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Würzburg
Graf-Luckner-Weiher und Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg werden umbenannt: Das sind die neuen Namen
Der Stadtrat hat am Donnerstag außerdem die Umbenennung der Richard-Strauss-Straße, der Johann-Sperl-Straße und eines Teilbereichs der Johannes-Kepler-Straße beschlossen.
Graf-Luckner-Weiher und Kardinal-Faulhaber-Platz werden künftig beide nicht mehr ihre Namen behalten (Archivfotos).
Foto: Patty Varasano, Fabian Gebert | Graf-Luckner-Weiher und Kardinal-Faulhaber-Platz werden künftig beide nicht mehr ihre Namen behalten (Archivfotos).
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 22.05.2024 02:48 Uhr

Jetzt ist es amtlich: Der Kardinal-Faulhaber-Platz wird künftig schlicht und einfach "Theaterplatz" heißen. Das hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag ebenso einstimmig beschlossen wie die Umbenennung des Graf-Luckner-Weihers in der Sanderau, der zum "Sander Weiher" wird.

Im Vergleich zu den langen und kontroversen Diskussionen, die in den vergangenen Jahren im Stadtrat und der Bevölkerung über die Umbenennung zahlreicher Straßen wegen der NS-Verstrickungen ihrer bisherigen Namensgeber geführt wurde, war der Beschluss über die neue geografische Bezeichnung des kleinen Gewässers am Sanderauer Mainufer unproblematisch.

Felix Graf von Luckner soll Minderjährige missbraucht haben

Der Modell-Sport-Club Würzburg e.V. als Pächter des Grundstücks war ebenso dafür wie die Arbeitsgruppe Straßenbenennung des Stadtrats, weil Felix Graf von Luckner wohl mehrfach minderjährige Mädchen, darunter seine eigene Tochter, sexuell missbraucht haben soll. Er wurde dafür von den Nationalsozialisten vor Gericht gestellt, aber nicht verurteilt.

Deutlich länger dauerte es bis zur Entscheidung in Sachen Michael von Faulhaber: Zwar hatte der Stadtrat bereits im Oktober 2020 wegen der unrühmlichen Rolle des Kardinals in der NS-Zeit die Umbenennung mit überraschend deutlicher Mehrheit beschlossen, ein neuer Name musste aber erst gefunden werden. Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg (CSU) hatte damals die kurz zuvor verstorbene ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm als Namensgeberin vorgeschlagen. Die SPD-Fraktion beantragte die Umbenennung in "Theaterplatz", die jetzt vollzogen wird.

Platz soll zur grünen Oase umgestaltet werden

Durch die Namensgebung bilde der Platz, der nach dem Bau der neuen Straßenbahnlinie zu einer grünen Oase umgestaltet werden soll, zusammen mit dem Mainfranken Theater und der angrenzenden Theaterstraße "einen klaren Orientierungskomplex", heißt es unter anderem in der Empfehlung der AG Straßenbenennung.

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Nicht ganz einig waren sich Hauptausschuss und Stadtrat bei der Umbenennung der Richard-Strauss-Straße im Frauenland in Klara-Ullmann-Straße. Die CSU-Fraktion stimmte in beiden Gremien geschlossen dagegen, weil die Experten der vom Stadtrat eingesetzten Straßennamen-Kommission ursprünglich eine Kontextualisierung, also eine Erläuterung der NS-Vergangenheit des Komponisten an den Straßenschildern, vorgeschlagen hatte

Die AG Straßenbenennung empfahl nach weiteren Debatten dann aber die Umbenennung, die gegen die CSU-Stimmen mit klarer Mehrheit beschlossen wurde. Klara Ullmann (1853 – 1936) engagierte sich im jüdischen Gemeindeleben und war Leiterin des Israelitischen Frauenvereins Würzburg.

Umbenennungen auch aus praktischen Gründen

Zwei weitere Umbenennungen hat der Stadtrat aus praktischen Gründen vorgenommen: Die Johann-Sperl-Straße, die beim Neubau der Siligmüllerbrücke in einen Fuß- und Radweg umgebaut wurde, heißt ab sofort Johann-Sperl-Weg.

Außerdem wird der von Osten nach Westen verlaufende Teilbereich der Johannes-Kepler-Straße zwischen Hans-Löffler-Straße und Kreuzung Peter-Schneider-Straße/Äußerer Neubergweg auf der Keesburg zur Caroline-Herrschel-Straße. Weil dort unter anderem die Volkssternwarte zu finden ist, wird der Straßenabschnitt nach der bedeutenden Astronomin des 18. Jahrhunderts (1750 – 1848) benannt. Grund für die Namensänderung ist der unübersichtliche Straßenverlauf der Johannes-Kepler-Straße mit mehreren Abzweigungen, durch den es unter anderem für die Rettungsdienste immer wieder zu Problemen beim Auffinden bestimmter Adressen gekommen ist.

Für die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner entstehen durch die Umbenennungen keine Verwaltungskosten oder Gebühren. Beim Theaterplatz werden die bisherigen Hausnummern beibehalten.

 
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