Vergangenen Freitag wandte sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit einem offenen Brief zum Thema „Elektromobilität“ an die Bundeskanzlerin. Hintergrund war Merkels Einladung zu einem Diesel-Gipfel mit Vertretern von Städten, die von besonders hohen Stickstoffoxid-Werten betroffen sind. „Würzburg war beim Dieselgipfel nicht vertreten“, sagt Rathaussprecher Christian Weiß.
Die Probleme einer Großstadt im ländlichen Raum
Schuchardt macht in seinem Schreiben auf die Situation Würzburgs aufmerksam, das als „Großstadt in einem ländlich strukturierten Raum vor anderen Herausforderungen als Zentren in Ballungsgebieten“ stehe. Die Luftqualität werde vor allem durch tägliche Pendlerfahrten belastet, so der OB. Sein Vorschlag an die Kanzlerin? Elektromobilität für Pendler attraktiver zu gestalten, sprich die Pendlerpauschale für Nutzer von E-Autos auf einen Euro zu erhöhen. Derzeit liegt die Pauschale bei 30 Cent für jeden Entfernungskilometer. So könne nach Schuchardts Ansicht die Lebensqualität in Großstädten im ländlichen Raum wesentlich verbessert werden.
Bundeskanzlerin Merkel kündigte am Montag nach dem Diesel-Gipfel mit Oberbürgermeistern und Bürgermeistern von 23 besonders stark betroffenen Kommunen an, dass der Bund den geplanten Mobilitätsfonds von 500 Millionen auf eine Milliarde aufstocken wird. Mit dem Geld sollen Kommunen beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder Investitionen in schadstoffarme Busse unterstützt werden. Über die Verwendung der Mittel soll eine Koordinierungsstelle entscheiden, die direkt im Kanzleramt angesiedelt ist. Ende Oktober sollen weitere Maßnahmen besprochen werden.
Freude in Würzburg
Auch wenn die Bundeskanzlerin nicht auf den Vorschlag des Würzburger Oberbürgermeisters eingegangen ist – Grund zur Freude in Würzburg gibt es allemal. „Die Förderung von Elektrobussen im ÖPNV, wie kürzlich beim ersten Diesel-Gipfel beschlossen, war ein erster, kleiner Schritt in Richtung einer nachhaltigen Emissionsminderung im städtischen Verkehr“, sagt WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer.
Die jetzt erfolgte Verdoppelung des Fonds sieht Schäfer hingegen als „weit sinnvoller“. „Kommunen wie Würzburg können damit ihre Infrastruktur für E-Mobilität aufbauen, emissionsfreie Busse beschaffen und auch das Angebot des umweltfreundlichen E-Mobils Straßenbahn noch attraktiver gestalten“, so Schäfer.
Auch der städtische Umwelt- und Kommunalreferent Wolfgang Kleiner begrüßt in einer Stellungnahme die neuen Mittel. „Ob und wie viel jede der betroffenen Regionen erhalten wird, wird sich zeigen“, so Kleiner. „Würzburg hätte sicher Ideen gemäß der zweiten Fortschreibung des Luftreinhalteplans und des Klimaschutzkonzeptes, unseren Anteil einzusetzen.“ Er sieht viele Einsatzmöglichkeiten für die Fördergelder: „Beispielsweise zum Ausbau der Elektromobilität, des ÖPNV, der Mobilstationen, für emissionsarme Busse, Verbesserung des Straßenbahnnetzes, Förderung des Radverkehrs, Erweiterung von Carsharing-Stationen.“
Schneller zur Linie 6?
WVV-Chef Schäfer hingegen hat bereits eine konkrete Idee, wo das Geld hinfließen könnte: „Obwohl konkrete Zusagen und Ergebnisse noch ausstehen, würde sich mit einer entsprechenden Förderung der Ausbau der Straßenbahnlinie 6 zum Hubland sicherlich leichter und schneller realisieren lassen.“
Mit dem Thema wird sich am Donnerstag wohl auch der Ferienausschuss des Würzburger Stadtrats beschäftigen. Von ZfW-Stadtratsmitglied Wolfgang Baumann liegt eine Anfrage an den Oberbürgermeister vor, welche Nachrüstungsmaßnahmen an den städtischen Bussen zur Reduzierung der Abgase beabsichtigt sind, so eine Pressemitteilung der ZfW. Baumann fordert, „dass die städtischen Verkehrsbetriebe keine Dieselbusse mehr anschaffen.“
Die Belastung in Würzburg
Der Tagesmittelwert bei Feinstaub beträgt 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. „An 35 Tagen im Jahr dürfen Kommunen diesen Tagesmittelwert überschreiten“, so der Pressesprecher des Landesamts für Umwelt. „Seit 2012 wurden bei allen bayerischen Messstationen die Grenzwerte für Feinstaub eingehalten.“ Grenzüberschreitungen treten hingegen bei Stickstoffdioxid auf.
Im vergangenen Jahr wurde der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter mit gemessenen 42 Mikrogramm pro Kubikmeter in Würzburg knapp überschritten. In München wurden 2016 beispielsweise bis zu 80 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, so der Pressesprecher des Landesamts für Umwelt. In der Stadt Würzburg wird derzeit zur Einhaltung des Grenzwerts die zweite Fortschreibung des Luftreinhalteplans durchgeführt.
Geld dort investieren, wo es langfristig sinnvoll ist. Mobilität 4.0 heißt Digitalisierumg des Verkehrs, heißt autonomes Fahren. Heißt stärkere Nutzung der Schiene und des ÖPNVs. Das autonom fahrende Auto wird tendenziell nur dann noch gebraucht wenns darum geht Lücken zu schließen. Deshalb gilts jetzt das (knappe) Geld dort zu investieren wos langfristig Sinn macht. Also in die Schiene, den ÖPNV und in eine Fahrradverkehrsinfrastruktur. Keines Fall aber in neue Strassenprojekte. Denn selbst das autonom fahrende Auto wird kein Massenverkehrsmittel mehr sein. Es wird fahren und nicht wie heute 95% seines Autolebens rumstehen. Insofern war die Entscheidung der Bürger nicht in eine teuere Tiefgarage zu investieren weitaus klüger und weitsichtiger als die des Stadtrates.