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WÜRZBURG
Franken-„Tatort“: Nur 8,41 Millionen Zuschauer
Franken-“Tatort“: Nur 8,41 Millionen Zuschauer       -  Etwa 70 Gäste sind am Sonntagabend ins Würzburger Café Muck gekommen, um gemeinsam den „Tatort“ zu schauen.
Foto: Lukas Will | Etwa 70 Gäste sind am Sonntagabend ins Würzburger Café Muck gekommen, um gemeinsam den „Tatort“ zu schauen.
Michael Czygan
,  Lukas Will
 und  Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:40 Uhr

Der Franken-„Tatort“ hat in der Publikumsgunst verloren: 8,41 Millionen Zuschauer haben die Folge „Das Recht, sich zu sorgen“, die in weiten Teilen in Mainfranken spielt, am Sonntagabend in der ARD gesehen. Bei der Premiere „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ hatten vor einem Jahr noch 12,1 Millionen eingeschaltet.

TV-Experten begründeten den Rückgang am Montagmorgen nicht zuletzt mit dem Wetter. Angesichts der sommerlichen Temperaturen haben viele potenzielle Zuseher den Abend offenbar lieber auf die Terrasse oder im Biergarten verbracht. Ob sie etwas verpasst haben, darüber gehen die Meinungen bekanntlich auseinanander.

Der Mediendienst „Quotenmeter“ betont derweil in einer ersten Analyse, allein am Wetter habe der Rückgang aber nicht gelegen, schließlich sei auch der Marktanteil von 33,7 Prozent im Vorjahr auf 25,3 Prozent abgesackt. Das heißt, jeder Vierte, der vor dem Bildschirm saß, guckte den „Tatort“ in der ARD. Im April 2015 war es noch jeder Dritte.

Im vergangenen Jahr gehörte der Franken-„Tatort“, die Premiere des Ermittler-Teams um Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs, zu den zehn meistegesehenen TV-Sendungen in Deutschland überhaupt. Nur einige Fußballspiele und zwei Folgen des Münster-„Tatorts“ mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl hatten bessere Einschaltquoten. Dazu wird es heuer nicht reichen.

Als „richtig starkes Ergebnis“ wertet „Quotenmeter“ die 19,9 Prozent, die der Franken-„Tatort“ am Sonntag bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern, die für die Werbung als besonders relevant gelten, erreichte.

„Natürlich hätten wir uns darüber gefreut, wenn noch mehr Zuschauer eingeschaltet hätten“, sagt Stephanie Heckner, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk. „Aber wir sind deshalb von unserem Film nicht enttäuscht.“ Auch sie glaubt, dass das gute Wetter eine Rolle gespielt habe.

Public Viewing in Würzburg

Im Café Muck in Würzburg versammelten sich rund 70 Zuschauer zum gemeinsamen Filmschauen. Das hat Tradition, seit 2005 zeigt Wirtin Barbara Latzel sonntags den „Tatort“. Diesmal kamen fast doppelt so viele Gäste wie gewöhnlich, verrät Latzel. Sie selber ist bekennender Fan der Krimireihe – doch an diesem Abend hatte sie keine Zeit, um der Handlung im Film zu folgen. Vor Ausstrahlungsbeginn um 20.15 Uhr herrschte hinter dem Tresen Hochbetrieb, Burger und Bier wollten im Minutentakt an die Tische gebracht werden.

Doch mit Filmbeginn kehrte augenblicklich Ruhe ein – ein letztes Stühlerücken, die Blicke richteten sich auf Fernseher und Leinwand. Gelegentlich gab's Lacher bei witzigen Szenen. Etwa als Anatomiechefin Magdalena Mittlich die Funktionsweise einer Herzklappe zärtlich anhand einer Gurkenscheibe beschreibt – und der Polizeipräsident sich diese unmittelbar danach wenig zärtlich in den Mund stopft.

Als nach eineinhalb Stunden der Abspann läuft, brandet kein Applaus auf, dafür beginnen sofort die Diskussionen. Warum hat sich der Gastwirt die Hände verbrüht? Was soll das mit den nicht zusammenhängenden Fällen? Richtig begeistert schien keiner zu sein.

