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Tauberrettersheim
Gegen den Landschaftsschutz, für Baugebiete an der Tauber
In Tauberrettersheim sollen die Flächen rings um die Öchsner-Villa, die weitgehend auch dem Bürgermeister gehören, nicht mehr unter Landschaftsschutz gestellt werden.
Die Grünfläche im Vordergrund und ein Grünstreifen hinter dem Weg sollten wieder zurück ins Landschaftsschutzgebiet. Der Bau- und Umweltausschusses des Landkreises Würzburg jedoch lehnte den Antrag der Grünen-Fraktion ab. Die Grünfläche links des Wohnhauses ist zu weiten Teilen im Besitz des Tauberrettersheimer Bürgermeisters, dessen Tochter hier bereits gebaut hat.  Foto: Thomas Fritz
| Die Grünfläche im Vordergrund und ein Grünstreifen hinter dem Weg sollten wieder zurück ins Landschaftsschutzgebiet.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:03 Uhr

Am Montag haben sich die Mitglieder des Kreisumwelt- und Bauausschusses in einer außerordentlichen Sitzung in Tauberrettersheim entschieden, das Landschaftsschutzgebiet (LSG) "Täler der Tauber, Gollach, Steinach und umgebende Wälder" zu verändern. In Röttingen soll eine Fläche von 3,9 Hektar aus dem Schutzgebiet genommen werden, unter anderem auch, weil die Gemeinde ein neues Baugebiet erschließen möchte. Für Tauberrettersheim beantragte die Fraktion Bündnis90/Die Grünen Flächen, die im Mai 2000 aus dem Landschaftsschutzgebiet genommen wurden, wieder in dieses aufzunehmen. Der Antrag wurde im Ausschuss abgelehnt. Letztes Wort hat jetzt in beiden Fällen der Kreistag.  

Pferdestall ohne Pferde

Vor allem in Tauberrettersheim ist die Lage pikant. Hier sollte Anfang 2000 eine Seniorenresidenz gebaut werden. Um der Gemeinde dafür nicht im Weg zu stehen, beschloss der Kreistag schließlich, eine Fläche von 4,3 Hektar am Karlsbergweg aus dem Landschaftsschutzgebiet zu nehmen. Ein Großteil davon ist im Besitz des Bürgermeisters Hermann Öchsner. Aus der Seniorenresidenz im schönen Taubertal wurde nichts, der Investor sprang ab - und die Grundstücke wurden nicht mehr in das Landschaftsschutzgebiet aufgenommen. Landrat Eberhard Nuß bedauert, dass dies damals nicht geschehen ist. Er selbst hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht die Verantwortung. 

Amtlich aufgefallen ist die Situation in Tauberrettersheim erst wieder, als das Landratsamt der  Tochter des Bürgermeisters auf dessen Grundstück im ehemaligen Landschaftsschutzgebiet am Karlsbergweg ein Wohnhaus mit Pferdestall genehmigte. "Die Genehmigung haben wir nur erteilt, weil Pferde dorthin sollten", betonte Landrat Nuß am Montag in der Sitzung des Ausschusses. Gelächter unter der Kreisräten, denn Pferde sind auf dem weitläufigen Gelände bis heute keine zu sehen. Stattdessen hält die Bürgermeister-Tochter Alpakas. 

Landschaftsschutzgebiet soll zusammenhängend bleiben

Die Gemeinde Tauberrettersheim möchte nicht, dass die Flächen wieder in das Landschaftsschutzgebiet aufgenommen werden - und deswegen ist die Entscheidung auch so "schwer", betont Landrat Nuß. Denn der Kreistag habe noch nie gegen den Willen einer Kommune gestimmt. Die Grünen befürchten, eine Zersiedelung der Landschaft. Denn die Gemeinde will sich erweitern. Fraktionssprecher Christoph Trautner fordert: "Die Flächen müssen wieder in das Landschaftsschutzgebiet aufgenommen werden, damit dieses zusammenhängend erhalten bleibt." 

Gegen den Landschaftsschutz, für Baugebiete an der Tauber

Kreisrätin Marion Wunderlich (CSU) aus Tauberrettersheim und Tochter des zweiten Bürgermeisters ist vehement gegen den Antrag der Grünen. "Aus Prinzip gegen die Gemeinde zu stimmen, obwohl damals ein Flächenausgleich stattgefunden hat - da werde ich nicht zustimmen", sagte sie und hat damit ihre Fraktion und die Mehrheit der Ausschussmitglieder hinter sich. Neun der zwölf Ausschussmitglieder stimmten gegen den Antrag der Grünen, die Flächen am Karlsbergweg in Tauberrettersheim wieder unter Landschaftsschutz zu stellen. Darunter auch Landrat Nuß: Er begründet seine Entscheidung politisch. "Dahinter steckt die Rücksichtnahme auf die Gemeinde Tauberrettersheim. Ich respektiere die kommunale Selbstverwaltung", so Nuß. Der Naturschutzbeirat am Landratsamt Würzburg und der Bund Naturschutz hatten sich für eine Wiederaufnahme in das LSG ausgesprochen.

