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WÜRZBURG
Der Szenetreff Blauer Adler ist erst einmal Geschichte
Otto Keinert hat die beliebte Musik- und Veranstaltungskneipe im ETSV-Vereinsheim kurzfristig geschlossen. Ärger mit Nachbarn ist für den Wirt nicht der einzige Grund.
Der Szenetreff Blauer Adler ist erst einmal Geschichte       -  Hat den Musik- und Szenetreff Blauer Adler nach fast sechs Jahren überraschend dicht gemacht macht: Wirt Otto Keinert. Der ETSV als Verpächter ist darüber nicht sonderlich erfreut.
Foto: Daniel Peter | Hat den Musik- und Szenetreff Blauer Adler nach fast sechs Jahren überraschend dicht gemacht macht: Wirt Otto Keinert. Der ETSV als Verpächter ist darüber nicht sonderlich erfreut.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:17 Uhr

„Der Blaue Adler fliegt nicht mehr!“ Unter dieser Überschrift hat Otto Keinert am Montag das Aus des Szenetreffs für das etwas ältere Publikum im ETSV-Heim in der Mergentheimer Straße via Facebook verkündet. „Am 31. August hat der Blaue Adler vorerst aufgehört zu existieren. Ich habe an besagtem Tag aus persönlichen Gründen das Gewerbe abgemeldet“, schreibt Keinert. Der Ärger mit Nachbarn wegen Lärmbeschwerden in jüngster Zeit sei nicht, wie mancher vermute, der Anlass gewesen. Wie berichtet, gab es Anzeigen wegen Ruhestörung. 

Zu viel Stress und gesundheitliche Probleme

„Diese Probleme haben mich in meiner Entscheidung zum Rückzug allerdings bestärkt“, erklärt Keinert im Gespräch mit der Redaktion. „Wenn Du bei jeder Veranstaltung, egal wie laut es ist, zittern musst, ob die Polizei vorbeikommt oder ob du ein Ordnungsgeld zahlen musst, geht das an die Nerven“, sagt „der Otto“, wie seine zahlreichen Stammgästen den Wirt nennen. Der Ärger mit den Nachbarn sei der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Mir ist die ganze Arbeit und der Stress einfach zu viel geworden, dazu kommen gesundheitliche Probleme“, erklärt der 60-Jährige. Länger als bis zum Jahresende habe er sowieso nicht durchhalten, die geplanten Feiern und Bandauftritte aber noch durchziehen wollen.     

Doch in der Sommerpause des Adlers, die vor gut einer Woche begann, sei er zur Erkenntnis gekommen, dass schon jetzt Schluss sein müsse, sagt Keinert. Für seine Gäste, Fans, die Bands und die Musiker, die gerne und häufig im Adler waren sowie für seine Mitarbeiter und den Sportverein tue es ihm leid. Doch er bitte um Verständnis für seine Entscheidung.

Der Szenetreff Blauer Adler ist erst einmal Geschichte       -  Zahlreiche Konzerte gab's im Blauen Adler mit Bands wie „Die Steine“ (im Bild).
Foto: Gerald Langner | Zahlreiche Konzerte gab's im Blauen Adler mit Bands wie „Die Steine“ (im Bild).

„Um die weitere Existenz des Blauen Adler eventuell zu gewährleisten“, sei er auf der Suche nach einem Nachfolger. Wenn diese Erfolg haben sollte, könnten vielleicht noch einige der heuer geplanten Veranstaltungen über die Bühne gehen. „Dafür werde ich mir Mühe geben“, bekräftigt Keinert – und hat noch einen Abschiedswunsch an seine Gäste: „Ich hoffe Ihr behaltet den Blauen Adler, der für fast sechs Jahre Garant für gute Livemusik, entspannte DJ-Tanzabende, Feiern aller Art und gutes Essen war, in guter Erinnerung.“

Ursprünglich eine Notlösung

Als Otto Keinert Ende 2012 das Projekt Blauer Adler startete, war es „eigentlich eine Notlösung“, wie er damals sagte. Der gebürtige Lohrer, ein gelernter Koch, der später Sozialpädagogik studierte und Großküchen einrichtete, war arbeitslos. Keinert erhob den blauen Adler im ETSV-Vereinswappen zum Kneipen-Namen und schaffte es, fernab der Innenstadt einen beliebten Treff für Musiker und Bands und Veranstaltungen wie den Midlife Club oder andere Disco-Abende zu schaffen.   