Ein mit Studenten besetzter Tisch gibt die Schulnote 2 bis 3. „Ich bin zwar kein Franke, aber manchmal kam der Dialekt etwas hölzern rüber“, meint Zuschauer Severin. Auch sei Würzburg zu kurz gekommen, sagen die Studenten. Für die nächste Folge wünschen sie sich einen Studentenmord im Muck. Wahrscheinlicher ist, dass der Tatort wieder eine andere Region Frankens als Schauplatz nimmt.

Kritik in den sozialen Netzwerken

In den sozialen Medien wurde ebenfalls rege diskutiert. Grundtenor vieler Kommentatoren auf Twitter: „Der Tatort hat scho bassd!“ Verwirrend fanden einige die „Gasthausstory“. Auf Facebook dagegen zeigten sich die meisten Zuschauer enttäuscht: „Naja“, „Bassd scho“, „Langweiliger Schrott“, so die Meinungen. Offensichtlich hatten sich die meisten Franken von dem Heimatkrimi mehr erwartet.

Es gab aber auch positive Stimmen auf Facebook: „Mir gefällt es und ich freue mich auf eine neue Folge“, schreibt ein Leser. Ein anderer fügt hinzu: „Er hat alles erfüllt, was ich von einem Tatort erwarte und ich fand den Einblick in die Würzburger Anatomie sehr interessant.

“ Für Wirbel sorgte der Dialekt: „Der Dialekt war künstlich. Ich kanns beurteilen als echter Franke!“, so ein Leser. Ein anderer meint: „Das Beste vom Ganzen war das Fränkisch ... aber das manchmal auch sehr gekünstelt.“

Presseschau

Spiegel Online:„Starke Bilder, starke Dialoge, nur der Plot ist manchmal ein bisschen sehr verspult. Eine Krimi-Meditation über die Endlichkeit des Menschen.“ (7 von 10 Punkten)

Bild:„Einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen scheint es nicht zu geben. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass man nach dem gelungenen Einstand mit 12,11 Millionen Zuschauern nun unbedingt etwas Besonderes zeigen wollte.“ (Note 2-3)

Süddeutsche:„Die einzelnen Erzählungen werden ganz mühelos nebeneinandergelegt, lange wird elegant in der Schwebe gehalten, in welchem Zusammenhang sie alle zueinander stehen. Die Geschichte ist hier größer als der Zufall.“

Tagesspiegel:„Ein Krimi für den zweiten Blick. Dass der ,Tatort‘ trotzdem wie aus einem Stück wirkt, liegt an den beiden Darstellern, der gelungenen regionalen Verankerung und den Fällen, die berühren.“

Filmstarts.de:„Zwar ein solide inszenierter Krimi, doch Spannung und Raffinesse lässt der Film über weite Strecken vermissen.“ (2,5 von 5)

Nordbayern.de:„Gab es im ersten Franken-,Tatort‘ elend lange Fahrten durch Tunnel, so geht?s diesmal gerne über Autobahnen, auf Rastplätze und an Autohöfe. Von den Städten Nürnberg und Würzburg sieht man nicht viel, dafür Wald, Wiesen, Wasser im Nürnberger Umland, wo die Wirtshauskultur mit Schnapsrunden gepflegt wird. Ein Prost auf diesen Franken-,Tatort‘? Lieber darauf, dass der nächste besser wird!“

Stern:„Die beiden Fälle sind weder übermäßig spannend noch furchtbar unkonventionell erzählt – der Film unterscheidet sich vor allem dadurch, dass er sich an erzählerischen Verführungen sehr geschickt vorbeischleicht.“

 
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  • C. K.
    Eigentlich ist der Quotenschwund ganz logisch zu erklären. Bei der Ausstrahlung der ersten Episode war die Republik neugierig auf das neue Ermittlerteam. Da wollten selbst Zuschauer aus Götzenbroda und Hinnerkshausen (nein, die 12 Millionen damals waren nicht nur Bayern! zwinkern ) wissen, wie es in Franken krimitechnisch so aussieht. Zudem war das mediale Bewerbungsgewitter des BR um ein Vielfaches heftiger als dieses Mal. Und nachdem viele 2015 gesehen haben, wie die Grundstruktur des Frankentatorts ist (eher düster, melancholisch und nachdenklich), haben sie dieses Jahr einfach nicht mehr eingeschaltet, weil ihnen die Konzeption nicht gefällt. Die Geschmäcker sind nun mal verschieden. Ob da das Wetter, allgemeine Unlust oder der Tod des Haushamsters ebenso für einen Zuschauerschwund gesorgt hat, lassen wir mal so stehen.
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