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Würzburg
Hausärzte-Mangel: Projekt will Mediziner fürs Land gewinnen
Nachwuchs wird in vielen Hausarzt-Praxen dringend gesucht. Nun startet ein neues Ausbildungsprogramm in Unterfranken. Ziel: Die Jugend für ein Leben als Landarzt begeistern.
Hausärzte werden vielerorts dringend gesucht. Das Projekt 'Beste Landpartie Allgemeinmedizin' will künftig Medizinstudenten für ein Leben auf dem Land in Unterfranken begeistern.
Foto: Symbolbild: Tom Weller, dpa | Hausärzte werden vielerorts dringend gesucht. Das Projekt "Beste Landpartie Allgemeinmedizin" will künftig Medizinstudenten für ein Leben auf dem Land in Unterfranken begeistern.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:25 Uhr

Praxis geschlossen – ein Nachfolger war nicht zu finden. Dieses Schicksal könnte in den kommenden Jahren immer mehr Hausärzte treffen, warnen Experten. Versorgungslücken drohen gerade in ländlichen Gegenden wie Unterfranken. Ändern soll das das Projekt "Beste Landpartie Allgemeinmedizin (BeLA)". Ziel sei es, mehr Medizinstudenten für die Arbeit als Landarzt zu gewinnen, teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Donnerstag zum Start des Ausbildungsprogramms in der Region mit. Man wolle jungen Ärzten "eine Brücke bauen für ihren Weg aus der Universität in die Landarztpraxis". Wie aber soll das gelingen?

"Landpartie", der Name klingt nach fröhlichem Sommerausflug. Nach Picknick im Grünen oder Wandern, nicht aber nach Studium, langer Verpflichtung und der Verantwortung als Hausarzt. Und doch geht es genau darum.

Hohes Alter der Hausärzte in Unterfranken als Problem

Mit verschiedenen Fördermaßnahmen versucht der Freistaat seit Jahren, die Zukunft der Landarzt-Praxen zu sichern. Denn neu ist die Situation nicht, der Engpass absehbar. In Unterfranken etwa seien Hausärzte derzeit im Schnitt 56 Jahre alt – fast 40 Prozent sogar älter als 60 Jahre, sagt Gabriele Hörl, Abteilungsleiterin im Gesundheitsministerium und bei der Auftaktveranstaltung für "BeLA Unterfranken" in Würzburg Vertreterin von Ministerin Melanie Huml. In den Bereichen Schweinfurt Süd und Gerolzhofen drohe zum Beispiel bereits in den kommenden drei Jahren eine Unterversorgung.

Hausärzte-Mangel: Projekt will Mediziner fürs Land gewinnen

Wie wichtig eine funktionierende ambulante Versorgung im ländlichen Bereich sei, habe die Corona-Pandemie belegt: "Sechs von sieben Covid-19-Patienten konnten ambulant behandelt werden", so Hörl. Das zeige, dass Hausärzte eine wichtige Stütze des Gesundheitssystems seien.

Und doch bleibe es eine "große Herausforderung", Praxen nach zu besetzen, sagt Dr. Christian Pfeiffer, unterfränkischer Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und selbst Hausarzt in Giebelstadt (Lkr. Würzburg). Jede Hilfe dabei sei willkommen und nötig.

Studenten erhalten 600 Euro und verpflichten sich zur Facharztweiterbildung in der Region

Hilfen, wie eben "BeLA". Bei dem Programm arbeiten Lehrkrankenhäuser eng mit Hausarztpraxen zusammen, die Studenten werden an beiden Orten eingesetzt und intensiv betreut. Zudem gibt es für die Teilnehmer beispielsweise Wohnungsangebote, Projektarbeit oder Unterstützung durch Mentoren. Und: Die angehenden Landärzte erhalten im Rahmen des Programms ein Stipendium von 600 Euro pro Monat – dafür müssen sie sich dazu verpflichten, ihre Facharztweiterbildung für Allgemeinmedizin nach dem Studium in der entsprechenden Region zu absolvieren.

Das Projekt 'Beste Landpartie Allgemeinmedizin Unterfranken' will Medizinstudenten für ein Leben als Landarzt begeistern. Beim Auftakt in der Uniklinik Würzburg trafen sich Unterstützer wie (von links) Prof. Matthias Frosch (Dekan der Medizinischen Fakultät), Gabriele Hörl (Abteilungsleiterin Gesundheitsministerium Bayern), Prof. Anne Simmenroth (Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin), Dr. Sarah König (Leiterin Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung) und Dr. Christian Pfeiffer (unterfränkischer Sprecher Kassenärztliche Vereinigung Bayerns).
Foto: Thomas Obermeier | Das Projekt "Beste Landpartie Allgemeinmedizin Unterfranken" will Medizinstudenten für ein Leben als Landarzt begeistern. Beim Auftakt in der Uniklinik Würzburg trafen sich Unterstützer wie (von links) Prof.

Das Interesse an dem Programm sei groß, sagt Prof. Anne Simmenroth, Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uniklinik Würzburg. Wenn es aber um die Unterschrift gehe, wenn sie die Verpflichtung wirklich eingehen müssten, würden einige Studenten zurückzucken. "Das verstehe ich, es ist ein gewaltiger Schritt", sagt Simmenroth. Eine frühe Festlegung für junge Menschen. Und doch ist Prof. Simmenroth vom Erfolg des Projektes überzeugt. "Fünf Studenten sind bereits jetzt zum Start eingestiegen", maximal zehn Plätze gebe es aktuell.

In der Region beginnt das Projekt zunächst in den Bereichen Main-Spessart und Schweinfurt/Haßfurt. Mit von der "Landpartie" sind das Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt, die Haßberg-Kliniken und das Klinikum Main-Spessart. In zwei Jahren soll die Main-Klinik Ochsenfurt dazu kommen, sagt Simmenroth. Langfristig wolle man Kliniken in ganz Unterfranken einbeziehen.

Reichen "BeLA", Niederlassungs-Prämien und die Landarztquote?

Bleibt die Frage: Reicht das, um den Hausarzt-Nachwuchs in Unterfranken zu sichern? Die Erfahrungen in den anderen Modellregionen, den "BeLA"-Vorläufern quasi, sei positiv, sagt Simmenroth.

Denn bayernweit an den Start gegangen ist "BeLA" bereits 2018, seitdem wird das Programm in neun Regionen angeboten. Und es ist nicht die einzige Maßnahme im Kampf gegen den Hausarzt-Mangel im Freistaat. Neben beispielsweise einer Prämie für Ärzte, die sich auf dem Land niederlassen, gibt es jetzt die sogenannte Landarztquote. Mit diesem Wintersemester haben die ersten rund 100 angehenden Landärzte so ihr Studium begonnen.

"BeLA Unterfranken" wird vom bayerischen Gesundheitsministerium mit rund 1,9 Millionen Euro gefördert. Die Leitung haben das Institut für Allgemeinmedizin und das Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung der Uniklinik Würzburg übernommen.

 
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