Der ETSV ist völlig überrascht und auf Pächtersuche

Auch der Verpächter, der Eisenbahn-, Turn- und Sportverein (ETSV) war zufrieden mit seinem Wirt. Dieser habe eine attraktive Gaststätte geschaffen und sei dem Verein gegenüber auch immer sehr loyal gewesen, sagt Gisela Pfannes, ETSV-Vorsitzende und SPD-Stadträtin. „Wir wussten, dass der Otto zum Jahresende aufhören wollte“, sagt Pfannes, doch der plötzliche und eigenmächtige Rückzug an diesem Montag habe den Verein völlig überrascht. Darüber ist Pfannes nicht glücklich. Denn jetzt ist das eingetreten, was man unbedingt vermeiden wollte: Dass der Blaue Adler geschlossen und noch kein neuer Pächter in Sicht ist.                 

Der Szenetreff Blauer Adler ist erst einmal Geschichte       -  Der Blaue Adler in der Mergentheimer Straße ist erst einmal dicht. Der ETSV als Verpächter möchte, dass die Gaststätte bald möglichst wieder aufmacht.
Foto: Thomas Obermeier | Der Blaue Adler in der Mergentheimer Straße ist erst einmal dicht. Der ETSV als Verpächter möchte, dass die Gaststätte bald möglichst wieder aufmacht.
 
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Kommentare
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  • steve67
    Wer nicht selbst eine derartige Location in der Nachbarschaft hat sollte sich nicht darüber auslassen, dass die Nachbarn sich beschwert haben. Ich habe da durchaus Verständnis. Auch die Posthalle raubt mir von Zeit zu Zeit den Schlaf...
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  • giacomo
    Wer sich (wie ich) mal die Mühe gemacht hat und bei einem Konzert im Blauen Adler darauf geachtet hat ob und welche Lärmbelästigung von den Konzerten ausgeht, der wüsste, dass man die Musik höchsten 30 bis 50 Meter weit hört. In diesem Bereich sind keine Nachbarn. Gegen die oft laut feiernden und grölenden Studentenverbindungen in der Mergentheimer Straße gehen die Nachbarn offensichtlich nicht vor. Das ist mehr als seltsam. Es muss also irgendwas anderes dahinter stecken, wenn man den Blauen Adler "platt" machen will. Sehr, sehr eigenartig.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Erzählen Sie doch nicht so einen Unsinn oder wissen Sie nicht was 30 bis 50 m sind?
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  • 1958kosb
    Die Stadt jammert erst dann, wenn sie merkt es geht nichts mehr. Siehe Zwiebelkirchweih, bei der sie kräftig mit abkassieren will bei den Wirten und sich danach beschwert das diese nichts mehr machen.
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  • hansfuchs
    Dann kann sich die Person, die früher mal federführend für die Kultur in dieser Stadt zuständig war, freuen, dass sie mit ihrem ständigen rechtlichen Vorgehen einen gehörigen Beitrag dazu geleiste hat, diesem Kleinod Würzburger Kulturlebens den Garaus gemacht zu haben. Sehr sehr traurig!
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  • So gehts dahin mit der Kultur in Würzburg... Posthalle das dortige Immerhin sind auch bald fällig, von der Stadt hört man dazu leider nichts.
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  • deactivated_20.09.2023.09.15_f534240u
    Es kann der friedlichste Mensch nicht in Ruhe Leben wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Viel Glück Otto!😡
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wenn man als Nachbar einer ständigen, bzw. häufigen Ruhestörung ausgesetzt wird, frage ich mich: "Wer ist dann der böse Nachbar"?
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  • cimb24
    .......ouh..die harten knochigen,sturen Mainfranken-Nachbarn..denen wohl jede Feier im Vereinsheim eine Feier zuviel war.

    Schade.
    Vielleicht findet sich doch noch eine Lösung mit einem neuen Pächter,es wäre dieser Institution zu wünschen,dass sie weiter bestehen bleiben könnte.
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