Für die Krebsforschung und Krebsbehandlung in Unterfranken ist es ein Riesenschritt: Würzburg wird Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) unter dem Dach des Deutschen Krebsforschungszentrums. Dies gab Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Donnerstag offiziell bekannt.
Im Herbst 2020 hatte das Würzburger Uniklinikum dafür eine vorläufige Zusage erhalten. Seitdem waren etliche Aufgaben und Abstimmungen zu erfüllen. Auch die Finanzierung war noch nicht gesichert. Entsprechend groß ist nun die Erleichterung und Freude bei den Verantwortlichen in Würzburg um den Hämatologen und Krebsforscher Prof. Hermann Einsele.
Millionenschwere Förderung aus dem Bundesforschungsministerium
Der Medizin-Professor ist Initiator, Motor und Sprecher des bayerischen Klinikverbundes WERA. Neben Würzburg als Zentrale bringen die Partner – die Unikliniken Erlangen, Regensburg und Augsburg – ebenfalls ihre besonderen onkologischen Schwerpunkte in das Tumorzentrum ein.
Der neue Standort soll jährlich mit 14,5 Millionen Euro gefördert werden. 90 Prozent kommen vom Bund, zehn Prozent vom Freistaat. Vier Fünftel der Gelder gehen laut Einsele nach Würzburg. Und für einen Neubau auf dem Klinikcampus habe das bayerische Wirtschaftsministerium bereits 90 Millionen Euro eingeplant. Einsele hofft, dass der Bau bis 2028/29 fertig ist.
Und was haben Krebskranke davon? "Wir werden schneller und besser neue Medikamente für unsere Patienten verfügbar machen. Außerdem werden Krebsforschung, deren Anwendung und Patientenversorgung gemeinsam in einem neuen Gebäude stattfinden", sagt der Direktor der Medizinischen Klinik II.
Patientinnen und Patienten würden intensiv in das Tumorzentrum eingebunden. Möglichst bald will Einsele mit neuen klinischen Studien starten. Dazu werden Professuren geschaffen, weiteres Personal wird eingestellt. Bis der Neubau steht, werde man zusätzliche Räume anmieten, sagt Einsele.
Würzburger Uniklinik mit Partnern ist erster NCT-Standort in Bayern
Das NCT solle Forschung noch schneller ans Patientenbett bringen, sagt Ministerin Stark-Watzinger, "das ist Transfer, der Leben rettet". Zu den bisher zwei NCT-Standorten Heidelberg und Dresden kommen jetzt vier weitere dazu: Berlin mit der Charité sowie zwei Verbünde der Unikliniken Essen/Köln und Tübingen/Stuttgart/Ulm. Würzburg mit seinen Partnern ist bayernweit der erste Standort für das nationale Tumorzentrum, die Münchner Exzellenz-Unis hatten hier das Nachsehen.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) gratuliert dem Klinikverbund: "Ganz Bayern ist herausragender Forschungsstandort und erste Adresse für Spitzenmedizin." Kooperation und Innovation seien die entscheidenden Mittel gegen Krebs, "eine der Geißeln der Menschheit".
Neben der ländlichen Struktur – WERA hat einen Einzugsbereich von rund acht Millionen Menschen – punktete die Uniklinik Würzburg vor allem mit Fortschritten in der Immuntherapie und der Entwicklung neuartiger Medikamente, die bei krebsauslösenden Proteinen ansetzen. Unter Leitung des Onkologen Martin Eilers gilt man hier deutschlandweit als führend.
Der Würzburger FDP-Gesundheitspolitiker und Mediziner Andrew Ullmann spricht von einem "internationalen Spitzenstandort". Die NCT-Aufnahme bestätige die Kompetenz vor allem in der Immuntherapie und der personalisierten Krebsmedizin. Freude auch bei Gabriele Nelkenstock, Gründerin und Vorsitzende des Vereins "Hilfe im Kampf gegen Krebs" und externe Selbsthilfebeauftragte des Uniklinikums: "Das ist ein besonderer Tag. Das NCT ist ein neues wichtiges Puzzleteil im Kampf gegen Krebs."