus einen Sonderstatus erworben und haben uns verpflichtet diese so weiter zu kontrollieren und ausgewiesen ökologisch zu bewirtschaften. Aber nachhaltig und verantwortungsvoll wirtschaften wir überall. 

Horst Kolesch, 40 Jahre lang Weingutsleiter im Juliusspital, sagt: 'Der Frankenwein ist zu oft noch ein Schnäppchen.'
Foto: Thomas Obermeier | Horst Kolesch, 40 Jahre lang Weingutsleiter im Juliusspital, sagt: "Der Frankenwein ist zu oft noch ein Schnäppchen."
Ist der Frankenwein zu günstig? Werden die erzeugten Qualitäten angemessen bezahlt?

Kolesch: In der Preisgestaltung haben wir noch Potential. Der Frankenwein ist noch zu oft ein Schnäppchen. Sommeliers und Fachhändler haben das bereits erkannt. Den Kunden haben wir damit noch nicht erreichen können. Ende der 70er Jahre hat eine Silvaner Spätlese vom Würzburger Stein 19 D-Mark gekostet. Rechnen Sie das mal auf heute hoch. Einen Silvaner vom Stein, VDP.ErsteLAGE, verkaufen wir heute für 16 Euro. Er ist von der Qualität her besser und wird aufwändiger erzeugt. Das hat ein bisschen auch mit der regionalen Vermarktung zu tun. Denn die Franken sind sehr kritische und preisbewusste Konsumenten.

Sie haben über Jahrzehnte die Weine des Juliusspital geprägt. Welche Weine sind Ihnen in Erinnerung geblieben? 

Kolesch: Ein spektakulärer Wein war der 2002er Weiße Burgunder vom Karthäuser, der international als weltbester Weißwein ausgelobt wurde. Ich mag es aber auch edelsüß, wie unsere Beerenauslesen oder Auslesen vom Rieslaner. Und dann natürlich die Silvaner vom Würzburger Stein und vom Iphöfer Julius Echterberg, unserem Hausberg in Iphofen. Das sind die fünf Weine, die mir am besten gefallen. – andere werden folgen.

Was macht Horst Kolesch im Ruhestand?

Kolesch: Langsamer. Ich bin sehr gerne handwerklich unterwegs, habe mir eine Hobby-Schreinerei eingerichtet und freue mich darauf, nicht mehr alles zu müssen - sondern auch zu können. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Volkach
Iphofen
Folker Quack
Frankenweine
Markt Höchberg
Stadt Würzburg
Weinberge
Weingüter
Weissweine
Ökoweine
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Felix Habermann
    Ein feiner Kerl - kenne Ihn seit Jahrzehnten.
    Alles Gute und viel Gesundheit wünscht
    Klaus Habermann als ehemals
    jahrzehntelanger Mitarbeiter
    der Residenz Würzburg ! ! !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten