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Würzburg
Gemeinschaft durch Dialog: Klaus Reder wurde für sein Engagement bei Sant'Egidio mit dem  Bundesverdienstorden geehrt
Durch die Arbeit im Team das Unmögliche möglich machen und die Gemeinschaft stärken. Seit vier Dekaden setzt sich Klaus Reder dafür ein, den Dialog zu suchen.
Prof. Dr. Klaus Reder wurde für sein Engagement bei Sant'Egidio mit dem Bundesverdienstorden geehrt.
Foto: Thomas Obermeier | Prof. Dr. Klaus Reder wurde für sein Engagement bei Sant'Egidio mit dem Bundesverdienstorden geehrt.
Milia Geisler
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:37 Uhr

Gemeinsam den Dialog suchen, trotz aller Differenzen. Manchmal kann dies fast unmöglich erscheinen. Professor Klaus Reder hat es sich jedoch zum persönlichen Motto gemacht und blickt auf mittlerweile 40 Jahre ehrenamtliches Engagement bei der katholischen Organisation Sant'Egidio zurück. 

Am 17. Januar überreichte Kultusstaatssekretärin Anna Stolz dem Heimatpfleger und Honorarprofessor den Bundesverdienstorden. Damit wurde ihm die höchste Anerkennung zugesprochen, die in der Bundesrepublik für Dienste am Gemeinwohl ausgesprochen wird. Wer ihn für die Auszeichnung vorgeschlagen hat wisse er nicht. Eines Tages habe er den Brief erhalten, die Überraschung war groß.

Sein Engagement bei einer christlichen Organisation zeichnete sich bereits frühzeitig ab. Bereits in seiner Jugend hätte er eine "klassisch katholische Karriere" absolviert, sei unter anderem Ministrant gewesen. Während des Studiums habe er dann eine konkrete Aufgabe gesucht, in der er sich engagieren konnte. So sei er 1983 zu Sant'Egidio gekommen.

Reders Heimatbegriff beinhaltet Platz für alle

Ein einzelnes Ziel hätte er nicht gehabt und habe es auch aktuell nicht. Vielmehr wolle er progressiv mit seinem Engagement einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Zunächst hätte er Kindern helfen wollen, zu Zufriedenheit und Solidarität zu finden, führt Reder aus. Dabei entdeckte er aber auch das Engagement für ältere Menschen. Er wolle diesen helfen, auch im Alter ein selbst bestimmtes Leben führen zu können. Möglich sei dies beispielweise durch die Organisation von Wohngemeinschaften älterer Menschen. In diesen erführen die Menschen quasi eine neue Art der Familie, eine Möglichkeit, gemeinsam ihre Einsamkeit zu überwinden.   

Nach dem Studium arbeitete Reder zunächst an der Universität Würzburg und anschließend beim Bezirk Unterfranken als Heimatpfleger. Auch darin spiegelt sich seine Einstellung wider. In seiner Arbeit vertrete er einen weiten Heimatbegriff, der offen und dynamisch sei. Heimat bedeute, allen einen Platz zu geben, die diesen möchten. 

Man dürfe nie glauben, dass etwas unmöglich sei, das habe er gelernt. So müsse man immer die vereinenden Aspekte suchen, statt die trennenden zu fokussieren. "Man muss miteinander reden". Mit diesem Credo hätten sich früher oder später immer Wege aufgetan. 

Halt fand Reder in schwierigen Situationen im Glauben

Bis heute hätte er viel erleben dürfen. So sei er in Vietnam an der Produktion von Seife durch die Anschaffung einer Kobraölpresse beteiligt gewesen, um die Hygienesituation zu verbessern. In Malawi habe er in einer Apotheke geholfen sowie finanzielle Mittel und Medizin mobilisiert. Ganz aktuell ist er mit Sant'Egidio an Hilfslieferungen in die Ukraine beteiligt. Von dort aus würden und wurden außerdem Patientinnen und Patienten zur Dialyse nach Deutschland gebracht.

Wenn Situationen besonders herausfordernd gewesen seien, hätte der Glaube ihm Halt gegeben. Dadurch könne er sich immer wieder daran erinnern, dass es nicht um das Individuum, sondern um das Gute in der Welt geht. Denn "es gibt einen Schrei nach Frieden. [...] Und diesem Schrei nach Frieden Gehör zu geben, ist eine Herausforderung - auch für mich, jeden Tag."

Durch gemeinsame Arbeit kann der einzelne Balance finden

Auf die Frage, ob das ehrenamtliche Engagement sein Privatleben beeinflusst habe, sagt er, man müsse natürlich stets die eigenen Grenzen kennen. Privat und sozial lasse sich aber auch nicht trennen, da auch das Privatleben vom gemeinschaftlichen Leben mitbestimmt sei. 

Bezogen auf sein Engagement, so Reder, sei die Balance dadurch möglich, dass die Aufgaben bei Sant'Egidio nicht nur auf eine Person zugeschnitten seien. Einzelne Personen könnten sich immer zurückziehen, wenn andere Dinge priorisiert werden müssten. Die Arbeit im Team lasse somit stets auch Raum für die Lösung persönlicher Probleme. 

Ohne Balance sei man nicht offen für die Gemeinschaft. "Wenn man nicht überlegt, wie es den Anderen geht, fehlt etwas." 

 
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