Vom terroir f hätte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Professor Dr. Heinrich Bedford-Strohm, bis zur Würzburger Festung blicken können, doch auch vom größeren Platz an der Schnecke konnte er seine Blicke schweifen lassen. Hoch über Sommerhausen suchte er am Samstag die Nähe zu den Menschen, bevor er zusammen mit dem Pfarrersehepaar Jochen und Irene Maier Andacht hielt. Am Sonntag segnete der Landesbischof im Festgottesdienst dann einer fränkischen Tradition folgend die ersten Trauben.
Schon auf dem Weg vom Ort durch die Weinberge mit Weinprinzessin Pauline Steinmann zur Schnecke, dem Flurbereinigungsdenkmal, hinauf hatte Heinrich Bedford-Strohm viel über Sommerhausen, die Erlebnislandschaft Franken und über den Wein von Artur Steinmann erfahren. Denn dieser ist nicht nur Vorsitzender des Fränkischen Weinbauverbands, sondern auch des Wirtschaftsbeirats Bayern Bezirk Würzburg/Schweinfurt. Letzterer hatte den Landesbischof zusammen mit der Kirchengemeinde eingeladen.
"Ohne den Wein hätten die Dörfer hier ein anderes Gesicht", räumte Artur Steinmann ein. Die Menschen vor Ort müssten sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sein. Dass in Sommerhausen das Beste daraus gemacht worden sei, das bestätigte Bedford-Strohm gerne, sei dies doch eine Geschichte, die Hoffnung mache.
Als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland kenne er auch sterbende Dörfer. In Mecklenburg zögen viele Leute weg, was zu seinem Bedauern dem Rechtsradikalismus leichtes Spiel beschere, weil die Leute dächten, man kümmere sich nicht um sie.
"Die ländliche Region hat so viel Lebensqualität", sagte der "bekennende Provinzler". "Ob das nicht wieder neu entdeckt wird?" fragte er. Denn die Menschen in der Stadt seien immer mehr genervt vom Verkehr, Stress und der Umweltbelastung. "Vielleicht erleben wir, dass sich der Trend vom Land in die Stadt umkehrt", hofft der Landesbischof.
Bedford-Strohm rief dazu auf, selbstbewusster in den ländlichen Regionen zu werden, selber zu handeln und selber zu gestalten. Hier sehe er es, wie wunderbar es sei, in diesem Ort zu leben. Auch brach er eine Lanze für Dorfläden. Man solle nicht zehn Kilometer weiterfahren, nur weil es da billiger sei. Der Landesbischof erinnerte an die Benzinkosten und an die Umweltverschmutzung.
Der Bischof wünscht sich ein gemeinsames Abendmahl
Da Sommerhausen nicht dem Fürstbischof von Würzburg unterstand, gilt der Weinort als protestantische Enklave im vorwiegend katholischen Mainfranken. Logisch, dass da auch das Thema Ökumene angesprochen wurde. Seit langem stellt der Landesbischof hier das Verbindende und nicht das Trennende in den Vordergrund. Hofft er doch auf die Feier des gemeinsamen Abendmahls. Evangelische und Katholische könnten sich doch gemeinsam zu Abendmahl/Kommunion einladen. Die Zeiten, in denen an Karfreitag Jauche gefahren oder an Fronleichnam Wäsche aufgehängt wurde, seien doch vorbei. "Na, noch nicht ganz", entrutschte es aber einem Andachtsteilnehmer.
In seiner Predigt ging der Landesbischof auf die Arche Noah-Geschichte ein, die für ihn eine Quarantäne-Geschichte sei. Auf der Arche habe man wie bei Corona nicht gewusst, wie es weitergehe. Während man auf der Arche nicht wusste, ob das Wasser wieder abfließe, wisse man bei Corona nicht, ob ein Impfstoff gefunden werde. Der Landesbischof machte jedoch Hoffnung, dass Gott auch hier nicht loslasse, Gott halte an den Menschen fest. Er glaube an die Zusage Gottes, dass die Liebe alles durchstrahlt.
Der Abend klang im Rathaussaal mit einer Weinprobe unter Corona-Bedingungen aus. Bürgermeister Wilfried Saak ging auf die in Sommerhausen vorhandene Lutherbibel aus dem Jahr 1531 ein, in der der Landesbischof am Sonntag blättern durfte. Artur Steinmann stellte die Werte des Weins vor, wie sich das ganze Wochenende um Werte drehte. So bei der Podiumsdiskussion am Sonntag mit dem Landesbischof, Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm, Dr. Matthias Stickler (Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Hochschulkunde an der Universität Würzburg), Beate Betschler (Evangelisches Jugendwerk Würzburg) und Wilhelm Pfenning von der gleichnamigen Elektroanlagen GmbH.
Bei der Weinprobe gab Werner Mündlein sein profundes Wissen über Franz Daniel Pastorius weiter. Der gebürtige Sommerhausener gilt als der erste deutsche Auswanderer nach Amerika.