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Haßfurt/Schweinfurt/Würzburg
Grippewelle hat zur Faschingszeit Unterfranken erreicht: "Unsere Infekt-Praxis explodiert"
In Unterfranken steigt die Zahl der Influenza-Fälle, viele Praxen ächzen schon unter dem Ansturm. Wie heftig wird die Welle – und wie schwer verlaufen die Infektionen?
'Die Menschen sind wirklich krank': Bundesweit rollt die Grippewelle und auch in Unterfranken stecken sich immer mehr Menschen mit Influenzaviren an.
Foto: Susann Prautsch, dpa | "Die Menschen sind wirklich krank": Bundesweit rollt die Grippewelle und auch in Unterfranken stecken sich immer mehr Menschen mit Influenzaviren an.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 19:20 Uhr

Fieber, Husten, Gelenkschmerzen: Die Grippe-Welle rollt – bundesweit. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht derzeit von etwa 6,1 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus - vor allem die Zahl der Influenza- und RSV-Fälle steigt. Auch in Unterfranken stecken sich immer mehr Menschen mit Influenzaviren an. Einige Kinder- und Hausarztpraxen ächzen bereits unter der Zahl der infizierten Patienten, hinzu kommen verstärkt Krankheitsfälle beim Personal. Die Befürchtung: Nach den Faschingstagen könnte der Ansturm noch zunehmen.

"Unsere Infekt-Praxis explodiert", warnt Dr. Mohammad Ahmadi, unterfränkischer Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands. Am Rosenmontag habe er vormittags fast pausenlos Patienten mit Grippesymptomen behandelt. "Es ist enorm viel los – und die Menschen sind wirklich krank."

Hausarzt zur aktuellen Grippe: Bei vielen Erkrankten sind die Lungen angegriffen

In seiner Praxis in Mainstockheim (Lkr. Kitzingen) würden im Moment pro Tag um die 50 Patienten mit Grippesymptomen behandelt, sagt Ahmadi. "Nahezu alle haben plötzlich auftretendes, hohes Fieber mit heftigen Gliederschmerzen und trockenem Husten." Und bei vielen Erkrankten seien die Lungen angegriffen, "das ist dieses Jahr extrem". Gleichzeitig machten die Viren auch vor den Mitarbeitern nicht Halt. Manche Kollegen in der Region hätten ihre Praxis zeitweise schließen müssen, weil sie aufgrund von Erkrankungen kein Personal mehr hatten, sagt der Allgemeinmediziner.

Das spiegelt das bundesweite Bild. In seinem aktuellen Wochenbericht meldet das RKI eine steigende Zahl an Influenza-Erkrankungen und eine hohe Aktivität mit dem Humanen Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Die Grippe betreffe "alle Altersgruppen" und führe zu einer "hohen Zahl an Arztbesuchen und Hospitalisierungen". So wurden in der Woche vom 29. Januar bis 4. Februar mehr als 31.000 bestätigte Grippefälle registriert, 16 Prozent der Betroffenen kamen ins Krankenhaus.

Insgesamt erkrankten seit Oktober rund 102.000 Menschen bundesweit an Influenza, 249 starben. Allerdings sind diese Zahlen laut RKI im Vergleich zu 2023 deutlich geringer, im Vorjahr wurden bis Anfang Februar bereits mehr als 262.000 Grippefälle registriert.

Kinderärzte in Haßfurt arbeiten bereits "an der Belastungsgrenze"

In Praxen und Krankenhäusern in der Region fällt die Einschätzung der diesjährigen Grippewelle bei der stichprobenartigen Anfrage unterschiedlich aus. "Aktuell haben wir richtig viele Fälle", sagt etwa Joachim Lentzkow, Vorstandsbeauftragter für Unterfranken bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). In seiner Praxis in Goldbach (Lkr. Aschaffenburg) sei ein "Peak" an Infektionen erreicht, pro Woche sehe er sicher 30 bis 40 Grippe-Patienten. "Die Betroffenen sind richtig krank."

