
Die Schmach von Belo Horizonte – das legendäre 1:7 der brasilianischen Fußball-Nationalelf im WM-Halbfinale 2014 gegen Deutschland – hat fünf Jahre später am Ort der Pleite doch noch etwas Positives: Vier soziale Projekte werden aus Deutschland mit jeweils 46 000 Euro gefördert. Das Geld stammt aus der WM-Tor-Aktion der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW).
Mit einer Spendenkampagne macht die in Würzburg ansässige Hilfsorganisation das Tor der Schmach zu einem "Tor der Hoffnung": Wer mindestens 71 Euro spendet, erhält einen Knoten des Original-Tornetzes aus dem historischen Spiel. Rund 3000 Netzteile wurden bisher erspendet und damit über 200 000 Euro erlöst.
60 Jahre Gesundheitsarbeit in Brasilien: Stadiongesellschaft schenkte der DAHW das Tor
Die DAHW ist seit 60 Jahren auch in Brasilien tätig. Die Stadiongesellschaft "Estado Mineirão" hatte dem Hilfswerk eines der beiden Originaltore aus dem 7:1-Spiel für die Aktion geschenkt. Während Pfosten und Latte künftig im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund ausgestellt werden sollen, wurde das Tornetz zerstückelt.
Eigentlich, so hatte es ein Mathematik-Professor der Technischen Universität Berlin errechnet, sollten sich 8150 Knoten heraustrennen lassen. Doch die Kicker haben sichtbare Gebrauchsspuren hinterlassen: "Etliche Teile des Netzes waren aufgrund von Verschmutzung, Beschädigung oder wegen der Bauart nicht als Dankeschön für eine Spende zu verwenden", heißt es bei der DAHW. So reduziert sich die Zahl der zu vergebenden Netzteile auf 6250.
Spendenaktion litt unter frühem WM-Aus der deutschen Mannschaft 2018
Dass bisher erst die Hälfte der Knoten fußball- und geschichtsbewusste Abnehmer gefunden hat, wertet DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm dennoch als Erfolg. "Das sind 200 000 Euro an Spenden aus dem Nichts." Denn nur per Zufall sei man in Brasilien an das Tor gekommen. Zwar hatte sich auch der DAHW-Chef eine stärkere Nachfrage zur letztjährigen WM in Russland erhofft – die Spendenaktion war kurz davor gestartet. Doch mit dem Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft verflog die WM-Euphorie schnell und zog auch der Tor-Aktion in gewisser Weise den Stecker.

Kömm zufolge will die DAHW aber auch die restlichen 3200 Tornetzteile unter die Fans bringen. Man stehe in Gesprächen mit dem DFB, auch über die Sozialen Medien wolle man die Aktion weiter bewerben. Die Netzknoten sind dekorativ mit Passpartout in einer Geschenkbox verpackt – sie können herausgenommen und auch in einen Bilderrahmen gesteckt werden. Sie werden nach der Spende zugesandt. Oder: In der DAHW-Zentrale in der Würzburger Raiffeisenstraße vorbeischauen und gegen eine Spende das Netzstück gleich mitnehmen.
Vergabekommission hat die ersten Projekte ausgewählt
Mit dem weiteren Erlös aus der Aktion sollen zusätzliche soziale Projekte in Brasilien gefördert werden. Ein mögliches fünftes wurde bereits ausgewählt: ein Krankenhaus, das für die Behandlung von Kindern mit Behinderung mit wichtigen Geräten ausgestattet werden soll.

Die ersten vier Projekte haben sich laut DAHW unter 50 Bewerbungen durchgesetzt. Entschieden hat eine Vergabekommission in Brasilien. Gefördert werden: die Organisation "Gut am Ball, gut im Leben", die mit einem Aufruf zum Fußballspielen die Lebensqualität von 120 Kindern und Jugendlichen in Belo Horizonte verbessern will; das Projekt "Generation 4", das auf die soziale Integration junger Menschen durch Sport setzt und damit dem Drogenkonsum den Kampf ansagt; die Stiftung der medizinischen Fakultät São José do Rio Preto, die 1200 Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die Chance gibt, Basketball zu trainieren; und die Krankenhaus-Stiftung Benjamin Guimarães, die die Mund- und Rachehygiene und damit die Lebensqualität von 74 krebskranken Kindern verbessern will.
Umsetzung der Projekte soll kontrolliert werden
Die Stadiongesellschaft und die DAHW in Brasilien versprechen, die Durchführung der Projekte zu überwachen. Die mit Spenden bedachten Organisationen verpflichten sich zu einer regelmäßigen Berichterstattung. So soll der korrekte Einsatz der Gelder garantiert werden.
Infos und Spenden im Internet unter: www.7zu1-deins.de oder mit herkömmlicher Überweisung: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, IBAN: DE35 7905 0000 0000 0096 96, Stichwort: „7zu1deins“