- Was ist das für ein Stück? Eine turbulente Krimi-Komödie, angelehnt an den weltberühmten Roman "Der Hund von Baskerville" von Arthur Conan Doyle.
- Worum geht’s? Meisterdetektiv Sherlock Holmes und Assistent Dr. Watson lösen ebenso geistreich wie urkomisch das Geheimnis um Schloss Baskerville.
- Lohnt der Besuch? Uneingeschränktes Ja für alle, die an einem mitreißenden und gewitzten komödiantischen Spiel ihre Freude haben.
Vor 120 Jahren schrieb Arthur Conan Doyle den unheimlich-spannenden Roman, in dem eine blutrünstige Bestie in einem düsteren Moor Menschen zu Tode erschreckt: "Der Hund von Baskerville" wurde ein Welterfolg. Der Amerikaner Ken Ludwig lehnt sein "Baskerville" an das klassische Vorbild an und macht daraus eine turbulente Komödie, die bei ihrer Premiere im vollbesetzten Hof auf Burg Brattenstein bei den Frankenfestspielen Röttingen (Lkr. Würzburg) für ausgelassene Heiterkeit und für reichlich Szenen- und einen begeisterten Schlussapplaus sorgt.
Den wabernden Nebel hat Bühnenbildnerin Iris Holstein in grau-blaue Tücher gehüllt. In diesen Rahmen platziert sie ideenreich die ständig wechselnden Schauplätze. Die dazu ausgedachten Versatzstücke sind einleuchtend, witzig und leicht zu bewegen. Für das reibungslose Ineinandergreifen der Szenen packen die Akteure mit an, verschieben Betten, fahren mit unter den Arm geklemmten Kutschentüren im Galopp oder machen aus der Hotelrezeption im Nu eine Opernloge. Regisseur Lars Wernecke hat minutiöse Arbeit geleistet und auch die Kostümabteilung auf Trab gebracht.
Vier Akteure und eine Akteurin spielen insgesamt 40 Rollen
Vier Akteure und eine Akteurin spielen insgesamt 40 Rollen und müssen entsprechend ausgestattet werden. Kostümbildnerin Angela C. Schuett meistert die rasanten Verwandlungen bravourös. Die bunte Vielfalt verrät fachkundige Fantasie und bewundernswerte Kreativität. Im Tohuwabohu sich überschlagender Ereignisse spielt sich hinter der Bühne ein nervenaufreibenden Kampf ab, um blitzartig die richtigen Requisiten an Frau und Mann zu bringen: ob Perücke, Opernkostüm, Hut, Bart, Bauch oder Buckel – es funktioniert wie am Schnürchen und jedes Teil sitzt!
Ebenso exakt und stimmig blenden sich Licht (Christoph Pöschko) und Ton (Otto Geymeier ) ein. Mächtige, Unheil kündende Akkorde begleiten die dramatischen Momente, schauerlich brüllt der Riesenhund und bringt das Licht zum Flackern.
Ein schauspielerisches Quintett von hohem Niveau und quirliger Spielfreude ist zu jedem Unfug aufgelegt und macht das dynamische Geschehen zu einem echten Zuschauerspaß. Mit Ingo Brosch blickt ein hochgewachsener Sherlock Holmes auf die Niederungen der verbrecherischen Welt. Der Meisterdetektiv ist ein Snob von dezenter Arroganz und versinkt hin und wieder in nachdenkliche Trance. Dabei glänzt er mit scharfzüngigen Belehrungen, scharfsinnigen Argumenten und verblüffenden Schlüssen. Mit Vehemenz macht er sich mit seinem Assistenten daran, dem Höllenhund den Zahn zu ziehen.
Dietmar Horcicka gibt den beflissenen Begleiter Dr. Watson, der allen Mut zusammennimmt und sich tapfer dem entscheidenden Duell mit dem Untier stellt. Carla Witt meistert die Vielzahl der Frauenrollen mit toller Wandlungsfähigkeit. Ob kokettes Hausmädchen, volltönende Tosca, forscher Botenjunge, verliebte Beryl oder verzweifelte Mrs. Barrymore – sie spielt stimmig bis ins kleinste Detail.
In die Rolle des Sir Henry schlüpft Oliver Baesler und fühlt sich sichtlich wohl als hereingeschneiter texanischer Cowboy. Sein amerikanischer Zungenschlag passt ebenso wie sein Draufgängertum und Liebeswerben um Mrs. Stapleton. Deren "Bruder" macht Karsten Zinser zu einer schillernden Figur als hüpffreudiger Schmetterlingsjäger. Überzeugend als zittriger Mr. Barrymore und in allen anderen Hüllen.
Bis 12. August auf dem Spielplan. Karten und weitere Infos unter www.frankenfestspiele-roettingen.de oder Tel. (0 93 38) 97 28-55.