Fürs Erste ist der Einstand, den der neue Intendant Lars Wernecke und sein Team bei den Röttinger Frankenfestspielen abgeliefert haben, gelungen. Nach der Premiere des Musicals "Hello, Dolly!" am Donnerstagabend hagelte das Lob förmlich auf künstlerische und musikalische Leitung, Bühnenbildner und Choreografie herab.
Wernecke hat von seinem Vorgänger Knut Weber die knifflige Aufgabe übernommen, großes Theater für möglichst kleines Geld auf die Freilichtbühne der Burg Brattenstein zu bringen. Insgesamt steht ihm dafür ein Budget von rund 750 000 Euro zur Verfügung, das für sämtliches Personal vor und hinter der Bühne, Technik, Bühnenbau und Ausstattung reichen muss. Und das bei drei unabhängigen Inszenierungen in den Sparten Musical, Schauspiel und Operette.
Zu Lars Werneckes wichtigsten Helfern zählen dabei Choreografin Julia Grunwald, musikalischer Leiter Rudolf Hild und Bühnenbildner Dirk Immich - allesamt neu in Röttingen. Immich setzt auf ein Konzept aus wandelbaren Kulissen, die sich günstig und schnell an die jeweiligen Stücke anpassen lassen. Das spart nicht nur Herstellungskosten, sondern reduziert auch den Personalaufwand beim Umbau zwischen den einzelnen Stücken. Rudolf Hild hat die Musik gründlich entstaubt, modern arrangiert und damit der Jazz-Stimme vom Hauptdarstellerin Antje Rietz förmlich auf den Leib geschrieben.
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Besonders groß fiel das Lob bei der Premierenfeier für Choreografin Julia Grunwald aus. Ihr war es gelungen, das 20-köpfige Extra-Ensemble aus ambitionierten Laien innerhalb von nur sechs Wochen Probenzeit zu tänzerischer Höchstleistung zu formen. "Ich hätte nicht geglaubt, das es möglich ist, fränkische Männer so in Bewegung zu versetzen", stellte Bürgermeister Martin Umscheid fest.
Das Extra-Ensemble ist bereits eine Erfindung von Werneckes Vorgängern und soll den Kreis der Bühnenprofis unterstützen, um der Inszenierung mehr Größe verleihen. Dass die Laien ihren hauptberuflichen Kollegen in Sachen Ehrgeiz und Engagement durchaus das Wasser reichen können, sei eine der positiven Erfahrung, die er in Röttingen gemacht habe, sagt Wernecke nach der Premiere.
Doch auch darüber hinaus sei das Ensemble in Röttingen auf Bedingungen getroffen, wie sie auch bei größeren und finanziell besser ausgestatteten Theaterfestspielen nicht besser sein könnten. Das reiche von der freundlichen Aufnahme unter den Röttingern über die professionelle Betreuung und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem städtischen Bauhof bis zum Kreis der etwa 150 Ehrenamtlichen, die die Festspiele in irgendeiner Form unterstützen. "Wir haben eine wunderbare Gemeinschaft gebildet", so Wernecke.
Welchen Kraftakt es für die kleine Stadt Röttingen bedeutet, professionelles Theater auf die Bühne zu bringen, ließ Bürgermeister Martin Umscheid im Empfang für die Ehrengäste vor der Premiere anklingen. "Kunst und Kultur bietet Heimat", so Umscheid. Das sehe man auch im bayerischen Heimatministeriums so, weshalb die Röttinger Frankenfestspiele in diesem Jahr mit einem Heimatpreis des Ministeriums ausgezeichnet wurden.
Auf Zuschüsse angewiesen
Wichtiger als der auf der Nürnberger Burg dabei überreichte Porzellanlöwe dürfte dem Bürgermeister der alljährliche Förderbescheid des Ministeriums sein. 160 000 Euro hat der Freistaat heuer als Zuschuss für die Festspiele an die Stadt überwiesen. Einhergehend mit Investitionen in die technische Ausstattung und dem Aufbau des theaterpädagogischen Angebots habe sich dieser Betrag im Lauf der letzten zehn Jahre verdoppelt.
Auch der Bezirk Unterfranken und der Landkreis Würzburg haben ihre Zuschüsse auf jetzt jeweils 30 000 Euro aufgestockt. Trotzdem betrug der Fehlbetrag, den die Stadt für die Festspiele schultern muss, bei 13 000 Zuschauern im Vorjahr rund 130 000 Euro. "Kultur kostet eben Geld", so der Bürgermeister, "aber sie macht sich auch bezahlt".
Nach dem ersten Block von "Hello, Dolly!" steht am 27. Juni mit "Glorious!" das zweite Stück auf dem Spielplan. Die Komödie ist angelehnt an die wahre Geschichte der Millionären Florence Foster Jenkins, die sich als millionenschwere Mäzenin einen Namen gemacht hat und als schlimmste Sängerin der Welt in die Geschichte einging. Für die Verfilmung unter dem Titel "Florence Foster Jenkins" hat Meryl Streep 2016 einen Oscar als beste Hauptdarstellerin bekommen. Die Premiere der Operette "Der Vetter aus Dingsda" am 4. Juli macht den Spielplan schließlich komplett. Gespielt werden die Stücke im Wechsel bis zum 18. August.
Karten und weitere Infos unter Tel. 09338 9728-55 oder www.frankenfestspiele.de.