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Würzburg
Gilt schon ab dem kommenden Mittwoch: Bayern schafft die Isolationspflicht bei einer Corona-Infektion ab
In Bayern brauchen sich Corona-Infizierte bereits ab dem 16. November nicht mehr zu isolieren. Allerdings müssen sie außerhalb der eigenen Wohnung Maske tragen.
Keine Quarantäne mehr: Positiv auf Sars-CoV-2 Getestete dürfen in Bayern ab kommenden Mittwoch jederzeit die eigene Wohnung verlassen – allerdings müssen sie Maske tragen (Symbolbild).
Foto: Swen Pförtner, dpa | Keine Quarantäne mehr: Positiv auf Sars-CoV-2 Getestete dürfen in Bayern ab kommenden Mittwoch jederzeit die eigene Wohnung verlassen – allerdings müssen sie Maske tragen (Symbolbild).
Andreas Jungbauer
 und  Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Bayern und drei weitere Bundesländer kippen die Quarantäneregel: Bereits ab kommenden Mittwoch, 16. November, müssen sich Corona-Infizierte im Freistaat nicht mehr isolieren. Das hat Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Freitag bekannt gegeben.

Wer positiv auf Corona getestet ist, muss allerdings außerhalb der eigenen Wohnung eine Maske tragen – nicht so im Freien bei einem Mindestabstand von 1,50 Metern. Holetschek begründete die Lockerung mit einer veränderten Pandemielage. Vulnerable Gruppen – wie etwa in Seniorenheimen und Krankenhäusern – blieben durch andere Maßnahmen geschützt.

Details sollen laut Gesundheitsministerium bis Mittwoch ausgearbeitet werden. Laut einem gemeinsamen Eckpunktepapier der vier Bundesländer dürfen Seniorenheime, Kliniken und sonstige medizinische Einrichtungen bei einem positiven Test auch weiterhin nicht betreten werden. Dies betrifft Personal sowie Besucherinnen und Besucher. Gleiches gilt für Massenunterkünfte etwa für Obdachlose oder Asylbewerber. Ob Bayern weitere Auflagen oder Ausnahmen für positiv Getestete erlässt, war am Freitag noch unklar.

Vier Bundesländer heben die Isolationspflicht auf

Bereits am Donnerstag hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegenüber der "Augsburger Allgemeinen" die Änderung angekündigt: "Wir sind in einer anderen Phase, das Wegesperren und Zusperren ist kein Angebot mehr". Söder hält die Pandemie für überwunden und spricht aufgrund einer hohen Impfquote und der Vielzahl an durchgemachten Infektionen von einer "endemischen Phase". 

Neben Bayern wollen auch Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein die Isolationspflicht für Corona-Infizierte "zeitnah" aufheben. Bislang mussten sich Infizierte nach einem positiven Testergebnis für mindestens fünf Tage in häusliche Isolation begeben – und bis sie mindestens 48 Stunden symptomfrei waren, insgesamt bis zu einer Maximaldauer von zehn Tagen.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sieht aufgrund der veränderten Pandemielage die Zeit für mehr Eigenverantwortung gekommen. Grundlage der Entscheidung sei die wissenschaftliche Bewertung des Landesamtes für Gesundheit (LGL) sowie vieler Experten.

Bundesgesundheitsminister ist gegen eine Abschaffung der Corona-Isolation

Die Lockerung bedeutet Holetschek zufolge nicht, "dass wir dem Infektionsgeschehen freien Lauf lassen". Neben der Maskenpflicht für Corona-Positive gelte weiterhin der Grundsatz: "Wer krank ist, bleibt zuhause". Das heißt: Wer hustet, schnieft oder andere Symptome aufweist, sollte die direkte Begegnung mit anderen meiden – ähnlich wie bei Erkältungskrankheiten. 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Pläne kritisiert. "Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er sprach von einem Fehler und warnte vor einem "Flickenteppich" mit verschiedenen Regeln in den Bundesländern. "Es gibt auch keinen medizinischen Grund, jetzt auf die Isolationspflicht zu verzichten", so Lauterbach.

Noch gebe es durch Covid etwa 1000 Todesfälle pro Woche, man stehe vor einer "wahrscheinlich schweren Winterwelle". Deshalb sei es nicht verantwortbar, die Isolationspflicht wegzunehmen. Er fügte hinzu, der Arbeitsplatz müsse sicher bleiben.

Seit Beginn der Omikron-Welle hatten die strengen Quarantäne-Vorschriften immer wieder für Personalengpässe in Betrieben, Kliniken und Pflegeeinrichtungen auch in Unterfranken gesorgt. Die großen Träger von Senioreneinrichtungen hatten bereits vor einigen Wochen die Abschaffung der Isolationspflicht gefordert. Hintergrund ist die extrem dünne Personaldecke im Pflegebereich.

