Es ist das politische Aufregerthema der vergangenen Monate: Wie schaffen wir energiesparendes Wohnen, wie werden Gebäude energieeffizienter? In Würzburg sitzt eine Einrichtung, die seit mehr als 30 Jahren erfolgreich dazu forscht und Wissen in die Praxis bringt: das Center for Applied Energy Research (CAE). Bis September 2022 gehörte es als eigener Bereich zum bayernweiten, einst in Würzburg gegründeten Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE).
Forschungseinrichtung ist nach Turbulenzen gesichert
Doch das bayerische Wirtschaftsministerium ließ Ende 2021 die Grundfinanzierung für das ZAE auslaufen – was für einige Turbulenzen und Unsicherheit sorgte. Mittlerweile hat man sich neu aufgestellt und das "CAE" mit allem Knowhow und Personal aus dem ZAE herausgelöst. Mit einem neuen Trägerverein bearbeitet das Center nun ausschließlich von Würzburg aus nationale und internationale Projekte mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Was hier im 2013 bezogenen, "lebenden" Forschungsbau am Hubland möglich ist – davon machte sich Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) an diesem Mittwoch ein Bild. CAE-Vorstand Hans-Peter Ebert erläuterte ihm aktuelle Forschungsprojekte, etwa zur Fassadenbegrünung, zur energetischen Nutzung von Regenwasser oder Sonnenenergie.
Beispielsweise neuartige Module fürs Dach, die – durch Einbeziehung von Wasser – Solarthermie und Photovoltaik, Stromerzeugung und Kühlung verbinden. Oder: das Projekt "ecoSquare", wo kein Tropfen Regenwasser das Grundstück verlässt, sondern für energetische Maßnahmen genutzt wird. Glauber zeigte sich beeindruckt und sicherte weiteres Fördergeld für das CAE zu.
Anlass seines Besuches war Aufnahme des CAE in die Bayerische Klima-Allianz, eine Plattform von mittlerweile mehr als 50 Verbänden, Einrichtungen und Unternehmen im Freistaat. Ziel ist es, sich zu vernetzen und den Klimaschutz in Bayern voranzubringen.
Glauber unterzeichnete mit den beiden CAE-Vorständen Hans-Peter Ebert und Jürgen Hartmann die "Gemeinsame Erklärung für eine Zusammenarbeit zum Schutz des Klimas". Darin sichert das CAE zu, weiterhin technische Grundlagen zu erforschen, um energie- und klimapolitische Ziele zu erreichen. Außerdem will man seine Expertise den Partnern in der Klima-Allianz zur Verfügung stellen.
Vorzeige-Einrichtung, wie Forschung in die Praxis gelangt
Als Architekt, der seine Diplomarbeit über Erneuerbare Energien geschrieben hat, betonte der Umweltminister den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. Pilotprojekten müsse noch viel häufiger eine Serienproduktion folgen. Vor Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung würdigte er die Leistungen des CAE. "Wir brauchen Technologie und Transformation in den Alltag, um den Klimawandel zu meistern."
Was technisch beim energieeffizienten und klimagerechten Bauen noch alles möglich ist, demonstriert das CAE mit konkreten Beispielen. "Wir zeigen, dass es funktioniert!", sagte der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Ebert. Damit schaffe man Vertrauen in die Technologie. "Wir stehen zwischen angewandter Grundlagenforschung und dem Heizungskeller der Menschen." Die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs und der fortschreitende Klimawandel hätten den Zeitdruck und die Erwartungshaltung der Akteure weiter verstärkt.
Das gemeinnützige CAE arbeitet mit rund 50 Beschäftigen bei Forschung und Entwicklung mit zahlreichen Unternehmen, Hochschulen und anderen Partnern zusammen. Gründungsmitglieder sind unter anderem die Stadt Würzburg, die IHK Würzburg-Schweinfurt, die Würzburger Gründerzentren TGZ und IGZ, die VR-Bank Würzburg sowie Unternehmen der Wirtschaft.
Zusätzlich zum Knowhow beim Bauen erschließt das CAE laut Ebert Themenfelder zur Wasserstoffnutzung und Digitalisierung. Neu ist auch eine Arbeitsgruppe zur Akzeptanz vom Klimaschutzmaßnahmen, etwa in Unternehmen. Man wolle Knackpunkte und Hindernisse ermitteln, sagt Ebert. Denn praktische Klimalösungen müssten nicht nur erforscht, sondern auch angenommen werden.