Man schreibt den 30. April 1907. Am neu gebauten Bahnhof in Gelchsheim versammeln sich die Honoratioren der Marktgemeinde in Gehrock und Zylinder. Eine Gruppe junger Frauen in der Festtagstracht des Ochsenfurter Gaus steht inmitten der Schar kleiner und großer Gelchsheimer am Bahnsteig vor dem Stationsgebäude. Niemand will sich das Ereignis entgehen lassen, das die kleine Welt des Ochsenfurter Gaus tiefgreifend verändern sollte. Auf den Tag genau vor 115 Jahren machte sich die Gaubahn auf ihre erste Fahrt von Ochsenfurt nach Röttingen.
Die Blicke richteten sich damals auch auf den eingeschossigen, verbretterten Holzständerbau, in dem in Zukunft sowohl Fahrgäste als auch Waren und Güter abgefertigt werden sollten. Dem Empfangsgebäude mit der Schalterhalle und dem Warteraum ist ein Güterschuppen angeschlossen sowie eine Laderampe mit dem Giebel darüber. Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Gaus wurde der Bahnanschluss ein Tor zur Welt, für Landwirtschaft und Gewerbe zu einer Quelle des Wohlstands.
Ursprünglich sollte die Gaubahn über Giebelstadt fahren
Die Pläne für eine Bahnstrecke gehen zurück bis ins Jahr 1870. Wie Günter Stock, aufgewachsen als Müllersohn in Tückelhausen und späterer Bürgermeister von Margetshöchheim es in seinem Buch "Die Gaubahn" schildert, stand damals allerdings noch eine Linienführung über Goßmannsdorf, Giebelstadt, Röttingen und Weikersheim zur Debatte. Auch nachdem im April 1884 das erste Bayerische Lokalbahngesetz verkündet wurde, verfocht das inzwischen in Giebelstadt gegründete "Lokalkomitee zur Erbauung einer Eisenbahn durch den Ochsenfurter Gau" diese Vorstellung.
Als Kämpfer für die schließlich gewählte Trassenführung erwies sich Ökonomierat Georg Heil (1866 bis 1921). Der damals noch in Tückelhausen ansässige Gutsbesitzer, der später nach Gelchsheim übersiedelte, plädierte unermüdlich - und nicht ganz uneigennützig - für die Strecke Ochsenfurt–Röttingen. Nachdem er sich 1894 dem "Lokalkomitee Röttingen" angeschlossen hatte, war es nicht zuletzt seinem Einsatz zu verdanken, dass der Landtagsausschuss sechs Jahre später diese Strecke genehmigte.
Gastarbeiter aus Italien waren begehrte Spezialisten für den Schienenbau
Beim Bau der Strecke kamen zahlreiche Gastarbeiter aus Italien zum Einsatz, die damals als anerkannte Fachleute für den Schienenbau galten. Nachdem die Pläne für die sogenannte Gaubahn verwirklicht waren, erfolgte - nach der Zustimmung durch Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold von Bayern - die Einweihung am 30. April 1907.
Im Jahre 1908 folgte der Baubeginn der Bahnlinie Weikersheim-Creglingen und verband die Gaubahn mit dem Taubertal. Diese Srecke wurde am 17. November 1909 eröffnet. In den Jahren 1934/36 wurden Stichbahnen von Gaukönigshofen aus zum Militärflugplatz Giebelstadt und von Gelchsheim zum Gelchsheimer Flugplatz verlegt, die aber nur militärischen Zwecken dienten.
Zu der Geschichte des Gebäudes zählen die vielen Pendlerinnen und Pendler, die von dort täglich ihren Weg zur Arbeit angetreten haben, aber auch die Soldaten, die sich während zweier Weltkrieg dort, oftmals ohne Wiederkehr, von ihren Familien verabschieden mussten. Davon erzählt ein Film, in dem dem Bahnhof im September 1986 ein Rolle zukam.
