Beim Thema Müll ist Deutschland in der Europäischen Union ganz vorne dabei: Laut Statistikbehörde Eurostat, die Daten zu kommunalen Abfällen ausgewertet hat, hat 2020 hierzulande jeder Bürger durchschnittlich 632 Kilogramm Müll über die Müllabfuhr entsorgt. Deutschland nimmt damit Platz vier im EU-Ranking der Müll-Produktion ein; auf Platz eins liegt Dänemark mit 845 Kilogramm pro Person. Auch bei Team Orange, dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Würzburg, beobachtet man seit Jahren einen Anstieg der Müllmengen, der sich seit der Corona-Pandemie noch einmal spürbar beschleunigt hat.
Vor allem die Mengen an Verpackungsmüll sind auffällig: Rund 19 Millionen Tonnen Verpackung wandern in Deutschland jährlich in den Müll. Was kann jeder Einzelne tun, um im eigenen Haushalt Müll zu vermeiden - und damit die Umwelt zu schonen und nebenbei Geld zu sparen, zum Beispiel bei den Müllgebühren? Maria Bethge, die bei Team Orange das Thema Nachhaltigkeit betreut, hat Tipps, wie man schon mit kleinen Änderungen im Alltag viel zur Müllvermeidung beitragen kann.
1. Müll vermeiden in der Küche
Maria Bethges Tipp für weniger Müll in der Küche: "Alles, was man sonst in Alu- oder Frischhaltefolie verpackt, kann auch in Schraubgläsern aufbewahrt werden." Diese könne man auch einfrieren, so dass keine Gefrierbeutel mehr nötig seien. Bethge empfiehlt, darauf zu achten, dass sich im Inneren des Deckels ein blauer Ring befindet. Dieser komme ohne Weichmacher und PVC aus und enthalte nichts, was die Speisen belasten könnte. "Im Netz findet man Infos, welche Hersteller diesen blauen Ring im Deckel ihrer Produkten haben", so Bethge. Alternativ könne man zum Abdecken von Speisen auch einfach einen Teller verwenden. Übriggebliebene flüssige Zutaten könnten in Eiswürfelformen gegossen werden, wodurch man bereits eine gut vorproportionierte Basis für die nächste Suppe oder Soße habe.
Plastikverpackungen, zum Beispiel von Toilettenpapier oder Online-Bestellungen, können als Abfalltüten wiederverwertet werden, so dass keine extra Mülltüten angeschafft werden müssen, empfiehlt Bethge.
2. Verpackungen sparen im Bad
Seife, Shampoo, Conditioner – hier fällt bei den gängigen Verpackungen viel Plastik an. Zahlreiche Produkte für Haut und Haar sind aber mittlerweile in Drogerien in fester Form und in Pappe verpackt zu finden, und das meist in großer Auswahl. Auch Alternativen zur herkömmlichen Zahnpasta sind im Kommen: zum einen in Form von Zahnputztabletten bzw. -tabs, die man zerkaut und mit Speichel vermischt. So entsteht leichter Schaum, und man kann mit angefeuchteter Zahnbürste wie gewohnt die Zähne putzen. Zum anderen als feste Zahnpasta am Stiel: Hier reibt man mit der feuchten Zahnbürste über den Zahnpasta-Block, bis er leicht schäumt. Zum Trocknen kann man ihn im Zahnputzbecher aufbewahren. Zu kaufen gibt es die Zahnpasta-Alternativen laut Bethge in Drogerien oder Unverpackt-Läden, wie etwa in Würzburg in der Sanderstraße 5.
Auch Periodenprodukte verursachen viel Müll. Bethge rät zu Periodentassen, die viel Müll vermieden, der sonst in Form von Tampons und Binden anfalle. "Vorher sollte man sich aber informieren, welche die richtige Größe für einen ist." Als weitere umweltfreundliche Alternative empfiehlt sie Slipeinlagen oder Binden in Stoffform, die man in der Waschmaschine mitwaschen könne und die sehr haltbar seien. Ein Trend in Sachen Periodenprodukte sei außerdem Periodenunterwäsche, die ebenfalls in der Waschmaschine gewaschen werden könne.
3. Wasch- und Reinigungsmittel selbst herstellen
Wer Waschmittel selbst herstellt, spart ebenfalls eine Menge Verpackungsmüll. "Es gibt im Internet tolle Rezepte für Waschsoda, Kernseife, Natron und Spülmaschinensalz", sagt Bethge. Die Zutaten dafür kaufe man am besten in Großpackungen, was ebenfalls Müll spare.
Weitere Vorteile selbst hergestellten Waschmittels führt Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegenüber der Deutschen Nachrichtenagentur dpa auf: Man spare sehr viel Transportgewicht, da Reiniger bis zu 90 Prozent Wasser enthielten, das immer mittransportiert werden müsse. "Wasser kommt aber auch zu Hause aus der Leitung", so Buschmann. Außerdem greife man bei der eigenen Herstellung in der Regel auf Naturprodukte zurück.
4. Papier und Kartons wiederverwenden
Papier wandert oft unnötigerweise in den Müll: "Alles, was einseitig bedruckt ist, kann nochmal verwendet werden, zum Beispiel als Notiz- oder Einkaufszettel", sagt Bethge. Kartons, etwa von Online-Bestellungen könnten als Sortier- oder Ordnungshilfe benutzt werden.
Altpapier und Zeitungen seien auch eine geeignete Einlage für den Biomülleimer – anders als die sogenannten Bio-Plastiktüten, die in Drogerien mit der Bezeichnung "kompostierbar" oder "biologisch abbaubar" angeboten werden. "Auf diesen Tüten steht, dass man sie zu 100 Prozent recyclen kann", sagt Bethge. Das funktioniere aber nicht wirklich, da die Tüten zwar zerfielen, dies aber extrem lange dauere. Zudem komme es darauf an, ob die Tüte in die Vergärung oder in die Kompostieranlage wandere: "In Würzburg haben wir eine Kompostieranlage, in der die Tüte letztlich kleingehäckselt wird – und so über Umwege wieder in den Boden und zu uns gelangt."
5. Dinge tauschen, teilen und mieten statt kaufen
Am wenigsten Müll entsteht dann, wenn wir Sachen gar nicht erst kaufen. "Wir vom Team Orange unterstützen den Tauschmarkt Mainfranken – eine Art Tauschbörse, über die Sachen verschenkt, getauscht oder gesucht werden können. Das Ganze gibt es für Würzburg Stadt und Land sowie für den Landkreis Kitzingen", erklärt Bethge.
Sachen für einen guten Zweck abgeben könne man zum Beispiel in Oxfam-Läden (in Würzburg in der Augustinerstraße 8), in denen Ehrenamtliche gespendete Secondhand-Ware verkaufen. Mit dem Erlös wird die entwicklungspolitische Arbeit von Oxfam Deutschland unterstützt.
Wer genug von Sachen in seinem Kleiderschrank hat, die selten oder nie getragen werden, kann zum einen weniger kaufen – und zum anderen Kleidung auch mieten: "In diesem Bereich gibt es viele Initiativen – wie zum Beispiel das Hamburger Unternehmen Unown Fashion, einen Leasing-Service für Mode", sagt Bethge. Dessen Motto lautet: "Nutzen statt besitzen". Gerade bei Kleidern, die man im Alltag selten braucht, wie für Hochzeiten oder andere Feierlichkeiten, sei dies eine gute Alternative zum Kauf.