Zustimmung kommt aus Unterfranken, vulnerable Gruppen sollen aber geschützt bleiben

Für Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte, ist die Entscheidung aus München ein folgerichtiger Schritt. Das Gesundheitssystem und die Gesellschaft "müssen sich den jeweiligen Herausforderungen anpassen und dürfen nicht starr an Reaktionsmustern, die vor zwei Jahren richtig waren, festhalten".

Die Bedrohungslage habe sich deutlich gewandelt, angesichts der Impfquote "und unserem gewachsenen Wissen, ist Corona beherrschbarer geworden", so Held. Damit sei auch der Umgang mit "formal positiven Laborbefunden" im gesellschaftlichen Leben wie im Krankenhaus anders als zu Pandemiebeginn zu bewerten.

Am Würzburger Universitätsklinikum setzt man auf die Hygienekonzepte. Von einer Übertragung durch unerkannt Infizierte sei nicht auszugehen. Dass eine Aufhebung der Isolationspflicht den Personalausfall deutlich mildern könnte, glaubt der Ärztliche Direktor Prof. Jens Maschmann nicht. Schließlich sei ein Großteil der Infizierten tatsächlich auch krank und arbeitsunfähig.  

Vom Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt heißt es, die Anpassung der Isolierungspflicht sollte für Kliniken differenzierter betrachtet werden. Vulnerable Gruppen gelte es weiterhin zu schützen. Deshalb sei ein Tätigkeitsverbot für Corona-positive Mitarbeitende ohne Symptome weiter erforderlich. Zudem sollten die aktuellen Besuchs- und Hygieneregeln fortgeführt werden.

Mit Material von dpa

 
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  • Lebenhan1965
    Als vorsichtiger Mensch

    gehe ich aktuell schon mit Maske einkaufen.

    In Zukunft werde ich dann wahrscheinlich immer als Infizierter gesehen, der sich einfach nicht zurück nehmen kann und unbedingt draußen rum giegern muss.
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  • gabcht20581207
    Juup, so sehe ich das auch.
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  • FischersFritz
    Wer wissen will, wie gut die vielbeschworene „Eigenverantwortung“ funktioniert: Einfach mal in einer Schulklasse oder am Arbeitsplatz nach Leuten mit Erkältungssymptomen umsehen. Es gibt immer mehr als genug rücksichtslose Ignoranten, denen die Gesundheit anderer Menschen meilenweit am Allerwertesten vorbeigeht …

    Gut, man könnte jetzt sagen, dass sich nicht viel ändert. Denn es gab keine Testpflicht ... und wo keine Testpflicht, da keine Quarantäne-Pflicht ... im Zweifelsfall hat man halt von der eigenen Erkrankung nix gewusst …

    Ich kenne Leute, die sind ohne mit der Wimper zu zucken positiv (selbst-)getestet zum Einkaufen gegangen („Weiß ja keiner …“). Und kommen sich nicht mal blöd dabei vor - sondern halten sich für clever.

    So etwas wie „Eigenverantwortung“ gibt’s für mich nicht. Das wird in unserer Gesellschaft als Freibrief für „ich-mache-was-ICH-will“ aufgefasst …

    Deswegen halte ich die bayerische Entscheidung für ein vollkommen falsches Signal zum falschen Zeitpunkt …
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  • wolfgang3
    Dublette.
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  • wolfgang3
    Wer positiv auf Corona getestet ist, muss allerdings außerhalb der eigenen Wohnung eine Maske tragen. Wer macht das ??? Da kann ich mir gleich ein Schild umhängen "Ich bin positiv". So eine Schwachsinns-Entscheidung
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  • Laeufer61
    Es tun sich noch mehr Fragen auf:...

    ...Wer will, darf und kann das kontrollieren ("Maskenpflicht für Corona-Positive") - mit welchen Sanktionen bei Verstoß?
    An wen kann sich wegen Diskriminierung wenden, wer durch freiwilliges Maskentragen aus Hygienegründen als Infizierter gemobbt wird auch wenn er es nicht ist? 🤷‍♂️
    In meinen Augen ein völlig nutzloses Deckmäntelchen für ein Verhalten der bayr. Politik, das nur auf die nächste Wahl schielt.
    Wem das im Endeffekt nutzt, werden wir nächstes Jahr erleben...
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Unser Herr Lauterbach mal wieder:

    "...man stehe vor einer "wahrscheinlich schweren Winterwelle" und sei "am Vorabend einer ansteckenderen Variante"...."

    Woher stammen diese Erkenntnisse? Genau. Reines Panik- und Angstschüren.
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  • FischersFritz
    Das Ansteigen der Fallzahlen folgt einem saisonalen Trend – und dass sich neue Varianten nur dann durchsetzen, wenn sie sich schneller verbreiten als die vorherigen, ist ein Naturgesetz.