Wie der Gelchsheimer Bahnhof zu einer Filmrolle kam
Damals diente die Station unter dem Namen "Werdenbrück" als Kulisse bei der ZDF-Verfilmung des 1956 erschienen Romans "Der schwarze Obelisk" von Erich Maria Remarque (1898-1970). Der Film handelt von den Überlebenden des Ersten Weltkrieges, die nach ihrer Kriegserfahrung kein normales Leben mehr aufbauen konnten. Hintergrund der Handlung sind die Weltwirtschaftskrise und die rasant steigende Inflation in Deutschland.
Auf der Stichstrecke nach Creglingen wurde der Personen- und Güterverkehr bereits Anfang 1967 eingestellt. Am 28. September 1974 verkehrte der letzte Personenzug fahrplanmäßig auf der Gaubahnstrecke. Danach wurde die Gaubahn fast nur noch für den Güterverkehr genutzt. In der Hauptsache rollten die Züge, um im Herbst die Zuckerrüben nach Ochsenfurt in die Zuckerfabrik zu transportieren. Diese Ära endete am 15. Dezember 1990 mit der letzten Fahrt eines Rübenzuges auf der Gaubahnstrecke.
Eine Dampflok zog den letzten Zug auf der Gaubahnstrecke
Bevor der Abschiedszug, gezogen von einer historischen Dampflok aus dem Verkehrsmuseum Nürnberg, am 3. Mai 1992 durch die Landschaft im südlichen Landkreis Würzburg rollte, hatte der 1985 gegründete Verein "Gaubahnfreunde" der Strecke mit Sonderfahrten Leben eingehaucht. 1994 begann der Abbau der Gleisanlagen, bevor die Trasse zwei Jahre später zum Radweg ausgebaut wurde und heute unzählige Radler einlädt, die kleinen Dörfer des Ochsenfurter Gaus zu erkunden.
Übrig geblieben sind drei der Bahnhofsgebäude - jener in Gelchsheim und die beiden anderen in Gaukönigshofen und Röttingen. In Gelchsheim finden Radfahrer im Sommer ein schützendes Dach und Sanitäranlagen. Im Güterschuppen hat der Gemeindebauhof Gerätschaften untergebracht. Der Rest des Gebäudes ist ungenutzt.
Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Der äußere Zustand wirkt desolat unter der rotbraunen Farbe, die noch im Original erhalten ist. Während sich die Innenräume und auch der Keller auf den ersten Blick sauber und aufgeräumt zeigen, wären hier die Elektrik und die Wasserleitung zu erneuern, sagt Bürgermeister Roland Nöth. Auch die alten Fenster hätten eine Sanierung nötig, vor allem aber müssten die Schäden im Dach behoben werden, um einem weiteren Verfall vorzubeugen.
Ein kleines Gaubahn-Museum im ehemaligen Bahnhof?
Roland Nöth hat eine besondere Beziehung zum Bahnhof. Sein 1986 verstorbener Großvater, Reichsbahnsekretär Josef Nöth, leitete hier 30 Jahre lang den Bahnbetrieb. Allein zur Schadensbegrenzung müssten die Reparaturen am Gebäude dringend in Angriff genommen werden, sagt der Bürgermeister. Was dem gegenwärtig entgegenstehe, seien die fehlenden Mittel und vordringliche Aufgaben wie die Renovierung des Rathauses und die Schaffung von Bauplätzen.
Für die Sanierung des Bahnhofs müsste die Denkmalschutzbehörde mit ins Boot geholt werden, erklärt Nöth weiter. Danach könnte er sich Café, eine Verkaufsstelle und vielleicht sogar ein kleines Gaubahn-Museum im alten Bahnhofsgebäude vorstellen.
einen solchen Zug stellen sich die Bahnhofgemeinden zB bei der * >> Steigerwaldbahn << * von " KT nach SW " bei einer Ertüchtigung der Strecke " wieder vor ! "
>>> Eine Dampflok zog den letzten Zug auf der Gaubahnstrecke <<<
Dabei wäre ein neuer moderner Zug eine Wohltat..... für Auge und Ohr.