
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Die Resonanz auf meinen gestrigen Aufruf, sich mit Fragen, Anregungen und gerne auch mit Kritik zum Thema "Redaktionsarbeit in der Coronakrise" an mich zu wenden, ist überwältigend. Den ganzen Freitag über erreichten mich Ihre Anmerkungen über verschiedene digitale Kanäle. Vielen Dank, dass Sie so engagiert mit uns die Kommunikation suchen. An dieser Stelle gleich eine Bitte: Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich aus Zeitgründen nicht jede Mail und jede persönliche Nachricht von Ihnen beantworten kann. Ich versichere Ihnen jedoch, dass alle Schreiben von uns aufmerksam gelesen und in der Chefredaktion bearbeitet und diskutiert werden.
Leser wünschen sich auch Beiträge, die sie von der Coronakrise ablenken
Zusammenfassend lassen sich aus Ihren Reaktionen vier Wünsche bündeln, die bei Ihnen hoch im Kurs stehen:
1.) Eine regelmäßig erscheinende Kinderseite.
2.) Eine möglichst täglich erscheinende Rätselseite mit Kreuzworträtsel und Sudoku.
3.) Eine feste Rubrik, in der positive Beispiele im Umgang mit der Coronakrise beschrieben werden.
4.) Eine regelmäßige Veröffentlichung von Back- und Kochrezepten.
Leserin Verena A. spricht mit Ihrer Mail sicher vielen von Ihnen aus der Seele, wenn sie schreibt: „Vielleicht können sie mit ihrer Berichterstattung einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass wir Leser – ob jung, ob alt – auch einmal für einen kurzen Moment abgelenkt sind und an schöne, andere Dinge denken können.“ Ähliches berichtet auch Regina W., die uns von Ihrer 91-Jährigen Großtante das folgende Zitat übermittelt hat: „Im Fernsehen nur noch Corona, im Radio nur noch Corona und wenn ich mich hinsetze und die Main-Post lese, auch Corona. Wie soll ich denn dann daheim bei guter Laune bleiben, wenn man nichts mehr anderes hört, sieht und ich meine Freunde, Bekannte und Familie nicht mehr besuchen kann bzw. wir zueinander ausreichend Abstand halten sollen?“
Gut recherchierte Informationen aus verlässlichen Quellen sind wichtiger denn je
Wir werden in der Redaktion ein Auge darauf haben, dass wir in Zukunft mehr noch als bisher zwei Fliegen mit einer Klatsche erwischen: Einerseits Ihrem berechtigten Anliegen nach Ablenkung vom augenblicklich beschwerlichen Corona-Alltag so gut wie möglich gerecht zu werden. Andererseits weiterhin fundiert, umfassend, seriös und analytisch-hintergründig über die Folgen von Sars-CoV-2 zu berichten.
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Gerade in einer so historischen Ausnahmesituation, wie wir sie momentan erleben, sind gut recherchierte Informationen aus verlässlichen Quellen wichtiger denn je. Weit mehr als hundert Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion arbeiten Tag für Tag mit hoher Professionalität und großem Engagement von sechs Uhr morgens bis Mitternacht – und wenn es sein muss auch darüber hinaus -, um Sie in der Tageszeitung und auf mainpost.de mit hochwertigem Journalismus zu versorgen. Sie, unsere Leserinnen und Leser, honorieren derzeit besonders unsere Corona-Berichterstattung durch extrem hohe Online-Zugriffszahlen auf unsere Reportagen, Berichte, Hintergründe, Analysen, Interviews und Kommentare. Das motiviert uns trotz der in jeder Beziehung schwierigen Arbeitsbedingungen ungemein.
Warum wir auf unserer Online-Plattform mainpost.de eine Bezahlschranke haben
Einige von Ihnen haben allerdings geschrieben, dass sie nicht verstehen können, warum wir einen Großteil der Corona-Berichterstattung auf mainpost.de hinter einer sogenannten Bezahlschranke platziert haben. "Wäre es nicht angemessen und sozial, wenn Sie die Leserinnen und Leser mit allen Corona-Nachrichten kostenlos bedienen", fragt beispielsweise Leser Friedbert K.
Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass Sie auf mainpost.de alle notwendigen Corona-Informationen unentgeltlich bekommen. Sie finden diese unter anderem zusammengefasst in dem Artikel "Die Lage in Unterfranken". Darüber hinaus gibt es selbstverständlich Ausnahmen von der Bezahlregel: Zum Beispiel im Katastrophenfall, bei Gefahr in Verzug, bei Vermisstensuchen oder behördlichen Warnungen.
Als privatwirtschaftliches Medienhaus sind wir darauf angewiesen, dass unsere journalistischen Leistungen bezahlt werden
Lassen Sie mich aber kurz erläutern, warum wir die meisten anderen Informationen nicht verschenken. Als privatwirtschaftliches Medienhaus sind wir darauf angewiesen, dass unsere journalistischen Leistungen, die sich der Verlag jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag kosten lässt, entsprechend bezahlt werden – egal, ob ein Beitrag in der Tageszeitung erscheint oder online auf mainpost.de. Bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern ist das anders. Diese werden über Gebühren finanziert.
Wir werden alles dafür tun, dass unser regionaler Qualitätsjournalismus auch im digitalen Zeitalter eine wichtige Rolle spielt. Das kann nur gelingen, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, für unsere Inhalte bezahlen - egal auf welchem Kanal wir sie Ihnen zur Verfügung stellen. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.
Spessart-Reporter Roland Pleier gehört zwar zur Risikogruppe, bleibt aber dennoch gelassen
Viel Lob gab es von Ihnen für die Einblicke, die Ihnen meine Kolleginnen und Kollegen am Freitag in ihren Redaktionsalltag gegeben haben. Heute gewährt Reporter-Kollege Roland Pleier aus der Main-Spessart-Redaktion einen kleinen Blick hinter seine redaktionellen Kulissen.
"Ich bin sehr gelassen, obwohl schon zur Risikogruppe gehörig. Ich füge mit den Schutzmaßnahmen. War aber schon befremdlich, am Wahlabend nicht die Stimmung in den Wahllokalen aufnehmen zu können. Da fehlt etwas. Im Büro kann ich konzentrierter arbeiten als zuhause - in meinem Fall unproblematisch, da ich allein in der Redaktion sitze. Ich genieße die Ruhe, die diese Entschleunigung mit sich bringt. Allerdings befremdet es mich, räumliche Distanz zu halten zu Menschen, die mir sonst näher sind. "Die Leut sind alle verrückt", begegnete mir eine Nachbarin vor dem Einkaufsmarkt. "Manche", widersprach ich. Dann ging ich rein: Kaum noch Brot, Nudeln und Tiefkühlkost, Mais und Reis, kein Blatt Klopapier mehr. Ich wollte es nicht glauben! "Lieferengpass?" "Nein", sagt die Frau an der Kasse. "Heute früh muss die Hölle losgewesen sein." Manche spielen halt verrückt. Die Gänge sind voller Paletten mit gerade gelieferter Ware. Ich freu mich auf meinen Garten. Im August werden wir wieder andere Themen haben, denk ich mir."
Hier sehen Sie Reporter Roland Pleier im Video
Lassen Sie sich trotz Coronastress Ihre Zuversicht nicht nehmen!
Auch wenn in Bayern ab jetzt strenge Ausgangsbeschränkungen gelten und Sie Ihre Wohnung nur verlassen dürfen, wenn trifftige Gründe dafür vorliegen: Vielleicht haben Sie ja, wie Roland Pleier, einen Garten und finden dort am Wochenende ein wenig Ablenkung von den Mühen des Corona-Alltags. Und wenn nicht, liebe Leserinnen und Leser, lassen Sie sich trotzdem unter keinen Umständen Ihre Zuversicht nehmen. Berherzigen Sie einfach den Rat von Angstforscher Borwin Bandelow, der uns allen einen "gesunden Fatalismus" empfiehlt.
Bleiben Sie gesund!
Herzlichst
Ihr Michael Reinhard