Ein Bild zeigt einen zielenden Soldaten mit einer Waffe und der Überschrift "Bei Juden drücke ich schon mal ein Auge zu". Bilder wie diese sind am Dienstag von Unbekannten in die digitale Diskussionsgruppe der Würzburger Fridays for Future-Bewegung geladen worden.
Unter falschem Vorwand habe eine Person weitreichende Zugriffsrechte erlangt, erklären die Aktivisten. Daraufhin erschienen sieben Nummern in der Whatsapp-Gruppe. Es folgten Ausdrücke wie "Heil Greta" oder Mordaufrufe gegen Juden und Schwarze, die die ungewollten Benutzer in die Gruppe geladen haben.
Klimaaktivistin fühlte sich bedroht
"Ich fühlte mich machtlos und bedroht", sagt Aktivistin Jana L. Aus Angst vor persönlichen Angriffen will sie ihren vollen Namen nicht veröffentlichen. Mittlerweile sei die 19-Jährige aber nur noch wütend.
IT-Anwalt Chan-Jo Jun möchte die Bewegung im Kampf gegen Volksverhetzung unterstützen. Dass Volksverhetzung auch bei Whatsapp strafbar ist, zeigte sich dieses Jahr im sogenannten Giemaul-Prozess. "Ich fühle mich an diesen Prozess erinnert", sagt Jun als er die Bilder aus der FFF-Gruppe sieht. Im Giemaul-Prozess hatte ein ehemaliger Funktionär des Heidingsfelder Faschingsvereins einen bewaffneten Wehrmachtssoldaten mit dem Spruch "1000 abgelehnte Asylanträge pro Minute" gepostet.
Für Chan-Jo Jun sind die Bilder in der Whatsapp-Gruppe der Klimaaktivisten "klar volksverhetzend". Er sieht gute Chancen für ein Strafverfahren. "Es ist eine sehr dumme Idee, mit Handynummer volksverhetzende Inhalte zu teilen. Die Polizei kann die Nummern zurückverfolgen oder die Geräte orten", erklärt der IT-Anwalt.
Er geht davon aus, dass die Polizei die Täter finden wird. "Wenn sie ein bis zwei Vorstrafen haben, müssen sie mit Haft rechnen", meint der Würzburger Anwalt. Bei Ersttätern gebe es aber oft noch Bewährungsstrafen.
Klimaaktivisten wollen Anzeige wegen Volksverhetzung stellen
Cindy Peter ist bei "keinhektarmehr", einem lokalen Klimabündnis aktiv und will die Verbreiter der Bilder anzeigen. "Es wird viel zu oft weggeschaut und das ist ein Fehler. Nazis müssen spüren, dass ihre Botschaften nicht geduldet werden", findet die Aktivistin.
Zunächst wollte Peter am Mittwoch online bei der Polizei Anzeige erstatten. "In anderen Bundesländern ist das bereits möglich.", sagt Jun, "In Bayern sind die Behörden noch nicht so weit. Ich sehe da Nachholbedarf."
Anwalt unterstützt Aktivisten
Der Anwalt ist bereit, die Aktivisten honorarfrei zu unterstützen und sammelt nun Beweise aus der Whatsapp-Gruppe. Die Anhänger von Fridays for Future freuen sich über die Unterstützung und wollen weiter klare Kante gegen Rechts zeigen.
Aktivist Lukian Bottke meint: "Es ist verzeihbar, wenn Klimawandelleugner unsere Gruppen mit scheinbar sachbezogenen Spams lahmlegen, eine ganz andere Sache ist es, wenn derart ekelhaft volksverhetzende Inhalte gepostet werden".