Wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stellt Würzburgs Landrat Thomas Eberth eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung fest. "Im Landratsamt melden sich Leute, die ihre Unterstützung anbieten", sagte Eberth am Montag gegenüber der Redaktion. Derzeit werde eine Liste mit den einzelnen Hilfsangeboten angelegt.
Unterdessen schreite die Vorbereitung des Landkreises auf eine mögliche Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet voran. Wie Eberth sagte, sei zunächst das Jugendhaus in Leinach als Unterkunft vorgesehen. "Für die Erstbetreuung könnten wir dort 64 Menschen unterbringen", so Eberth. Eine weitere Unterbringungsmöglichkeit gebe es im nicht belegten Trakt des Seniorenzentrums Röttingen. Darüber hinaus sei auch die Turnhalle der Realschule Ochsenfurt als vorübergehende Unterkunft im Blick.
Als größere Herausforderung könnte sich erweisen, die Menschen über einen längeren Zeitraum unterzubringen. "Die Lage ist im Moment ja nicht absehbar", sagte Eberth, man wisse schließlich nicht, von welchen Zeiträumen man ausgehen müsse. Die sonstigen materiellen Voraussetzungen, also zum Beispiel die Bereitstellung von Betten, Decken und Isomatten, seien gewährleistet.
Zugleich liefen Überlegungen, in der Wärmehalle in der Würzburger Posthalle einen Sammelpunkt für Hilfsgüter einzurichten. Momentan stehe allerdings noch nicht fest, welche Hilfsgüter überhaupt benötigt würden. Bereits am vergangenen Freitag war am Landratsamt zur Koordinierung der Flüchtlingshilfe eine eigens gegründete Lenkungsgruppe erstmals zusammengetreten.
In der Stadt Würzburg bereitet man sich seit Donnerstag auf Flüchtlinge vor
In Würzburg bereite man sich bereits seit Donnerstag im Hintergrund auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vor, berichtet Rathaussprecher Christian Weiß auf Anfrage am Telefon. In Zusammenarbeit von Sozialreferat und dem Amt für Zivil- und Brandschutz seien die Koordinierungsstäbe, die bereits bei der Unterbringung von Flüchtlingen 2016 aktiv waren, wieder aktiviert und somit die Rahmenbedingungen für eine aktive Flüchtlingshilfe geschaffen worden.
"Auch wenn die Kommunen zur Unterbringen von Flüchtlingen noch nicht aufgefordert wurden, prüft die Stadt derzeit verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten, um schnellstmöglich reagieren zu können", berichtet Weiß weiter. Parallel werde das ehrenamtliche Netzwerk, das bereits ab 2014 tätig war, aktiviert, und die Stadt arbeite bereits an der Koordinierung von Hilfsangeboten wie auch Spenden.
Die Stadt Würzburg habe während der Flüchtlingshilfe 2015 und in den folgenden Jahren, wo es in kürzester Zeit gegolten habe, viele Hilfesuchende aus dem Bürgerkrieg in Syrien unterzubringen und zu unterstützen, ein sehr gut funktionierendes System aus ehrenamtlichen wie auch hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut. Dieses habe bei der Unterbringung und Integration der damaligen Bürgerkriegsflüchtlinge sehr geholfen. "Auf diese Erfahrungen können wir auch jetzt zurückgreifen", zeigt sich der Rathaussprecher zuversichtlich.
Auch Sozialreferentin Hülya Düber verweist auf ein "großes und funktionierendes Netzwerk" bei der Integration und Unterbringung von geflüchteten Menschen in Würzburg. Zudem gebe es eigene kommunale Strukturen wie das Integrations- und Beratungsangebot in der städtischen Flüchtlingsunterkunft "Reuterhaus".