Hufgeklapper und Pferdewiehern kommen aus dem Megaphon, unter dem Kettenhemd von Alexander Pfeffer rinnt der Schweiß. Gemeinsam mit Thomas und Maximilian Schneider rührt er in der Würzburger Fußgängerzone die Werbetrommel für das Musical „Spamalot“. Standesgemäß in Ritterkostüme gekleidet. Am Donnerstag, 21. Juni, beginnen die Röttinger Frankenfestspiele mit der schrägen Mittelalter-Satire, hierzulande besser bekannt unter dem deutschen Filmtitel „Die Ritter der Kokosnuss“.
Bestes Musical des Jahres
Die britische Komiker-Truppe Monty Python hat 1975 mit der Verballhornung der Artus-Sage einen Filmklassiker geschaffen. Autor und Gründungsmitglied Eric Idle machte daraus fast 30 Jahre später ein Musical, das in der Folge mit zahlreichen Preisen überhäuft wurde, unter anderem dem Tony Award für das beste Musical des Jahres.
Knut Weber, Intendant der Röttinger Festspiele, ist erklärter Fan des britischen Humors, wie er in „Spamalot“ in seiner schwärzesten Form in Erscheinung tritt. Das ist ein Grund, warum Weber das Musical in diesem Jahr auf den Spielplan der Festspiele gesetzt hat und selbst Regie führt. Ein zweiter: In seinem heimischen Stadttheater in Ingolstadt lief das Musical vor drei Jahren mit großem Erfolg. Jede der 20 Aufführungen war ausverkauft. In Röttingen möchte Weber deshalb gerne an den Publikumserfolg anknüpfen.
Burg Camelot als Spielhölle
Im Mittelpunkt der Handlung steht König Arthur, der bei dem Versuch, die Ritter seiner Tafelrunde um sich zu versammeln, in allerlei schräge Abenteuer verwickelt wird. Linksradikale Bauern und ein todesmutiger schwarzer Ritter stellen sich Arthur in den Weg. Seine Burg Camelot entpuppt sich als Spielhölle, in der die Fee vom See mit ihren Showgirls unentwegt Partys feiert. Um eine Burg von ihren französischen Eroberern zu befreien, bauen sie ein trojanisches Kaninchen und werden aus Rache mit Kühen beworfen, und, und, und . . .
Ein reichlich wilder Mix, in dem Eric Idle mit zahlreichen Zitaten aus anderen populären Broadway-Musicals spielt und damit das gesamte Genre gekonnt aufs Korn nimmt, einschließlich dessen Großmeister Andrew Lloyd Webber. Das Ganze gespickt mit reichlich revuehaften Tanzeinlagen.
Ein Hauch von Broadway
„Es ist ein Musical, aber eben auch die Parodie eines Musicals, das ist der Reiz“, sagt Regisseur Knut Weber. Ein schroffer Kontrast also zum Klassiker „My Fair Lady“ im Vorjahr. Trotzdem ist Weber überzeugt, auch eingefleischte Musical-Fans begeistern zu können. „Ich glaube, dass auch das normale Röttinger Musical-Publikum ein großes Vergnügen daran haben wird“, sagt er, „es weht ein Hauch von Broadway durch die Produktion und auch die Ausstattung ist vom Feinsten“. Gleichzeitig hofft er, damit neues Publikum für die Frankenfestspiele gewinnen zu können. „In bestimmten Kreisen ist Monty Python schließlich immer noch Kult.“
Geniales Ambiente
Den Röttinger Burghof nennt Weber ein „geniales Ambiente für diese verrückte Geschichte“. Beim Bühnenbild und den aufwendigen Kostümen konnte der Regisseur auf den Ingolstadter Fundus zurückgreifen. Und auch die Besetzung fiel nicht schwer. Als „Fee vom See“ agiert Antje Rietz, die diese Rolle schon bei der Ingolstadter Produktion spielte, und im letzten Jahr als Trompete spielende Eliza Doolittle einen gefeierten Einstand in Röttingen gab.
Ein Wiedersehen gibt es außerdem mit Peter Polgar als Sir Galahad und Martin Muliar als Sir Bevedere, der bereits mehrfach bei den Frankenfestspielen auf der Bühne stand. Außerdem verspricht Regisseur Weber „noch andere Granaten“ in der Besetzungsliste.
Neuer Arbeitsplatz für die Musiker
An einen neuen Arbeitsplatz müssen sich die Musiker unter Leitung von Walter Lochmann gewöhnen. Statt verborgen im Rücken der Zuschauer agieren sie heuer erstmals von einem Podest hoch über der Bühne aus. Auch der Burghof hat sein Gesicht verändert. Die provisorische Halle im hinteren Zuschauerraum ist einem festen Gemäuer gewichen, in dem ansteigende Zuschauerränge besten Blick auf die Freilichtbühne bieten.
Im Zuge des Umbaus haben die Frankenfestspiele auch kräftig in Licht- und Tontechnik investiert. Im Burghof sitzen die Zuschauer weiterhin an Biertischen und dürfen sich – eine Besonderheit der Frankenfestspiele – ihre Brotzeit und ihren Schoppen während der Aufführung schmecken lassen.
Zwei Wochenenden lang wird „Spamalot“ zunächst gespielt, bevor am 5. Juli mit „Die Drei von der Tankstelle“ das zweite Stück auf den Spielplan tritt. Am 12. Juli schließlich feiert das Singspiel „Im Weißen Rössl“ Premiere. Mit drei Sonderveranstaltungen vom 16. bis 18. Juli feiern die Röttinger Festspiele in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen. Zu Gast sind dann die A-Capella-Formation „Alte Bekannte“, das Musik-Trio Schmidbauer, Pollina, Kälberer sowie Kabarettist Wolfgang Krebs mit seinen „Bayerischen Löwen“.
Festspiel-Cocktail
Ein weiterer Höhepunkt ist der Festspiel-Cocktail am Sonntag, 29. Juli, um 19.30 Uhr. Begleitet von Walter Lochmann bieten Mitglieder des Ensembles an dem Konzertabend eine bunte und zumeist überraschende Mischung ihres Könnens.
Die Frankenfestspiele enden am 19. August. Zu zahlreichen Vorstellungen verkehrt der Festspielbus der APG mit Haltestellen in Würzburg und Giebelstadt.