Nicht nur in den Kellern, auch unter den Verbänden der Winzer gärt es. Am Dienstag hatte die Raiffeisen-Genossenschaft gemeldet, dass ihre mit dem Weinbau beschäftigten Regionalverbände zum Ende des Jahres den Deutschen Weinbauverband (DWV) verlassen werden. Der Grund: In der Ausrichtung des DWV würden die Positionen der Genossenschaften keine Rolle mehr spielen. Die Frage, ob dies Auswirkungen der fränkischen Winzergenossenschaften auf die Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Weinbauverband (FWV) haben könnte, stellte sich nur kurz.
Denn am Mittwoch gab auch der Fränkische Weinbauverband seinen Austritt aus dem DWV zum Jahresende bekannt. Er begründet dies in seiner Pressemitteilung mit mangelndem Willen zur Veränderung und zu geringen Zukunftsperspektiven: "Ein ,Weiter so' kann das Präsidium des FWV nicht länger tragen."
FWV-Präsident: Franken im Bundesverband immer nur "fünftes Rad am Wagen"
"Irgendwann ist das Maß voll", sagt Artur Steinmann, Präsident des FWV, auf Nachfrage: Franken sei schon immer das fünfte Rad am Wagen des Deutschen Weinbauverbandes gewesen. Jetzt hätten zwei große Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht: Zum einen die Übergangszeiten bei der Abschaffung der Großlagen. Hier habe der fränkische Weinbauverband aus Solidarität mit den Genossenschaften in der Politik gegen den Widerstand des eigenen Deutschen Weinbauverbandes eine längere Frist bis 2026 durchsetzen müssen. Der DWV sei dabei wie so oft von Rheinland-Pfalz gesteuert worden, so Steinmanns Vorwurf.
Zum zweiten gehe es auch ums Geld. Bayern bekomme jährlich aus dem nationalen Stützungsprogramm der Europäischen Union (EU) gut zwei Millionen Euro für den Weinbau. Der Fränkische Weinbauverband habe damit Vinotheken für die bessere Vermarktung gebaut und erneuert, aber auch die Umstrukturierung bei den Rebsorten finanziert. Ein Teil dieser Gelder solle nun aber verpflichtend in den deutschen Weinfonds fließen, sagt Steinmann. Von dessen Werbeaktivitäten hätten fränkische Winzer jedoch gar nichts. Schon jetzt zahle man viel zu viel in diesen Fonds, so der Weinbaupräsident.
Enttäuschung: Fehlende Innovationskraft, Zukunftsthemen verpasst
Enttäuscht sei man in Franken auch von der mangelnden Innovationskraft des Deutschen Weinbauverbandes. So habe der DWV die durch die EU geschützten Ursprungsbezeichnungen lange nicht ernst genommen und dadurch viel Zeit verloren - obwohl dies ein wichtiges Thema nicht nur für den Frankenwein sei.
Für die Winzer in Franken ändere sich durch den Austritt nichts, sagt Steinmann. Der Fränkische Weinbauverband habe selbst gute Kontakte zur Europäischen Union, in die Bundes- und Landespolitik sowieso. Und mit seinen Verbündeten in den Genossenschaften und den guten Verbindungen nach Baden-Württemberg und zu den ostdeutschen Weinbauregionen habe man an Durchsetzungskraft gewonnen. Der FWV habe jetzt mehr Zeit, sich neue Allianzen zu suchen, sagt Steinmann. Beim Deutschen Weinbauverband sei man nur Anhängsel gewesen.
Auch Cornelius Lauter, Geschäftsführer der genossenschaftlichen Winzergemeinschaft Franken (GWF), hält es für wichtig, dass in Franken alle an einem Strang ziehen. Auch von außerhalb werde man Wege der Zusammenarbeit mit dem DWV finden.
Bundesverband bedauert Rückzug
Folgen hätten die Austritte für den Deutschen Weinbauverband, sagt Arthur Steinmann. Allein alle Genossenschaften zusammen machten bislang 19 Prozent der Beiträge des Deutschen Weinbauverbandes aus. Hinzu kämen die rund sechs Prozent Beiträge aus Franken. Somit fehlten rund 25 Prozent der Gelder.
In der Zentrale des DWV hieß es auf Anfrage am Mittwoch, man bedauere den Austritt und befinde sich aktuell in der internen Bewertung. Auf den Austritt der Genossenschaften hatte man tags zuvor noch mit Stärke reagiert: "Der Deutsche Weinbauverband ist und bleibt dennoch die berufsständische Vertretung aller deutschen Winzer", hieß es da.
Trotz des Ausstiegs kann die fränkische Weinkönigin übrigens auch künftig bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin kandidieren, sagt Artur Steinmann. Die Wahl organisiere das Deutsche Weininstitut, das zentrale Marketing- und Kommunikations-Organ der deutschen Weinwirtschaft im In- und Ausland.