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Schlussakt vor einem Jahrzehnt
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
OCHSENFURT (KLS) Der Frühling ist angebrochen. Und so bevölkert sich wieder der Gaubahn-Radweg zwischen Thierbach und Taubertal mit Radlern, Wanderern und Joggern. Für die Bahn selbst brachte der Frühling vor zehn Jahren aber kein Erwachen, sondern den von der Öffentlichkeit unbemerkten ultimativen Schlussakt.

Am 24. März 1994 wurde das allerletzte Gleisjoch der Strecke im ehemaligen Bahnhof Tückelhausen vom Bagger aus dem Schotter gehoben. Es ging, wie viele vorher, den Weg des alten Eisens - per Lastzug zur Schrottverwertung. Gut zwei Jahre später war der Radweg fertig, der bis auf kleine Ausnahmen genau auf der ehemaligen Schienentrasse verläuft und sich wachsender Beliebtheit erfreut.

Knapp 87 Jahre währte die Ära der Gaubahn. Eröffnet wurde sie im Jahr 1907. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich die Konkurrenz des Autos bemerkbar. Im September 1974 fuhr der letzte planmäßige Personenzug von Ochsenfurt nach Weikersheim. Doch auch danach wurde noch mit der Gaubahn gereist. Die katholische Gemeinde Sankt Andreas Ochsenfurt führte ab 1976 alle zwei Jahre ihre Laudenbach-Wallfahrt mit der Gaubahn durch. Der 1985 gegründete Verein "Gaubahnfreunde" organisierte viele Sonderfahrten. So konnte das Publikum der Röttinger Festspiele auf der Schiene anreisen. Eisenbahnvereine, Firmenbelegschaften, Kindergärten, das Volksbildungswerk Ochsenfurt, das Uffenheimer Ferienprogramm und andere machten Zugausflüge durch den Gau. 1987 gab es Sonderfahrten zum 80-jährigen Bestehen mit der Museums-Diesellok V80, umrahmt von Musik und Folklore. Im Mai 1992 verkehrte der Abschiedszug mit der Dampflok 50 622 unter großer Anteilnahme der Eisenbahnfreunde auch von weit her.

Aber der Niedergang kam schon vorher. 1990 rollten letztmals Zuckerrüben, die über 90 Prozent des Frachtaufkommens ausmachten, per Bahn nach Ochsenfurt. Zuckerfabrik und Rübenbauernverband hatten sich zum ausschließlichen Transport auf der Straße entschlossen. Danach nutzten hauptsächlich noch Firmen in Creglingen die Schiene, bis auch das im Mai 1992 endete. Der 1991 von der DB beantragten und vom Wirtschaftsministerium genehmigten Stilllegung folgte der schrittweise Abbau, der im Januar 1992 zwischen Tauberrettersheim und Schäftersheim begann und im März 1994 in Tückelhausen endete. Dazwischen verkehrten gelegentlich Arbeitszüge auf dem immer kürzer werdenden Gleisrest. Im September 1993 wurde Grünausschnitt von der Hauptstrecke Würzburg-Ansbach zur Ablagerung nach Tückelhausen gebracht mit der Diesellok 211 023, die auch schon Geschichte ist und in Hof museal erhalten wird. Es war die allerletzte Bewegung von Schienenfahrzeugen auf der Gaubahn.

 
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