Europaweit hat die Coronakrise auch die Winzer hart getroffen. Schweizer Winzer denken schon darüber nach, Wein wegzuschütten oder in Ethanol umzuwandeln. Davon sind die fränkischen Winzer weit entfernt. Man sei "mit einem leicht blauen Auge" davon gekommen, sagt der Geschäftsführer der Gebiets-Winzergenossenschaft Franken (GWF), Cornelius Lauter. Und Artur Steinmann, der fränkische Weinbau-Präsident, sieht in der Pandemie gar eine Chance für den fränkischen Wein.
Viele, die im Sommer sonst auf Fernreise oder in der Toskana unterwegs seien, machten jetzt Urlaub in der Nähe und "entdecken dabei auch unsere Region", sagt Steinmann. Er selbst habe in seinem Weingut in Sommerhausen (Lkr. Würzburg) nach Einbußen während des Lockdowns inzwischen steigende Umsätze durch Tagestouristen und Einheimische. Es bleibe mehr Kaufkraft in der Region, sagt Steinmann. Davon profitiere auch der fränkische Wein.
Der GWF komme zugute, dass sie im Handel gut aufgestellt sei, sagt Cornelius Lauter: "Das Geschäft, das wir über Vinotheken, Weinfeste und Gastronomie eingebüßt haben, können wir über den Einzelhandel und Online-Geschäfte nahezu ausgleichen." Man sei "unter Plan, aber über dem Absatz des Vorjahres".
Die Probleme in der Schweiz erklärt Hermann Mengler von der Weinfachberatung des Bezirks mit dem hohen Exportanteil der eidgenössischen Winzer: Sie würden ihren Wein zu 60 Prozent international vertreiben. Dieser Markt sei durch Corona komplett zusammen gebrochen. In Franken betrage der Exportanteil nur zwei bis drei Prozent. Die meisten Winzer in der Region hätten Stammkunden, die auch in der Krisenzeit Wein gekauft und konsumiert hätten. Vielleicht, sagt der Weinfachberater, ein bisschen mehr als sonst.
Vor allem die wenigen Weingüter mit hohem Exportanteil und junge Winzer ohne große Stammkundschaft würden über Umsatzrückgang klagen, sagt auch Weinbaupräsident Artur Steinmann. Einige Winzer habe die Komplett-Schließung der Gastronomie stark getroffen, sagt Mengler. Die Absage der Weinfeste dagegen sei "zwar schade", spiele beim Umsatz aber keine größere Rolle. Der Oenologe des Bezirks schätzt, dass nur drei Prozent der Ernte auf Weinfesten verkauft wird. Das Hauptgeschäft bei einem Weinfest mache man heute mit dem Essen.
Die zwei Monate im Frühjahr seien schon sehr schwer gewesen, sagt indes Jungwinzer Florian Engelmann vom Weingut Leininger in Eibelstadt (Lkr Würzburg). Keine Heckenwirtschaft, keine Weinproben, keine vermieteten Ferienwohnungen - da sei ein Gutteil der Umsätze weggebrochen. Er habe den Online-Handel forciert, und Freunde würden in diesem Jahr im Weinberg und bei der Ernte anpacken, so komme er ohne ausländische Erntehelfer aus. Engelmanns Ziel in diesem Jahr: Kostendeckung.
Weit mehr Sorgen als die Umsatzeinbußen durch Corona bereiten derzeit vielen Winzer sowieso die Schäden der Frostnacht auf den 12. Mai. Mengler rechnet frankenweit mit 30 Prozent weniger Ernteertrag durch den Frost. Einige Regionen und Betriebe seien deutlich stärker betroffen. "Der Sulzfelder Cyriakusberg zum Beispiel ist praktisch komplett platt."
Für stark betroffene Weingüter könnten die Ausfälle existenzbedrohend sein, befürchtet Artur Steinmann. Schon 2019 habe es durch die Trockenheit Ernterückgänge gegeben. Und ein frostgeschädigter Weinberg, ergänzt Jungwinzer Daniel Sauer, liefere nicht nur viel weniger Ertrag, sondern mache auch deutlich mehr Arbeit.
Im Durchschnitt produzierten alle fränkischen Winzer zusammen 42 Millionen Liter eines Jahrgangs. 2019 seien es wegen der Trockenheit nur 34 Millionen Liter gewesen. In diesem Jahr werde der Ertrag wohl noch einmal geringer ausfallen, prognostiziert Hermann Mengler. Dies könne der sehr gute Jahrgang 2018 mit 52,5 Millionen Litern dann nicht mehr ausgleichen. Die Gefahr zweier quantitativ schlechter Jahre hintereinander sei, dass man im Einzelhandel und bei großen Abnehmern "aus den Regalen" fliege, weil man nicht in ausreichender Menge liefern könne, sagt Artur Steinmann. Dann wieder ins Sortiment zu kommen, sei schwierig.
Vermutlich wird dieser Kommentar jetzt von der MP nicht veröffentlicht, weil Rauschgift zwar im Zusammenhang mit dem tendenziell weniger gefährlichen Marihuana genannt werden darf, keinesfalls aber mit dem legal zu erwerbenden Alkohol, an dem jedes Jahr Zehntausende , alleine in Deutschland sterben.