Vor der letzten Premiere der Frankenfestspiele stehen jene Röttingerinnen und Röttinger im Mittelpunkt, die sonst im Hintergrund die Arbeit machen, und das ehrenamtlich und unentgeltlich. Der Empfang im Paracelsus-Gärtchen neben der Burg Brattenstein ist den Helfern, Sponsoren und Förderern der Festspiele gewidmet. "Sie sind unsere eigentlichen Hauptdarsteller, denn ohne Ehrenamtliche wären die Festspiele nicht zu machen", sagt Bürgermeister Hermann Fernando Gabel.
Etwa 100 von ihnen sind während der zehn Festspielwochen im Einsatz, an den Verkaufsständen oder – angesichts des schmalen Budgets – als Helfer hinter und neben der Bühne. Sie zeigen, wie tief die Frankenfestspiele in Röttingen verwurzelt sind, sagt Intendant Lars Wernecke. Dieses Gefühl gehe auch auf die Mitglieder des Ensembles über, die sich willkommen fühlen im kleinen Städtchen. Ein ganz eigener Röttingen-Spirit entstehe dabei, auch im Verhältnis der Schauspielprofis zu den Mitgliedern des ebenfalls ehrenamtlichen Extra-Ensembles – nicht zu vergleichen mit Theatersommern an größeren Spielstätten.
Vorverkauf besser als vor der Pandemie
Das Musical "Zorro", die musikalische Räuberpistole "Das Wirtshaus im Spessart" und zuletzt "Baskerville", eine überaus witzige und turbulente Krimikomödie nach dem Krimiklassiker von Arthur Conan Doyle, hat Wernecke auf den Spielplan gesetzt und kann mit seiner Wahl zufrieden sein. Zur Halbzeit der Festspiele lägen die Verkaufszahlen rund zehn Prozent über dem Vergleichszeitraum von 2019 - also dem letzten Jahr vor der Pandemie.
Bemerkenswert dabei: Während das Schauspiel in den Zuschauerzahlen gewöhnlich nachhängt, könne die Komödie um Meisterdetektiv Sherlock Holmes mit Musical und Operette durchaus mithalten, sagt Wernecke. Nachdem der ursprüngliche Regisseur Johannes Lang während der Probenarbeit sein Engagement aus persönlichen Gründen niedergelegt hat, musste Wernecke einspringen und neben "Zorro" auch "Baskerville" inszenieren. Die Herausforderung dabei: 40 Rollen werden in dem Stück von gerade einmal fünf Schauspielern verkörpert.
Unter anderem durch die Frankenfestspiele sei der südliche Landkreis Würzburg zu einem echten kulturellen Hotspot geworden, meint stellvertretende Landrätin Karen Heußner beim Premierenempfang. "Endlich darf die von Corona gebeutelte Kultur wieder etwas Normalität zurückhaben."
Mit regelmäßigen Tests versucht Wernecke einer Infektion innerhalb des Ensembles vorzubeugen. Während der Probenarbeit und der bisherigen Spielzeit, musste lediglich ein Musiker aussetzen, weil er sich mit dem Corona-Virus angesteckt hatte, berichtet er. Trotzdem schwebt die Pandemie noch immer wie ein Damoklesschwert über dem Sommertheater. "Wenn uns in Baskerville auch nur einer der fünf Darsteller ausfällt, müssten wir absagen", so Werneck, "eine Zweitbesetzung gibt es nicht."
Bis jetzt ist aber alles gut. Beim Festspiel-Cocktail am kommenden Sonntag, 24. Juli, um 19.30 Uhr haben Zuschauerinnen und Zuschauer die Gelegenheit, die Mitglieder des Ensembles abseits ihrer Rollen zu erleben. Der Reigen, den der musikalische Leiter Rudi Hild dabei spannt, reicht von der Operette über Musical und Chanson bis zu Rock- und Pop-Songs, die in diesem Jahr unter dem Motto "Give Peace a Chance" das friedliche Miteinander beschwören.
Gespielt wird noch bis zum 21. August. Karten und weitere Infos unter www.frankenfestspiele.de oder Tel. (0 93 38) 97 28-55.