"Wer schreibt mich krank? Wer impft mich? Wer macht die Nachsorge, wenn ich aus dem Krankenhaus komme?" Das alles sind oder könnten bald vermehrt Sorgen der Einwohner des westlichen Würzburger Landkreises sein. Denn hier fehlen Hausärzte.
Wie Verena Walter, Geschäftsleiterin der Gesundheitsregion plus Stadt und Landkreis Würzburg, beim Mediengespräch des Landrats mitteilte, ergab die Prüfung der hausärztlichen Versorgungslage im Planungsbereich Würzburg West (Stand: 31. Januar 2022) durch den Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Bayern Ende Mai: "Hier droht die Unterversorgung."
Man wolle dem frühzeitig entgegen wirken, sagt dazu das Würzburger Landratsamt. Denn die Lage werde sich zuspitzen, wenn in den nächsten Jahren weitere Hausärzte in den Ruhestand gehen.
Aktuelle Situation im westlichen Landkreis
Im medizinischen Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung wird die aktuelle Situation der hausärztlichen Versorgung im westlichen Landkreis abgebildet: Derzeit sind dort 36 Ärzte und Ärztinnen tätig, die etwa 62 200 Einwohner und Einwohnerinnen versorgen. 15 der Ärzte sind über 60 Jahre alt. Lag der Versorgungsgrad vor einigen Monaten noch bei 90,35 Prozent, ist er nun mit zwei Medizinern weniger auf 86,42 Prozent gesunken. Dies sei alles andere als rosig, beschreibt Verena Walter.
Um eine Landarztpraxis für Ärzte lukrativer zu machen, existieren bereits verschiedene Förderprogramme, für den Planungsbereich West gibt es nun neue Fördermöglichkeiten für die Arztgruppe der Hausärzte durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB).
Zuschüsse bis zu 60 000 Euro
Gefördert wird mit Zuschüssen bis zu 60 000 Euro beispielsweise die Niederlassung eines Arztes oder auch die Nachbesetzung einer Praxis. Bis zu 15 000 Euro Förderung gibt es bei der Eröffnung einer Zweitpraxis. Ebenso werden die Anstellung eines Hausarztes oder einer Hausärztin mit bis zu 4000 Euro pro Quartal sowie hierbei entstehende Investitionskosten bis zu 15 000 Euro gefördert. Weiter bekommen auch die Ärzte und Ärztinnen einen Zuschuss, die ihre Praxis über das 63. Lebensjahr hinaus weiterführen - mit bis zu 4500 Euro pro Quartal. Die Förderung im Planungsbereich Würzburg West sei zunächst für ein Jahr gültig, berichtet Verena Walter.
Landrat Thomas Eberth hofft, „dass die Fördermaßnahmen Allgemeinmediziner*innen, die mit einer selbstständigen Tätigkeit liebäugeln, dazu motivieren, sich in unserem schönen Landkreis Würzburg neu niederzulassen oder eine Praxis zu übernehmen". Oder aber bestehende Praxen dazu motivieren zu erweitern und zum Beispiel Kollegen oder Kolleginnen anzustellen.
Landrat Eberth hofft, dass die Fördermaßnahmen motivieren
Neben der Förderung der KVB sei auch der Landkreis selbst mit zeitgemäßen Konzepten aktiv, führt Eberth aus. So befänden sich momentan in Waldbrunn und Helmstadt Medizinische Versorgungszentren (MVZ) im Aufbau. „Hier würde die Möglichkeit bestehen, in modernen Einrichtungen angestellt und nicht selbstständig tätig zu werden, was insbesondere bei der jüngeren Ärztegeneration oftmals einen wichtigen Aspekt hinsichtlich der Work-Life-Balance darstellt“, so Eberth.
Zu dem Thema gab es vergangene Woche auch eine Info- und Austauschveranstaltung mit Mitgliedern der Gesundheitsregion plus Stadt und Landkreis Würzburg, der KVB Unterfranken, des Bayerischen Hausärzteverbands Unterfranken (mit Unterstützung des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Würzburg) und mit Ärzten und Ärztinnen aus der Region.
Entwicklung wird bei den Ärzten selbst mit Sorge gesehen
Dr. Christian Pfeiffer, Bezirksvorsitzender Unterfranken des Hausärzteverbands und niedergelassener Arzt in Giebelstadt, sagt im Gespräch mit der Redaktion, dass die derzeitige Entwicklung mit großer Besorgnis gesehen werde. Ursache für den Ärztemangel auf dem Land sei auch ein genereller Mangel an Medizinern in Deutschland. Um den Nachwuchs zu sichern, müssten die Studienplätze ausgebaut werden, fordert er.
Aufgrund der steigenden Lebenserwartung nehme einerseits der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten zu, anderseits sei aber auch die moderne Einstellung zum Beruf heutzutage und "das gilt für ziemlich alle Berufe" eine andere. Es werde sich, so Pfeiffer, kaum mehr ein Hausarzt finden, der von morgens bis spät abends nur für seine Arbeit lebe. Fast Zweidrittel der derzeitigen Medizinabsolventen seien weiblich, gerade im Hinblick auf Job und Familie würden geregelte Arbeitszeiten immer wichtiger.
Praktisches Jahr (PJ) zum Teil auch in der Hausarztpraxis möglich
"Aber wir müssen auch die Vorteile eines Landarztes nahebringen und eine Verwurzelung schaffen", so Pfeiffer. Gesucht würden deshalb Ärzte auf dem Land, die mit ihrer Praxis so genannte "Lehrpraxis" werden wollen, erklärt er. Denn angehende Ärzte könnten nun auch für längere Block-Praktika in die Hausarztpraxis kommen oder auch im Praktischen Jahr (PJ) ein Quartal in der Hausarztpraxis absolvieren.
Das bringe die Chance, dass die Studierenden und angehenden Ärzte und Ärztinnen das Landleben und den Beruf in einer allgemeinmedizinischen Praxis besser kennenlernen können, sagt Pfeuffer und hofft auf reges Interesse, sowohl der Ärzteschaft als auch der Studierenden.
wie kann z. b. ein arzt in unserem fall fast 2000 patienten betreuen?, sicher es gehen lange nicht alle zu hause zu ihrem arzt, aber trotzdem, bei einer fülle von patienten ist es dem hausarzt gar nicht möglich jeden aufzunehmen, der gerne kommen möchte. wer mit dem auto mobil ist hat ja noch das große glück, dass er auch mal nach würzburg fahren kann, wer aber alt und gebrechlich ist, wo will dann diese person letztlich hin? da mangelt es ganz stark in unserem gesundheitswesen. hier sollte sich h. lauterbach mal gedanken machen !!!