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Würzburg
Hier schwebt Würzburgs neue Straßenbahn: 7 Bilder aus den Leipziger Fertigungshallen zeigen, wie die Strabas entstehen
Seit einem Jahr werden in Leipzig neue Straßenbahnen für Würzburg gebaut. Wie geht das voran und wann fahren die ersten neuen GT-F-Strabas? Ein Blick hinter die Kulissen.
Ein Rohbau-Straßenbahnwagen in der Luft: Blick in die Fertigungshalle der HeiterBlick Straßenbahnen GmbH in Leipzig.
Foto: Sebastian Louca | Ein Rohbau-Straßenbahnwagen in der Luft: Blick in die Fertigungshalle der HeiterBlick Straßenbahnen GmbH in Leipzig.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 15.06.2024 02:48 Uhr

18 Straßenbahnzüge baut die Leipziger Firma Heiterblick Straßenbahnen GmbH für die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB). Im Dezember sollen die ersten beiden Fahrzeuge der Baureihe GT-F ankommen. Bilder aus den Fertigungshallen zeigen, wie eine Straßenbahn entsteht. 

1. Rohbau in der Fertigungshalle von HeiterBlick

Mitarbeiter flexen am Rohbau eines Straßenbahnwagens. 
Foto: Sebastian Louca | Mitarbeiter flexen am Rohbau eines Straßenbahnwagens. 

Im vergangenen Sommer begann in den Fertigungshallen der Leipziger HeiterBlick Straßenbahnen GmbH der Bau der ersten GT-F Straßenbahnfahrzeuge. Im ersten Schritt schweißen Mitarbeiter das Gehäuse der Wagen zusammen. Dazu werden Stahlbleche auf vorgefertigte Unterkonstruktionen montiert. Auf dem Bild ist zu sehen, wie Mitarbeiter im nächsten Schritt Kanten und Schweißnähte abflexen.   

Die HeiterBlick GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit rund 150 Mitarbeitern. Gegründet wurde es vor rund 100 Jahren im Leipziger Stadtteil Heiterblick als Hauptwerkstatt der örtlichen Verkehrsbetriebe. Die Firma gewann 2018 die EU-weite Ausschreibung der WVV-Tochter WSB für die Anschaffung von 18 Niederflur-Einrichtungs-Straßenbahngelenktriebwagen – so die offizielle Bezeichnung.

2. Ein Fahrerstand geht in die Luft 

Wenn der Rohbau fertig ist, werden die Wagen – hier der Frontwagen mit Fahrerstand – in die Lackiererei transportiert.
Foto: Sebastian Louca | Wenn der Rohbau fertig ist, werden die Wagen – hier der Frontwagen mit Fahrerstand – in die Lackiererei transportiert.

Die Rohbauten werden von den Fertigungshallen ins 35 Kilometer entfernte Grimma im Landkreis Leipzig transportiert. Dort werden sie im Lackierbetrieb der HeiterBlick GmbH weiß lackiert. Auf unserem Bild sieht man den fertigen Rohbau des ersten Wagenkastens mit dem künftigen Fahrerstand – die Front wird schwarz werden.

Gearbeitet wird in Leipzig an den sieben Straßenbahnen gleichzeitig. Begonnen wurde mit den jeweils mittleren Wagenteilen – die sogenannte "Sänften". Diese sind inzwischen schon sandgestrahlt, gespachtelt und lackiert. Dagegen befinden sich die Front- und Heckwagen noch im Rohbauzustand.   

3. Im Ausbaustand werden Böden, Fenster und Decken eingebaut

Drei Wagen im Ausbaustand: Die lackierten Wagen bekommen jetzt Fußböden, Fenster und Decken. 
Foto: Sebastian Louca | Drei Wagen im Ausbaustand: Die lackierten Wagen bekommen jetzt Fußböden, Fenster und Decken. 

