"Es war einmal . . ." Fast wie ein Märchen aus alter Zeit klingt die Geschichte der 1907 eröffneten Gaubahn, die 1992 ihr Ende nahm.
Wie sehr sich unter den zahlreichen Besuchern besonders die ältere Generation an den Gauzug erinnerte, das zeigte sich bei der Ausstellung, die von den Eisenbahnfreunden Weikersheim in der Deutschherren-Halle organisiert wurde.
Die kleinen Besucher verfolgten mit Begeisterung, wie Vorsitzender Jens Weber den Zug über die acht Meter lange Miniatur Nachbildung des Gaukönigshöfer Bahnhofs rollen ließ. Bei der im Maßstab 1:87 gefertigten Anlage erwacht das gesamte Areal mitsamt einiger Zuckerrübenbauern und Arbeitern auf den umliegenden Feldern zu einem nostalgischen Bild.
Auch heute noch ausschließlich mit der Geschichte der Gaubahnbahn befasst
Laut Pressesprecher Uwe Sieber (Bad Mergentheim), dessen Wissen bei der Ausstellung sehr gefragt war, wurde die transportable Anlage zehn Jahre lang gebaut und erweitert. Neben dem zweiten Vorsitzenden Klaus Stäck (Ochsenfurt), sind es rund zehn Mitglieder der einstigen Ochsenfurter Gaubahnfreunde, die auch heute noch ausschließlich mit der Geschichte der Gaubahnbahn befasst sind. Den Weikersheimer Eisenbahnfreunden haben sich die Ochsenfurter angeschlossen nachdem ihr Verein sich aufgelöst hat.
Wie der gebürtige Gaukönigshöfer Sieber erklärt, hat seine Leidenschaft für die Gaubahn vor rund 20 Jahren begonnen. Die Gaubahn war, wie er sagt, ein wichtiges Fortbewegungsmittel, das nicht in Vergessenheit geraten dürfe. Die Erinnerung daran müsse für die Zukunft erhalten werden.
Auf den unzähligen Dokumenten und Fotos, die von den Gaubahnfreunden in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt wurden, geben bei der Ausstellung rund 600 Exponate Auskunft über ein vergangenes Stück Ochsenfurter Gau-Geschichte.
Rund 28 Kilometer lange Strecke eine Erleichterung für die ländliche Bevölkerung
Angefangen von Ochsenfurt war die rund 28 Kilometer lange Strecke über Tückelhausen, Acholshausen, Gaukönigshofen, Sonderhofen, Gelchsheim, Aub-Baldersheim, Burgerroth, Bieberehren bis nach Röttingen eine Erleichterung für die ländliche Bevölkerung.
Nachdem die Pläne für eine Gaubahn, die zurückgehen gehen bis ins Jahr 1870, verwirklicht worden waren, erfolgte die Einweihung der Strecke am 30. Mai 1907. 1908 begannen die Bauarbeiten der Bahnlinie Röttingen-Weikersheim und Röttingen-Creglingen. Diese Linie wurde am 17. November 1909 eröffnet.
In den Jahren 1934/ 36 erfolgte der Bau von Stichbahnen von Gaukönigshofen aus zum Militärflugplatz Giebelstadt und von Gelchsheim zum Gelchsheimer Flugplatz. Anfang 1967 wurden sowohl der Personen- wie auch der Gütervekehr auf der Stichbahn nach Creglingen eingestellt. Im September 1974 wurde auch der Personenverkehr zwischen Ochsenfurt und Weikersheim eingestellt.
Ende 1990 rollte der letzte Rübenzug auf der Gaubahnstrecke
Danach wurde die Gaubahn fast nur noch für den Güterverkehr genutzt. In der Hauptsache rollten die Züge, um im Herbst die Zuckerrüben in die Ochsenfurter Zuckerfabrik zu transportieren. Diese Ära ging am 15. Dezember 1990 zu Ende mit der letzten Fahrt eines Rübenzuges auf der Gaubahnstrecke.
Bevor der Abschiedszug, gezogen von einer Dampflok, am 3. Mai 1992 durch die Landschaft im südlichen Landkreis Würzburg rollte, hatte der 1985 gegründete Verein "Gaubahnfreunde" der Strecke mit Sonderfahrten Leben eingehaucht. Im Jahre 1994 wurde 88 Jahre nach Eröffnung der Gaubahnstrecke mit dem Abbau der Gleisanlagen begonnen. Das allerletzte Gleisstück wurde am 24. März 1994 auf dem ehemaligen Bahnhof in Tückelhausen aus dem Schotter gehoben.
Einige der Stationsgebäude an der Strecke sind bis heute erhalten geblieben und haben einen neuen Verwendungszweck. Auf der ehemaligen Bahntrasse begann 1996 der Ausbau zum "Gaubahn Radweg." Diese Strecke verbindet heute den Maintal-Radwanderweg über das Gollachtal mit dem Fernradweg Liebliches Taubertal.