Der neue Würzburger Bischof Franz Jung hat sich für eine Senkung der Altersgrenze bei Bischöfen ausgesprochen. Prinzipiell gilt laut Kirchenrecht eine Pensionsgrenze von 75 Jahren, letztlich jedoch entscheidet der Papst über den zu diesem Zeitpunkt angebotenen Amtsverzicht. Im Gespräch mit dieser Redaktion sagte Bischof Jung: „Ich glaube, dass es zu lang ist, wenn ein Bischof noch mit 75 Jahren an der Spitze eines Bistums steht. Kirche ist heute eine große Organisation, in der es komplexe Aufgabenstellungen zu lösen gilt in einer beschleunigenden Abfolge.“, so der seit 10. Juni amtierende Oberhirte des Bistums Würzburg.
Ruf als zupackender Manager
„Ab einem gewissen Lebensalter ist man wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, solch weitreichende Entscheidungen zu treffen im Veränderungsstress unserer Tage“, sagt Jung, der mit seinen 52 Jahren einer neuen, jungen Generation in der momentan 26-köpfigen Riege der Deutschen Bischofskonferenz angehört (der Fuldaer Bischofsstuhl ist vakant). Nur sein Mainzer Kollege Peter Kohlgraf (51) ist noch jünger als Jung, der sich bereits in seiner Zeit als Generalvikar im Bistum Speyer bei der Umsetzung einer Neuordnung der Pfarreienstruktur den Ruf eines zupackenden Managers erarbeitet hat. Diese Qualitäten sieht der Seelsorger auch in Würzburg gefordert. Der stete Wandel einer digitalisierten Welt erfordere viel Kraft und Entscheidungskompetenz. Schließlich gehören dem Bistum Würzburg knapp 750 000 Katholiken an, es gibt 325 Priester, 444 Angestellte in Pfarrbüros und insgesamt 16 122 Mitarbeiter im Bereich des Diözesan-Caritasverbandes. Der Haushalt der Diözese beträgt im aktuellen Jahr 213 Millionen Euro.
Durchschnittsalter der Bischöfe bei 61 Jahren
Insgesamt, so scheint es, ist dem Klerus altersmäßig bei den deutschen Bischöfen ein Umbruch gelungen: Das Durchschnittsalter beträgt 61 Jahre, aktuell haben nur der Bischof von Augsburg, Konrad Zdarsa (74) sowie Erzbischof Hans-Josef Becker (70) aus Paderborn die 70-Jahre-Grenze überschritten. Eine Sedisvakanz herrscht im Bistum Fulda. Das Rücktrittsgesuch des 75-jährigen Bischofs Heinz Josef Algermissen hat der Papst am 5. Juni angenommen.
Bischof äußert sich erstmals zur SBW-Affäre
Im Gespräch mit dieser Redaktion äußert sich Bischof Franz Jung auch erstmals zur Finanzaffäre um die kircheneigene Bauträgerfirma SBW. Ende Juni hatte sich das Bistum vom SBW-Geschäftsführer getrennt und den Aufsichtsrat aufgelöst, Mitte Juli war die Staatsanwaltschaft Würzburg eingeschaltet worden. Hintergrund ist der Verkauf des Erbachshofs in Eisingen (Lkr. Würzburg) an ein Künstlerehepaar, bei dem sich das Bistum finanziell geprellt sieht. Wenige Tage später trat der Finanzdirektor des Bistums zurück. Es gab im Zuge der Ermittlungen, die noch immer andauern, auch mehrere Hausdurchsuchungen.
Franz Jung betont, dass die Vorgänge ihren Ursprung „lange vor meiner Zeit“ hatten, er aber im Vorfeld von Generalvikar Thomas Keßler informiert worden sei. „Auslöser war ein Immobilienverkauf, bei dem offenbar einige Regeln nicht beachtet wurden“, so Bischof Jung. Die Freistellung des SBW-Geschäftsführers bezeichnet er als folgerichtigen Schritt, „nachdem sich abgezeichnet hat, dass die Kooperationsbereitschaft zu Aufklärung des Sachverhalts sehr begrenzt ist. Ich bin für eine möglichst neutrale Aufklärung durch eine unabhängige Stelle – das ist in diesem Fall die Staatsanwaltschaft“.
Jung spricht sich für Transparenz auch in Finanzangelegenheiten des Bistums aus: „Derjenige, der Geld verwaltet, kann sich nicht selbst kontrollieren.“ Die Problematik in der SBW-Affäre sei, „dass verschiedene Zuständigkeiten den Blick dafür verstellt haben, was geht und was nicht geht.“ Dass Bereiche getrennt werden müssten, sei ein Lernprozess in allen Bistümern.
Tief berührt von Ergebnissen der Missbrauchsstudie
Tief berührt zeigte sich der Bischof von den Ergebnissen der Missbrauchsstudie, in deren kirchlichen Beirat er mitgearbeitet hat: „Früher hieß es oft, die Tat sei ein ,Ausrutscher‘ gewesen. Ich sage klar: Sexueller Missbrauch ist ein Verbrechen, das zur Anzeige gebracht werden muss.“ Der 52-Jährige ermutigte Betroffene, sich zu äußern – nur dann könnten Täter belangt werden. Er möchte mit der Installierung eines neuen Seelsorgeteams im Bistum Würzburg die Basis dafür legen.
Ich bin froh, dass wir mit Papst Franziskus einen so couragierten und klaren Mann an der Spitze unserer Kirche haben - jedoch fällt auch er in die Altersüberlegung.
Nach Anhören des Main-Post-Interviews bin ich von Bischof Jung noch mehr beeindruckt, da auch er "ein Mann der klaren Worte" zu sein scheint. Ich freue mich, ihn an der Spitze unseres Bistums zu haben.
In Sachen Transparenz hoffe und wünsche ich, dass diese sich wirklich durchsetzt, finanziell wie auch human. Allerdings meine ich, dass bei der Missbrauchsdiskussion häufig sexueller Missbrauch und zum damaligen Zeitpunkt wohl fragwürdige, jedoch übliche Erziehungsmethoden als Misshandlung in einen Topf geworfen werden. Und hierbei muss klar unterschieden werden. Denn - da gehe ich ganz mit Bischof Jung - sexueller Missbrauch geht gar nicht und dafür gibt es keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung und keine Gnade.
Ob er überhaupt realisiert, von was er da redet?
Und: je früher er die Bischöfe in die Rente (sorry: Ruhestand) schicken will, desto früher braucht er "Nachschub" von unten, der dann in der Seelsorge fehlt. Mir scheint das ganze völlig unausgegoren!
O.k., 62 war beispielhaft gemeint, aber auf jeden Fall jenseits der persönlichen Erfahrung des "jungen" Bischofs. Natürlich könnte da auch 60 oder 65 oder gar 67 stehen; aber egal, irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo vielen das Loslassen bewusst wird und (zu) vielen genau das weh tut, weil sie in die Leere fallen - auch Kleriker...