Im Ausbaustand werden in die lackierten Wagen unter anderem Fußböden und Decken eingebaut. Auch die Montage der Fenster – große Panoramascheiben – erfolgt hier.     

Die fertige GT-F-Straßenbahn besteht aus fünf Wagen, ist 36 Meter lang, 2,40 Meter breit, wiegt knapp 50 Tonnen, hat 220 Sitzplätze und knapp 1000 PS. Laut Hersteller ist die GT-F-Serie für "eine anspruchsvolle Infrastruktur mit Steilstreckenabschnitten" konzipiert und wird zum ersten Mal in Würzburg eingesetzt. Rund 65 Millionen Euro wurden 2018 für die Anschaffung der 18 Straßenbahnen für Würzburg veranschlagt. Laut Pressestelle der WVV rechnet man damit, dass "bedingt durch den Krieg in der Ukraine und die weltweiten Probleme den Lieferketten, um cirka ein Drittel teurer werden." Das wären dann rund 87 Millionen Euro. Einen Teil davon finanziert der Freistaat.

4. Das Armaturenbrett für den Fahrerstand 

In das Loch in der Mitte der Anzeigentafel wird später noch der Bildschirm eingebaut, der über Berührung steuerbar ist. 
Foto: Sebastian Louca | In das Loch in der Mitte der Anzeigentafel wird später noch der Bildschirm eingebaut, der über Berührung steuerbar ist. 

Über das Armaturenbrett steuern Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer Funktionen wie das Öffnen der Türen, das Setzen der Blinker oder die Freigabe von Weichen. Auf dem Bild sieht man das vorgefertigte Armaturenbrett, das in Leipzig in den Fahrerstand eingebaut wird. In die Mitte kommt noch der Touchscreen, also ein Bildschirm, der über Berührung steuerbar ist. Sicherheitsrelevante Funktionen wie Bremsen oder Anfahren werden in der Straßenbahn nicht digital gesteuert. Stattdessen sind diese Bedienelemente verdrahtet.

5. Die Wagen werden verkabelt

Von oben nach unten und von hinten nach vorne werden in den Wagen Kabel eingezogen.
Foto: Sebstian Louca | Von oben nach unten und von hinten nach vorne werden in den Wagen Kabel eingezogen.

Auf diesem Bild ist die Verkabelung der Wagen im vollen Gange: Am Kabelbaum, der links zu sehen ist, sieht man, wie viele Kabel hier verlegt werden. Sie werden von vorne nach hinten und von oben nach unten gezogen.

Weil in Niederflurfahrzeugen unterhalb des Wagenbodens kein Platz für Komponenten, wie zum Beispiel die elektronische Steuerung, ist, befindet sich diese auf dem Dach.  Für die notwendigen Arbeiten dort ist zur Sicherung ein Gerüst aufgebaut.  

Mit den blauen Hebern werden die Wagen angehoben, wenn man an die Unterseite muss. Dort wird später das Fahrwerk eingebaut.

6. Innenausbau 

Ein Elektrotechniker montiert die Leuchtleisten.
Foto: Sebstian Louca | Ein Elektrotechniker montiert die Leuchtleisten.

In diesem Schritt werden Leuchtleisten, USB-Ladebuchsen, Infotainment-TFT-Monitore und Klimaanlagen eingebaut. Als Nächstes kommt dann die helle Innenverkleidung an die Wände.

7. Fahrwerke und viele andere Teile kommen fertig nach Leipzig 

Jede Straßenbahn bekommt zwei Fahrwerke. 
Foto: Sebastian Louca | Jede Straßenbahn bekommt zwei Fahrwerke. 

Fahrwerke, Motor, Getriebe und viele andere Komponenten werden extern gefertigt und in Leipzig eingebaut. In der neuen GT-F-Reihe haben zwei Wagen Fahrwerke und zwei sind mit Drehgestellen ausgestattet. Dadurch können sich die Fahrwerke frei drehen und die Bahnen geschmeidiger durch Kurven fahren.

