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RÖTTINGEN
König Artus im Revue-Format
Eine schräge Geschichte um die Ritter der Tafelrunde, gespickt mit revuereifen Showeinlagen, erzählt das Musical „Spamelot“, hier in einer Aufführung am Stadttheater Ingolstadt 2016.
Foto: Stadttheater Ingolstadt | Eine schräge Geschichte um die Ritter der Tafelrunde, gespickt mit revuereifen Showeinlagen, erzählt das Musical „Spamelot“, hier in einer Aufführung am Stadttheater Ingolstadt 2016.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:33 Uhr

Reichlich schräg wirken König Artus und seine Tafelrunde, wenn sie auf der Suche nach dem Heiligen Gral aus Mangel an Pferden deren Getrampel mit Kokosnussschalen nachmachen. Die Szene aus dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ der britischen Comedy-Truppe Monty Python genießt Kult-Status. 2004, 20 Jahre nach dem Film, hat Eric Idle daraus ein Musical gemacht, das seitdem wie kaum ein anderes mit Preisen überhäuft wurde.

Unter dem Originaltitel „Spamalot“, aber in deutscher Übersetzung, steht die rabenschwarze Mittelalter-Parodie heuer auf dem Spielplan der Röttinger Frankenfestspiele (Premiere 21. Juni). Deren Intendant setzt im 35. Festspieljahr auf drei bekannte Stücke, die allesamt als musikalische Revue daherkommen. Neben Spamalot gibt es das Singspiel „Im Weißen Rössl“ (Premiere 12. Juli) und die musikalische Komödie „Die Drei von der Tankstelle“ (Premiere 5. Juli).

Leichte Unterhaltung, anspruchsvoll präsentiert, ist das Rezept, mit denen Knut Weber in diesem Jahr die Herzen des Publikums erobern will. „Gerade in einem Jubiläumsjahr ist es unser Auftrag, ein unterhaltsames Angebot zu machen“, sagte Weber bei der Pressekonferenz zum Auftakt der Festspielsaison.

Von Peter Alexander bekannt gemacht

Bei seiner Uraufführung 1930 wurde das „Weiße Rössl“ zum Kassenschlager, fiel aber wenig später wegen seiner jüdischen Mitautoren bei den Nazis in Ungnade und wurde verboten. Unvergessen wurde das Stück nach seiner Verfilmung 1960 mit Peter Alexander in der Rolle als Zahlkellner Leopold, der sich ausdauernd um die Gunst der Rösslwirtin Josepha Vogelhuber bemüht. Unter den vielen Ohrwürmern, die das Singspiel in einer schräg-fröhlichen Revue aneinander reiht, ist das Lied „Im Weißen Rössl am Wolfgangsee“ wohl am bekanntesten.

Die Rösslwirtin wird gespielt von Andreas Frohn, die bereits zum dritten Mal in Röttingen spielt. In die Rolle von Kaiser Franz Joseph schlüpft Pavel Fieber, der mehrfach Regie bei den Frankenfestspielen führte und im vergangenen Jahr in seiner Paraderolle als Professor Higgins in „My Fair Lady“ zu sehen war.

Mit von der Partie ist auch der Kinderchor, der aus der neuen Sparte „Junges Theater“ entstanden ist. „Von der Anbindung der jungen Sparte ans Abendprogramm profitieren beide Seiten“, so Weber. Regie führt Sebastian Eilers, der außerdem für die Choreografie in „Spamelot“ verantwortlich zeichnet.

Erster deutscher Blockbuster

In die gleiche Zeit passt auch die musikalische Komödie „Die Drei von der Tankstelle“. Neben „Ein Freund, ein guter Freund“ enthält sie viele weitere bekannte Schlager aus der UfA-Zeit. Die Verfilmung mit Heinz Rühmann, Willy Fritsch und Oskar Karlweis aus dem Jahr 1930 gilt als erster deutscher Blockbuster. Vom Erfolg und der Bekanntheit, die die Komödie bis heute auch beim jüngeren Publikum genießt, wollen auch die Röttinger Frankenfestspiele profitieren.

Mit Monty Pythons „Spamalot“ verlässt Intendant Knut Weber ausgetretene Pfade. Schon die Filmvorlage liefert eine volle Dosis schwarzen Humors. Da geht es um menschenfressende Kaninchen, fliegende Kühe und todesmutige schwarze Ritter. Das Musical setzt dem Ganzen die Krone auf, indem es zusätzlich das eigene Genre auf schräge Weise parodiert.

Ein Nonsens-Feuerwerk, gespickt mit revuereifen Show- und Tanzeinlagen also. „Natürlich hoffen wir darauf, dass wir neben Musicalfans, angeregt durch den Film, auch neues Publikum interessieren können“, so Knut Weber.

„Die Burg ist der ideale Spielort für dieses Musical“, sagt der Intendant, der bei „Spamalot“ auch Regie führt. Erfahrung mit dem Stück hat er bereits reichlich. An seinem heimischen Stadttheater in Ingolstadt stand das Musical 2016 auf dem Spielplan. Alle 18 Vorstellungen waren restlos ausverkauft, so Weber. Ein Glück für die Frankenfestspiele, die sich für die aufwendige Bühnenausstattung aus dem Ingolstadter Fundus bedienen können.

Ein Wiedersehen mit bekannten Schauspielern

Ein Wiedersehen gibt es in der Inszenierung mit Martin Muliar (Sir Bedevere), der schon viele Male in Röttingen zu sehen war, und mit Péter Polgár (Sir Galahad), der im vergangenen Jahr dort sein Debüt gab. Im „My Fair Lady“ standen damals an der Seite von Hauptdarstellerin Antje Rietz, die als „Fee aus dem See“ auch heuer die weibliche Hauptrolle innehat.

Die Musik steht auch in diesem Jahr unter der Leitung von Walter Lochmann, allerdings müssen sich die Musiker heuer nicht mehr in einem verglasten Raum im Rücken der Zuschauer verstecken, dem sogenannten Aquarium, sondern dürfen auf einem Podest hoch über der Bühne Platz nehmen. „Das Aquarium hat ausgedient“, meint der Intendant und freut sich, dass damit auch die letzten Zweifel ausgeräumt sind, ob die Musik wirklich live gespielt wird.

Verbesserte Licht- und Tontechnik

Im Umfeld der Bühne herrschen gegenwärtig noch die Bauarbeiten. Der 1971 eingestürzte Ostflügel der Burg wird in moderner Form wieder aufgebaut. Die Frankenfestspiele profitieren davon in Form einer verbesserten Licht- und Tontechnik. Dafür müssen die Proben zum Großteil im städtischen Bauhof stattfinden.

Befürchtungen, die Arbeiten könnten nicht rechtzeitig zu den Festspielen fertig werden, entkräftet Bürgermeister Martin Umscheid. Spätestes am 6. Juni, wenn das Heeresmusikkorps Veitshöchheim zum Auftakt der Jubiläums-Saison aufspielt, seien der Bau vollendet.

Infos und Karten: Festspielbüro Tourist-Info Röttingen, Tel. 09338 9728-55, -57 und -59, www.frankenfestspiele.de.

Intendant Knut Weber (Mitte) mit seinem Team und Darstellern der Kinderfestspiele vor dem Killerkaninchen, das im Musical „Spamelot“ eine Rolle spielt.
Foto: Gerhard Meißner | Intendant Knut Weber (Mitte) mit seinem Team und Darstellern der Kinderfestspiele vor dem Killerkaninchen, das im Musical „Spamelot“ eine Rolle spielt.
 
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