Wir sind "an der Belastungsgrenze angekommen", warnt auch Dr. Arman Behdjati-Lindner vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) für Kinder- und Jugendmedizin Haßberge. In der vergangenen Woche hätten sie Tage mit 225 akut kranken Infekt-Patienten in der Praxis, 30 bis 40 Telefonkontakten und mehr als 100 weiteren Patienten bewältigen müssen. Das bringe sein Team ans Limit, sagt der Kinderarzt. Im Schnitt kämen derzeit mehr als 500 Grippe-Patienten pro Woche in das MVZ in Haßfurt – mehr sei kaum zu schaffen.

Auch am Uniklinikum Würzburg steigt die Zahl der Grippe-Erkrankten stark. Anfang vergangener  Woche sei bei 56 Patienten eine Influenza-Infektion nachgewiesen worden, sagt Kliniksprecher Stefan Dreising. Hinzu kämen 19 Patienten mit RSV und acht Corona-Fälle. Tendenz steigend. An der Uniklinik rechne man mit dem Höhepunkt der Grippewelle in ein bis zwei Wochen – die Faschingsfeiern könnten "einen Anstieg bewirken".

Fasching gilt Medizinern als "Hochzeit" für Ansteckungen mit Infekten

Hingegen scheint die Situation im Raum Schweinfurt entspannt. Erkältungskrankheiten nähmen zwar zu, sagt beispielsweise Dr. Jürgen Schott, Hausarzt aus Grafenrheinfeld. In seinem Praxisverbund gebe es jedoch noch wenige echte Grippefälle. Wie sich die Infekt-Welle entwickle, lasse sich erst nach Fasching sagen: "Das ist eine Hochzeit für die Ansteckungen."

Ähnlich schätzt man die Lage am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt ein. Dort bleibe die Zahl der Grippe-Erkrankten "seit Wochen relativ konstant", sagt Sprecher Christian Kirchner. Pro Woche müssten sechs bis acht Influenza-Fälle behandelt werden, keiner liege auf der Intensivstation. Einen schwereren Grippe-Verlauf als in den Vorjahren "können wir aktuell nicht feststellen", so Kirchner. Nach Fastnacht rechne man jedoch mit einer Zunahme der Patienten mit Infekten. 

 
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  • Andreas Neinhardt
    Wen wundert's....
    Hauptsache Party und Spaß man musste ja heute nur nach Schweinfurt schauen und die Tage zuvor auf sämtliche Faschingsveranstaltungen.....
    Dicht an dicht Küsschen hier und da und und und
    Arme Ärzte und deren Helferinen!!
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  • Klaus B. Fiederling
    ist halt Fasching - jedes Jahr das gleiche! Letzten 3 Jahre war es Corona wo explodiert ist, dieses
    Jahr halt wieder die Faschingsgrippe! Ich habe mich schön zurückgehalten keine Veranstaltung und keinen Umzug besucht. Man lebt auch ohne Fasching. Letztes Jahr war mein Vater am Faschingszug und dann noch beim Kaffeekränzchen, nächsten Tag hat er Corona bekommen,
    als ich dann 2 Tage später vom Urlaub zurückkam das Gleiche. Drum: man muß nicht in die
    Hochburgen wo überall herumgeniest und gekulcht wird. Wems dann erwischt, naja ...
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  • Harry Amend
    kein Wunder, alleine wenn man sich anschaut wie etliche beim Würzburger Faschingsumzug teilweise halbnackt wahren. Wer so leichtsinnig bei solchen widrigen Temperaturen mit seiner Gesundheit spielt, dem gehören am Eingang an der Praxistür schon 100 € Extrazuschlag abgenommen. Jede Wette unser Gesundheitssystem hätte keine Probleme mehr, zumindest in Sachen Geld.
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  • Steffen Cyran
    Ein typischer Stammtisch-Kommentar.
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  • Stefan Krug
    der aber der Wahrheit entspricht
    ich würde die 100€ Extrazuschlag
    noch auf Alkoholleichen ausweiten,
    die sich einen gelben Schein holen
    denen ja ein ein paar "paar freie Tage " passen würden...
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