In Röttingen soll ein neues Baugebiet im Landschaftsschutzgebiet entstehen

Anders ist die Situation in Röttingen. Hier ist das Gebiet unterhalb der Kapelle bereits Teil des Landschaftsschutzgebietes "Täler der Tauber, Gollach, Steinach und umgebende Wälder". Der Stadtrat möchte aber hier ein neues Baugebiet ausweisen - und den Schutz dafür aufheben lassen. Insgesamt soll das LSG in Röttingen an sechs Stellen verändert werden. Die Stadtverwaltung hat dafür eigens eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das bedeutet: Insgesamt sollen 3,92 Hektar heraus, an anderer Stelle, unter anderem auch an einer ehemaligen Deponie, 9,45 Hektar unter Landschaftsschutz gestellt werden. 

Gegen den Landschaftsschutz, für Baugebiete an der Tauber

"Wir wollen jungen Menschen eine Chance geben, in der Region zu bleiben", begründet Bürgermeister Martin Umscheid und schildert, dass in Röttingen sehr viel für eine Wiederbelebung der Altstadt getan werde. Und er nennt Zahlen: 42 Leerstände seien es 2008 gewesen, 24 sind es derzeit. 21 private Bauplätze gebe es noch in Röttingen, allerdings wollen die Eigentümer nicht verkaufen. Das neue Baugebiet soll zwischen 13 und 15 Bauplätze haben und nur den örtlichen Bedarf decken, versichert der Bürgermeister - wohlwissend, dass die Erschließung des neuen Baugebiets nicht billig sein wird. 

Das Taubertal soll als Ganzes geschützt werden

"Röttingen hat gute Entwicklungsmöglichkeiten. Auf Vorrat soll ein wertvolles Landschaftsschutzgebiet verändert werden", argumentiert Christoph Trautner (Bündnis90/Die Grünen) dagegen. Ein Landschaftsschutzgebiet solle über mehrere Generationen erhalten bleiben, "nur dann könnten sich geschützte Tierarten ansiedeln", sagt Trautner. "Ein ständiges Verändern des LSG auf ökologisch minderwertige Flächen, wie beispielsweise das ehemalige Deponiegelände bei Strüth, stellt keinen adäquaten Schutz der Landschaft dar. Röttingen ist kein Notfall." Es gelte, das Taubertal als Ganzes zu schützen und nicht anderen Bürgermeistern Tür und Tor für neue Baugebiete zu schaffen. 

Trautner bleibt weitgehend allein mit seiner Argumentation. 10 Kreisräte befürworten eine Veränderung des LSG im Sinne der Stadt Röttingen, zwei sind dagegen. Auch hier hat der Kreistag das letzte Wort. 

 
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  • al-holler@t-online.de
    Da könnte man, wenn leider nicht meine grundsätzliche Einstellung dagegen spräche, glatt zum Grünen werden - und kommunalpolitisch gesehen spricht immer weniger dagegen, das an der Urne auch zu tun.
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  • sitkewitz@freenet.de
    und vom Naturschutzbeirat abgelehnt...
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  • peterlesbub
    Hurra, CSU, SPD und FW liefern, wie in Berlin, noch rechtzeitig zur Landtagswahl. Wahrscheinlich reissen die Grünen im Landkreis diesmal die 20 %. Recht so. Denkzettel wird verteilt, auch wenn die Landespolitik de facto nichts mit der Kommunalpolitik zu tun hat.
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  • Arcus
    Wenn Sie mit den Menschen vor Ort sprechen haben sie manchmal den Eindruck die Grünen haben mehr Zuspruch als die Schwarzen. Letzte liefern ja eine Steilvorlage nach der anderen.
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  • annette.schuhmann@web.de
    Man -in diesem Fall der Landrat- sägt den Ast -in dem Fall die Gemeinden- auf dem er sitzt nicht ab... Die Konstruktion ist nicht geeignet, unabhängig und sachgerecht zu agieren.
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  • 2ostsee
    Die Sache hat mehr als ein "Gschmäckle"! Und Frau Wunderlich, Herr Nuss und die Mitglieder der CSU-Fraktion machen sich hier gemein mit dem Bürgermeister und seiner Tochter, aber das ist ja wohl so gewollt!
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  • Arcus
    Da hoff ich doch, dass die bei der
    Wahl ordentlich eins auf die Mütze bekommen. So gehts, ja gar nicht.
    Die CSU scheint mittlerweile von allen guten Geistern verlassen zu sein. Im Bund-; im Land und jetzt auch verstärkt im Kreis. Einer solchen Vetternwirtschaft gehört am 14.October kraeftig eingeschenkt.
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