Es wurde für ein ganzes Land zum Symbol der Schmach: das Tor, in dem die deutsche Fußball-Nationalelf im denkwürdigen WM-Halbfinale am 8. Juli 2014 gegen Brasilien in der ersten halben Stunde fünf Treffer versenkte – Endstand 7:1.
Pünktlich zur nächsten WM kommt dieses Tor nun nach Deutschland, als Geschenk an die in Würzburg ansässige Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) für eine Spendenaktion. Der Erlös fließt in Kinder- und Jugendprojekte in den Armenvierteln des damaligen Austragungsortes Belo Horizonte. Damit soll das Tor der Schmach zum „Tor der Hoffnung“ werden.
Tor soll über Würzburg ins Deutsche Fußballmuseum nach Dortmund
Am Dienstag übergaben die Betreiber des Estádio Mineirao das Originaltor mit Netz an DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm. Sechs TV-Teams und an die 20 brasilianische und internationale Journalisten waren auf dem Spielfeld dabei. Per Luftfracht soll das Tor kommende Woche in Frankfurt landen und später seinen Platz im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund finden.
Davor, so die aktuellen Pläne, soll es noch Auftritte im Fernsehen haben. Und: Man will das historische Gestänge auch nach Würzburg bringen. Aktionen sind geplant, aber noch nicht spruchreif. Anders als die Spendenkampagne, die ab sofort läuft. Laut Kömm erhalten die ersten 8150 Spender, die 71 Euro oder mehr spenden, als Dankeschön für ihre Hilfe eines von 8150 Originalteilen des Tornetzes, „alle zertifiziert und nummeriert.“
DAHW ist seit 60 Jahren in Brasilien tätig
Allein damit käme weit über eine halbe Million Euro an Spendenerlös zusammen. „Wir wollen die medizinische Versorgung und soziale Unterstützung für die Kinder und Jugendlichen in Belo Horizonte verbessern“, sagt der DAHW-Chef. Die Organisation, aktuell in 20 Ländern weltweit im Einsatz, ist bereits seit 60 Jahren in Brasilien tätig.
Am Rande der Feierlichkeiten zum Jubiläum, ausgerichtet vor einigen Wochen in Belo Horizonte vom deutschen Honoralkonsul, wurde mit ihm und den Stadionbetreibern die Tor-Aktion besiegelt. „Für die große Fußballnation Brasilien ist die 1:7-Niederlage gegen Deutschland 2014 ein Trauma“, sagt Honorarkonsul Victor Sterzik. „Tor für Deutschland“ rufen Brasilianer heute, wenn ihnen ein Missgeschick passiert.
Konsul: „Großer Moment für deutsch-brasilianische Freundschaft“
Gleichzeitig erinnern sich die Menschen gerne an die berührenden und tröstenden Reaktionen der deutschen Spieler und Fans nach dem Abpfiff. Dass mit diesem Originaltor und Spenden aus Deutschland nun – in Zusammenarbeit der DAHW mit lokalen Partnern – benachteiligte Jugendliche in der Stadt unterstützt werden, hält der Konsul für einen „großen Moment in der Geschichte der deutsch-brasilianischen Freundschaft“.
Im Stadionumfeld leben laut DAHW besonders viele von Armut betroffene Mädchen und Jungen. „Sie sind akut bedroht von Hunger, Krankheiten und Gewalt. Viele von ihnen gehen nicht zur Schule“, berichtet Geschäftsführer Kömm, der bei der Tor-Übergabe von DAHW-Mitarbeiter Manuel Koch begleitet wurde. Kömm war beeindruckt und berührt von der Tor-Übergabe am Dienstag am Originalschauplatz. Alle Brasilianer vor Ort hätten die Aktion sehr positiv aufgenommen.
Viele Mädchen und Jungen können nicht zur Schule gehen
Etwa ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen wachsen laut Unicef in Brasilien in Armut auf. Viele können nicht zur Schule gehen, weil sie auf Feldern oder in Fabriken arbeiten müssen. Es fehlt an regelmäßigen Mahlzeiten, sauberem Wasser und einer guten Gesundheitsversorgung.
Besonders leiden Mädchen und Jungen in den Favelas der Großstädte wie Belo Horizonte im Südosten des Landes. Die Stadt hat rund 2,5 Millionen Einwohner.
Stadionbetreiber hat Echtheit des Tores bestätigt
Dass der DAHW tatsächlich das echte Tor aus dem legendären WM-Halbfinale geschenkt wird, hat die Stadiongesellschaft in Belo Horizonte bestätigt und zertifiziert. Bei den Netzstücken, die „erspendet“ werden können, handelt es sich um jeweils einen Knoten, der die Maschen verbindet. Deren Anzahl lässt sich berechnen. Laut Angaben des Herstellers hat das Netz eine Gesamtfläche von fast 44 Quadratmetern.
Das zweite Tor aus dem 7:1-Spiel verbleibt übrigens in Belo Horizonte. Es soll im dortigen Fußballmuseum ausgestellt werden.
Die Spendenaktion
„7:1 - Deins! Deine Spende. Dein Stück vom Tor.“ So ist die Spendenaktion der 1957 in Würzburg gegründeten und hier ansässigen Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) überschrieben. Das Stadion Estádio Minerao in Belo Horizonte hat der DAHW das Original-Tor des WM-Halbfinales von 2014 zwischen Brasilien und Deutschland für einen guten Zweck geschenkt und damit die Spendenaktion ermöglicht: Die ersten 8150 Spender, die auf der Internetseite www.7zu1-deins.de mindestens 71 Euro spenden, erhalten ein Stück des Original-Tornetzes. Die Netzteile werden voraussichtlich im August verschickt, nach der WM in Russland.
Gespendet werden kann auch mit herkömmlicher Überweisung: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, IBAN: DE35 7905 0000 0000 0096 96, Stichwort: „7zu1deins“
Weitere Infos zur Aktion im Internet: www.7zu1-deins.de, per e-Mail an info@7zu1-deins.de oder Tel. (030) 297724-26
Informationen über die Arbeit der DAHW: www.dahw.de