    Also beides aus empirischer Erfahrung begründete Annahmen …

    Worauf stützt sich Ihre polemische Kritik daran nun konkret?
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  • steffen.cyran@freenet.de
    "....Ansteigen der "Fallzahlen"..."

    Diese sogenannten "Fallzahlen" waren vor einigen Wochen ganz erheblich angestiegen und Lauterbach hat von einer riesigen Welle schwadroniert. Aber ganz im Gegenteil, die Zahlen sind wieder stark gefallen.

    Und daß die sog. "Fallzahlen" sowieso ohne Relevanz sind, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, denn sie sind komplett abhängig davon, wieviel getestet wird.
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  • FischersFritz
    Aha … wenn die Zahlen fallen, dann entlarven sie den Lauterbach als Schwindler, aber wenn sie steigen, sind sie ohne Relevanz …!?

    Alles klar, werter Nogel, alles klar …
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Und der "werte Fritz" hats wieder mal nicht vestanden:

    "Fallzahlen" haben aus bekannten Gründen wenig Aussagekraft. Und diese fallen ZUDEM noch. Und TROTZDEM sieht Lauterbach gefährliche Wellen über uns hereinbrechen und versucht, Ängste zu schüren.
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  • FischersFritz
    Jep, Sie haben vollkommen Recht.

    Ich verstehe einfach nicht, wie man den „Fallzahlen“ die Aussagekraft absprechen UND SIE GLEICHZEITIG als Argument für die eigenen Position nutzen kann …

    ENTWEDER, Sie führen die sinkenden Fallzahlen ins Feld, um Lauterbachs Aussage zu widerlegen ODER Sie sprechen den Fallzahlen die Aussagekraft ab …

    Beides gleichzeitig geht nicht, werter nogel. Das lassen die Gesetze der Logik nun mal einfach nicht zu … 😉
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Vielleicht fragen Sie H. Lauterbach und lassen sich vom ihm alles erklären.

    ER ist es, der den "Fallzahlen" eine hohe Bedeutung beimißt und ER ist es, der trotz sinkender Zahlen ein Horrorszenario ausruft.
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  • henner59
    Schluss mit der Geiselnahme, Söder mag ich nicht, aber jetzt hat er Recht was er jetzt macht, kann man nur seinen Beratern zu gute schreiben. Es muss wieder aufwärts gehen. Die Übersterblichkeit ist zur Zeit zu hoch, darüber spricht keiner. Ich hoffe und wünsche, nein ich will das Bayern, Franken und was dazu gehört, der Vorreiter in Sozialen Bestandteil in Deutschland bleibt.
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  • k.a.braun@web.de
    Weil hier mal wieder der Spruch kommt, Risikopersonen sollen sich selbst schützen: das bringt nicht genug. Eine Studie des Max-Planck-Instituts wies bereits im vergangenen Winter nach, dass die Ansteckungsgefahr nach einer Stunde nur 0,4 Prozent beträgt, wenn alle Beteiligten eine FFP2-Maske tragen. Trägt der Infizierte keine, erhöht sich die Gefahr für den Nichtinfizierten auf 20 Prozent! Und wenn beide maskenlos sind, ist die Ansteckung schon nach wenigen Minuten fast garantiert.

    Damals dominierten aber in Deutschland noch nicht die hochansteckenden Omikron-Varianten, die Ergebnisse dürften also heute noch ungünstiger ausfallen.

    Da die Mainpost ja besonders bei den Befürwortern der Schutzmaßnahmen gerne Quellen verlangt und ansonsten die Kommentare nicht zulässt, gibt's hier ein schickes Schaubild vom BR: https://pbs.twimg.com/media/FPXCKrWWYAQHeJp?format=jpg&name=900x900
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  • MaiRau@web.de
    ...und somit wird jeder freiwillige, nicht infizierte Maskenträger als Infektionsträger stigmatisiert..
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  • FischersFritz
    Sehen wir das doch mal positiv – dann halten die Leute wenigstens freiwillig Abstand … 😉
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  • juergenmagic@t-online.de
    Weise Entscheidung, die überfällig war. Österreich macht es uns diesbezüglich schon seit Sommer vor. Außerdem kann ja jeder eine Maske tragen, wenn er will. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht gehört als nächstes auf den Prüfstand.
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  • hartwig.schweinfurt@arcor.de
    Das Herr Söder einmal Vorreiter ist und was richtig macht hätte ich ihm nicht zugetraut. Macht er dass m der Ampel zu zeigen wo der Hammer hängt oder weil Landtagswahlen anstehen? Egal endlich mal eine richtige Entscheidung
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  • peggy@myknauer.de
    Und das ist kein „dummer Spruch“ - ich gehöre selbst zu dieser stärker gefährdeten Personengruppe.
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