"Der Muselmann, der kommt daher, fällt über unsere Frauen her", hetzt Wutbürger Heinrich, gespielt von Uwe Bergfelder, in seiner Büttenrede. Verschwitzt steht er im Trachtenjanker am Rednerpult der aktuell geschlossenen Kult-Kneipe "Blauer Adler" in der Mergentheimer Straße und schleudert der fiktiven Faschingsgemeinde "Gaudium Würzburgium" fremdenfeindliche Hasstiraden entgegen.
"Und der Neger ungeloge'", reimt er im Dialekt weiter, "verkefft auf'm Schulhof Droooge!" Ein Raunen geht durch den Partyraum - Narren und Gardemädels schütteln ihre Köpfe. Bevor er seine Rede fortsetzt, ertönen die ersten "Buh"-Rufe. Endlich greift der Zweite Sitzungspräsident der Faschingsgemeinde (Wolfgang Stenglin) ein und zerrt Heinrich unter Pfiffen von der Bühne.
"Cut! Cut!", versucht die Regieleiterin Franziska Greulich die aufgebrachte Faschingsgemeinde zu übertönen. "Sehr gut, Leute. Die Szene haben wir im Kasten!", lobt sie und läutet eine Drehpause für die rund 60 in Faschingskostümen gekleideten Laiendarsteller ein. Biene Maja, Fred Feuerstein und zwei Narren in Faschingsuniformen trotten in die heiße Sommerluft. In wenigen Minuten sollen die Dreharbeiten zum neuen "Dadord Würzburch" weitergehen.
Prügelei in der Stamm-Dönerbude
Seit Oktober 2018 arbeitet die Filmcrew um Produzent und "Dadord"-Schöpfer Christian Kelle an "Ausgeschunkelt", dem sechsten Werk der Amateurfilm-Reihe. An diesem Samstagnachmittag stehen die letzten Szenen auf dem Drehplan. Anschließend soll das Rohmaterial für die Krimikomödie mit dem Ermittler-Duo Kommissar Rabe (Gerald Schneider) und Privatdetektiv Axel Strick, gespielt von "Mr. Dadord" Christian Kelle, im Kasten sein.
Zu Anfang des neuen "Dadords" wird Siegbert Heller, Sitzungspräsident der Würzburger Faschingsgesellschaft "Gaudium Würzburgium", tot und kopfüber in einer Mülltone steckend aufgefunden. Dumm nur, dass sich die DNA von Protagonist Strick am Körper des Mordopfers nachweisen lässt. Der Hitzkopf hat sich nämlich am Vorabend mit dem späteren Mordopfer in seiner Stamm-Dönerbude geprügelt. Nun gilt Strick als Hauptverdächtiger.
Parallelen zu Heidingsfelder WhatsApp-Affäre "rein zufällig"
Sein langjähriger Kollege Hauptkommissar Rabe (Gerald Schneider) darf den Fall nicht übernehmen – das machen die Kommissare Deichler und Krämer, Figuren aus der beliebten Regionalkrimi-Reihe "Schoppenfetzer". Rabe ermittelt mit Streifenpolizist Strobel (Wolfgang Laug), aber "undercover". Ihre Spuren führen sie zu der Faschingsgesellschaft des Mordopfers. Hier mischen sie sich verkleidet unter die Gäste eines Kappenabends und werden Zeugen einer Büttenrede, die Erinnerungen an die Heidingsfelder WhatsApp-Affäre aus dem November 2018 wach werden lässt. Damals tauchten rassistische Posts in einer internen WhatsApp-Gruppe der Heidingsfelder Faschingsgilde Giemaul auf.
"Das Drehbuch haben wir lange vor Bekanntwerden der Heidingsfelder WhatsApp-Affäre fertiggestellt", versichert Kelle, als er sich mit seiner Crew von Radio Rimpar Television die abgedrehte Szene auf dem Kontrollmonitor anschaut, "etwaige Parallelen sind also rein zufällig." Sowohl der Wutbürger-Darsteller Uwe Bergfelder als auch Drehbuchschreiber Christian Kelle distanzieren sich entschieden von den fremdenfeindlichen Parolen aus der Büttenrede.
Während die nächste Szene vorbereitet wird, warten die Darsteller vor dem Blauen Adler schweißtriefend in ihren Kostümen auf den nächsten Einsatz. "Man muss sich vorstellen, dass es so kalt ist wie an Fasching", scherzt Co-Hauptdarsteller Gerald Schneider im Sheriff-Kostüm. Seit 25 Jahren spielt er den tollpatschigen Kommissar Rabe. "Es ist einfach ein geiles Hobby, und wir haben ein klasse Team", schwärmt er von der engagierten Amateur-Filmcrew.
"Dadord"-Premiere im Januar 2020
Am 11. Januar soll die Premiere von "Ausgeschunkelt" im Würzburger Hofbräukeller stattfinden. Bis dahin müssen noch das Videomaterial geschnitten und die Filmmusik eingespielt werden. Nach der Premiere sind rund 20 Vorstellungen im Würzburger Cinemaxx eingeplant. Rund 3 500 Zuschauer kamen laut Kelle für den letzten "Dadord" ins Kino: "Diese Zahl versuchen wir natürlich zu halten."
Wer der Mörder ist, und ob er sich sogar unter den Faschingsnarren befindet, das möchte Christian Kelle noch nicht preisgeben. So viel aber verrät er: "‘Ausgeschunkelt‘ wird ein Ende mit Überraschungseffekt haben."