
Die Schlange ist lang, die Schilder sind bunt und die Sprechgesänge laut. Für kurze Zeit bringt der Demozug, der sich am Freitagnachmittag über den Berliner Ring schlängelt, den Verkehr zum Stillstand. "Ihr könnt auch Fahrrad fahr'n, ihr könnt auch Fahrrad fahr'n", rufen die Demonstrantinnen und Demonstranten den wartenden Autofahrern entgegen. Einige reagieren entspannt, andere hupen und lassen den Motor aufheulen. Sie unterstützen den Protest der Klimabewegung nicht.
Nach aktuellen Angaben auf der Webseite klima-streik.org haben sich am Freitag deutschlandweit rund eine Viertelmillion Menschen an 259 angemeldeten Demonstrationen beteiligt, alleine in Berlin sollen es 24.000 gewesen sein. In Würzburg gingen die Organisatorinnen und Organisatoren von bis zu 2000 Teilnehmenden aus, nach Schätzungen der Polizei waren es rund 1700. Aufgerufen zur Teilnahme am 13. "Globalen Klimastreik" hatte die Würzburger Fridays for Future Ortsgruppe: "Es ist uns wichtig, die breite Masse der Menschen mitzunehmen. Wir brauchen den gesellschaftlichen Druck auf die Regierung, damit sie endlich handelt", erklärt Pressesprecherin Anna Kiesler.
Dabei sind es längst nicht mehr nur Schüler und Studierende, die sich beteiligen und für den Klimaschutz kämpfen. Beim Demozug, der an der Residenz vorbei durch die Neubaustraße und das Stadtzentrum zu einer Abschlusskundgebung auf den Mainwiesen führte, waren alle Generationen vertreten. Auch Gerhard von Hinten aus Margetshöchheim war dabei: "Wir tun zu wenig, und auch die Regierung tut zu wenig für unser Klima. Um die Klimakrise aufzuhalten, müssen wir jetzt aktiv werden. (…) Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen", betont der 74-Jährige.
Fridays for Future stellt vier Hauptforderungen an die Regierung
Die Forderungen der Demonstrantinnen und Demonstranten haben sich seit Gründung der internationalen Fridays for Future-Bewegung vor ziemlich genau fünf Jahren kaum verändert. Es geht im Wesentlichen um das schnelle Ende aller fossilen Brennstoffe und den Ausbau erneuerbarer Energien, um das im Pariser Klimaabkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel doch noch einhalten zu können. In Deutschland gehören auch die Verschärfung der Klimaschutzgesetze und die Einführung eines Klimageldes zur Liste der Forderungen.

Bei der Abschlusskundgebung mit Livemusik standen vier junge Menschen auf der Bühne und machten in ihren Redebeiträgen noch einmal deutlich, worum es der Protestbewegung geht. "Der Juli in diesem Jahr war der heißeste jemals aufgezeichnete Monat und hat zum ersten Mal die Erhöhung von 1,5 Grad überschritten", erklärt eine junge Doktorandin der Universität Würzburg als Sprecherin der Würzburger Splittergruppe "Scientists for Future". Noch gäbe es aber ein Zeitfenster und die Chance, den Klimawandel abwenden zu können.
Großen Applaus bekam auch der 15-jährige Elias, der nach den Sprechchören bei der zweistündigen Demonstration kaum noch eine Stimme hatte: "Es geht nur noch darum, die längst beschlossenen Schritte endlich umzusetzen. Uns rennt die Zeit davon." Eine weitere Fridays for Future Sprecherin forderte – ohne konkrete Empfehlung einer Partei – alle Anwesenden dazu auf, sich an der Landtagswahl am 8. Oktober zu beteiligen und nach einem Blick in die Wahlprogramme bei der Stimmabgabe "den Klimaschutz zu priorisieren."
Weltfremder gehts nimmer. Man muss sich nur die Plakate ansehen.
Mit dem Flieger nach Malle oder sonst in die weite Welt gereist?
um Ihre Frage zu beantworten:
Sie waren auf einer Hollandrundreise mit einem deutschen EV und mit den lokalen Öffentlichen und Fahrrädern unterwegs. Leider ist in Deutschland der ÖPNV auf dem Land noch stark ausbaubedürftig. Ansonsten wären wir komplett mit der Bahn gefahren.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Kitzinger Land
Christian Weißenseel