Von den nächsten Schritten, wie zum Beispiel dem Einbau der hellgrauen Sitzschalen mit rotem Polster, dessen Stoff extra für die Würzburger Fahrzeuge angefertigt wurde, gibt es noch keine Fotos. Denn das passiert erst im August und September. 

Als letzter Schritt in Leipzig werden die ersten zwei neuen Straßenbahnen im HeiterBlick-Werk "statisch" in Betrieb genommen. Das bedeutet, dass alles geprüft wird, was bei einer stehenden Bahn funktionieren muss, wie zum Beispiel Schließen der Schiebetüren, Durchsagen oder Beleuchtung.

So sieht die neue Straßenbahn der Baureihe GT-F aus, wenn sie fertig ist.    
Foto: „büro+staubach / HeiterBlick | So sieht die neue Straßenbahn der Baureihe GT-F aus, wenn sie fertig ist.    

Denn auf die Schiene kommen die beiden Straßenbahnen erst in Würzburg. "Da es im Werk in Leipzig kein Testgelände gibt, erfolgt die dynamische Inbetriebnahme bei uns", erklärt Bernd Karl, Geschäftsführer der WSB. Wenn sie im Dezember per Tieflader nach Würzburg kommen, werden sie zuerst nachts und dann tagsüber unterwegs sein, um Bremsen, An- oder Bergfahren auszuprobieren. Frühestens im Herbst 2025 könnten laut Karl Fahrgäste einsteigen.

 
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  • Michael Riedner
    Die wirkt winzig. hoffentlich täuscht das nur.
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  • Jo Schmitt
    > täuscht das nur
    Das täuscht nur.
    Hersteller-Infos zu den Strabas für WÜ gibt's hier:
    https://www.heiterblick.de/fahrzeuge/niederflur/gt-f/

    Zum Vergleich kann man sich die Daten zu den Strabas am einfachsten hier holen:
    https://www.wuerzburger-strassenbahn.info/schienenfahrzeuge.php
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  • Heribert Mennig
    Die Ausmaße stehen im Artikel. "Die fertige GT-F-Straßenbahn besteht aus fünf Wagen, ist 36 Meter lang, 2,40 Meter breit, wiegt knapp 50 Tonnen, hat 220 Sitzplätze und knapp 1000 PS"
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  • Emilie Krenner
    Ich finde ich es gut, dass es noch Arbeit für den Mittelstand gibt. Wobei es mich schon wundert, dass man mit so einer Manufraktur noch im Wettbewerb mit den hoch automatisierten "Großen" mithalten kann.
    Wo ich wirklich bedenken habe- wenn man in 30 Jahren wieder Probleme mit der würzburger Speziealanfertigung hat. Ob es dann den kleinen Hersteller und Ersatzteile noch gibt?
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  • Jo Schmitt
    > wenn man in 30 Jahren wieder Probleme mit der würzburger Speziealanfertigung hat.

    Nun denn. Geplante Laufzeit sind 25 Jahre. Danach: Siehe aktuelle Lage GT-N ... Die Neubeschaffung wurde m.M.n. eine Stadtratsperiode zu spät angestoßen ...
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  • Sebastian Hansen
    Der große Fehler liegt darin, dass man in der Legislatur 02-08 von den 18 GT-D 12 verkauft/außer Dienst gestellt hat, ohne sie durch moderne Fahrzeuge zu ersetzen. Hätte man die 18 GT-D durch 18 Neufahrzeuge ersetzt, gäbe es jetzt kein Problem. Daraus sollte man nun lernen.
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  • Helmut Hofmann
    Ist das die neue Linie 6 :-)
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  • Jo Schmitt
    Nein. Das sind die erneuterten Linien 1, 2, 3, 4 und 5. =8-)

    Das mit der "Linie 6" dauert noch ein Bissele ... :-/
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