
Still ist es an der Hafentreppe. In der Abendsonne sitzen zwei Menschen auf den Stufen, ein Mann und eine Frau mit Hund kommen vorbei, später noch drei Mädchen mit einer Flasche Wein. Obwohl der Sommerabend lau ist, bleibt die Hafentreppe fast leer.
Vor ein paar Monaten war das noch anders: Hunderte von Jugendlichen trafen sich am Wochenende an der Partymeile. Einige davon feierten lange und laut, ließen Müll liegen. Einige wenige begingen Straftaten. Für die Polizei war das Areal deshalb ein "gefährlicher Ort". Um kriminelle Jugendliche zu finden und Jugendschutz durchzusetzen, führte sie an der Hafentreppe im Februar und März Razzien durch.
Wie die Polizei die aktuelle Lage einschätzt
Wie ist die Situation heute? "Die Sicherheitslage im Alten Hafen, insbesondere auch im Bereich der Hafentreppe, hat sich beruhigt", sagt Björn Schmitt, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Von Anfang April bis Anfang Juli registrierte die Polizei im Alten Hafen einen Raub, zwei Diebstahlsdelikte und einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. In den Monaten vor den Polizeieinsätzen war es hier auch zu einigen schweren und mehreren leichteren Körperverletzungen gekommen.
Laut Polizei ist in den vergangenen Monaten auch nur ein Fall von Ruhestörung gemeldet worden, auch die Müllverschmutzung sei deutlich zurückgegangen. Der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt Würzburg, der regelmäßig vor Ort ist, bestätigt diese Entwicklung.
Sie hat einen einfachen Grund: Es sind keine feiernden Jugendgruppen mehr da. Das bestätigen sowohl die Polizei, die hier nur "vereinzelt auf Kleingruppen" trifft, wie auch Straßensozialarbeiter. Diese wurden nach Bekanntwerden von Problemen im Alten Hafen beauftragt, regelmäßig hier vorbei zu schauen. "Es sind aber kaum Jugendliche da", sagt Jürgen Keller, Teamleiter der Streetworker und stellvertretender Leiter der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
Warum sind keine Jugendlichen mehr auf der Treppe?
Dass die Razzien die Jugendlichen hier vertrieben haben, ist vermutlich ein Grund für die Leere. Ein anderer ist, dass laut den Sozialarbeitern die Treppe generell eher im Winter und Frühjahr bei jungen Leuten beliebt ist. Im Sommer würden sich Jugendliche an mehreren Punkten in der Altstadt und gerne auch am Mainufer treffen.
Die Möglichkeit, im Alten Hafen den Konsum von Alkohol zu verbieten,hatte das Rathaus als Reaktion auf das Bekanntwerden von Jugendschutzproblemen angekündigt. Auch eine Beschränkung des Zugangs wurde Anfang April in den Raum gestellt. Etwas später hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt gesagt, die Verwaltung werde auf Jugendliche zugehen und eine Lösung finden, damit an der Hafentreppe weiterhin friedliches Feiern möglich ist.
Beschwerden über laute Jugendliche in der Innenstadt
Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt das Rathaus heute, dass es derzeit so ruhig im Alten Hafen sei, dass ein Alkohol- oder Aufenthaltsverbot nicht benötigt werde. Dies könne sich durchaus im Herbst beziehungsweise Winter wieder ändern. "Deshalb wird der Kommunale Ordnungsdienst das Gelände weiter bestreifen und die Mitarbeiter der offenen Jugendarbeit wie auch die Streetworker werden die Situation im Blick behalten", schreibt die Pressestelle. Außerdem werde man sich im August nochmal mit der Polizei zusammensetzen, um die Situation zu besprechen und eventuell weitere Schritte in die Wege zu leiten.
Die Polizei ist aktuell an anderen Stellen der Innenstadt beschäftigt. Wie Polizeisprecher Schmitt mitteilt, ist es im Bereich hinter der Marienkapelle in den vergangenen Wochen vermehrt zu Straftaten gekommen. Meistens seien in der Katharinen- und der Maulhardgasse sowie im Hahnenhof Sachen beschädigt worden, vereinzelt wurden Körperverletzungen und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. "Auch Beschwerden über lärmende, alkoholisierte Jugendliche waren Anlässe für Polizeieinsätze in diesem Bereich", sagt Schmitt. Als Reaktion sei die Polizeipräsenz deutlich erhöht worden, um zu verhindern, dass sich hier ein Kriminalitätsschwerpunkt bildet.