
Alles wieder gut bei den Röttinger Frankenfestspielen? Zumindest scheint es so, als habe der Theatersommer auf Burg Brattenstein die Pandemie hinter sich gelassen. Der Auftakt mit dem Musical "Zorro" macht Lust auf eine unbeschwerte Spielzeit. Doch noch sind die Schatten des Corona-Virus nicht vollständig verschwunden.
Der Empfang für die geladenen Gäste im Paracelsus-Gärtchen ist der erste seit drei Jahren. 2020 waren die Frankenfestspiele ganz abgesagt worden, 2021 mussten sie in abgespeckter Form stattfinden - mit Abstand, reduzierter Zuschauerzahl und ohne das gesellschaftliche Rahmenprogramm. Auch für Bürgermeister Hermann Gabel - obwohl bereits seit zwei Jahren im Amt - ist der Festspielempfang deshalb eine Premiere. Er nutzt seine kurze Ansprache vor allem, um den vielen ehrenamtlichen Helfern zu danken, die hinter, neben und sogar auf der Bühne dafür sorgen, dass die Zuschauer einen unterhaltsamen Theaterabend erleben und gerne wiederkommen.
Den Regenschirm hätte Landrat Thomas Eberth getrost zu Hause lassen können an diesem lauen Sommerabend. Aber wer Schirmherr ist, der braucht auch einen Schirm, hat sich der Landrat wohl gedacht. Theaterunterhaltung auf hohem Niveau, wie sie die Röttinger Festspiele bieten, sei ein Glücksfall für den Landkreis Würzburg, so Eberth.
Besonders hebt Eberth die Arbeit des Jungen Theaters unter Leitung von Frederike Faust hervor. Mit eigenen Inszenierungen für die Kinderfestspiele und die Zusammenarbeit mit Schulen in der Region leiste dieses Junge Theater hervorragende Kultur- und Jugendarbeit, so Eberth. Die Zuschüsse, mit denen der Landkreis die Festspiele fördert, seien deshalb gut angelegtes Geld.

Bei den "großen" Festspielen hält Intendant Lars Wernecke seit 2019 die Fäden in der Hand. Und das wird auch mindestens bis zur Spielzeit 2025 so bleiben. Jüngst hat der Stadtrat den Vertrag mit dem Festspielleiter um drei Jahre verlängert. Beim Festspielempfang macht Bürgermeister Gabel die Entscheidung öffentlich und hat auch gleich den fertigen Vertrag für Lars Wernecke mit dabei.
Extra-Ensemble mit Profi-Qualitäten
Der Intendant setzt bei den Frankenfestspielen auf unterhaltsames Sommertheater. Dabei konnte er auf die Arbeit seiner Vorgänger aufbauen, die neben den Schauspielprofis ein Extra-Ensemble aus ambitionierten Laien etabliert haben, die inzwischen - vor allem bei den Tanzszenen - nahezu genauso professionell agieren, wie ihre hauptberuflichen Kollegen.
Das wird auch in dieser Spielzeit wieder deutlich, wo mit dem Musical "Zorro" und der musikalischen Räuberpistole "Das Wirtshaus im Spessart" (ab 30. Juni) zwei Inszenierungen auf dem Plan stehen, die ihren Esprit vor allem aus den Tanzeinlagen beziehen. Beim "Zorro" kommen atemberaubende Fechtszenen hinzu, für die Wernecke den Schauspieler und Fechtchoreografen Thomas Ziesch gewinnen konnte, unter anderem verantwortlich für die Kampfszenen der Störtebeker-Festspiele auf Rügen.
Fünf Schauspieler in 40 Rollen
Die Krimikomödie "Baskerville" nach dem Sherlock-Holmes-Klassiker von Arthur Conan Doyle (ab 14. Juli) wartet dafür mit einem anderen Superlativ auf. Fünf Darsteller schlüpfen in dem Stück in insgesamt 40 verschiedene Rollen.

"Wir sind ein tolles Team aus Profis und Ehrenamtlichen", sagt Lars Wernecke, "und wir sind mit sehr viel Herzblut bei der Sache." Die Festspiele in Röttingen seien ihm und vielen Mitgliedern des Ensembles inzwischen ans Herz gewachsen, so Wernecke. "Dass in einer kleinen Stadt ein so tolles kulturelles Leben entsteht, ist eine große Freude."
Diese Freude will sich Lars Wernecke heuer nicht vom Corona-Virus verderben lassen, wenngleich die Schatten der Pandemie noch lange nicht gebannt sind. Die Unsicherheit über erneute Hygienemaßnahmen aber auch pandemiebedingte Lieferengpässe hätten die Probenarbeit begleitet, erzählt der Intendant. So habe man wochenlang auf ein Bühnengerüst warten müssen, das Bühnenbildnerin Iris Holstein zum tragenden Element für die Kulissen aller drei Stücke gemacht hat.
Regelmäßige Tests sollen verhindern, dass sich das Corona-Virus unter den Schauspielern verbreitet und Vorstellungen vielleicht sogar abgesagt werden müssen. "Ein Musiker musste in Isolation, weil er sich infiziert hat", sagt Wernecke, die übrigen Mitglieder des Ensembles blieben verschont. "Trotzdem bleibt natürlich immer eine gewisse Unsicherheit", so der Intendant. In gewisser Weise kämpft Zorro nicht nur gegen den gewalttätigen Bruder Ramon, sondern auch gegen das Corona-Virus. Die gute Stimmung bei der ersten Premiere konnte dies nicht trüben. Nach mehr als zwei Stunden Mantel-und-Degen-Abenteuer gab es lang anhaltenden stehenden Applaus für die Darsteller.
Karten und weitere Infos unter www.Frankenfestspiele-roettingen.de oder Tel. (0 93 38) 97 28-55.