Frank Hettlinger aus dem Landkreis Würzburg ist 27 Jahre alt, als sich sein Leben für immer verändert. Der Berufskraftfahrer ist gerade für seine Firma in Berlin, als er spürt, dass etwas nicht stimmt. "Es kam schleichend, zuerst konnte ich nicht schlafen, habe schwer Luft bekommen," erzählt der junge Mann. Das ist 2013, er will nicht ins Krankenhaus, denkt es wäre eine heftige Grippe. "Meine Mutter hat mich letztendlich überredet in die Uniklinik zu gehen und mich untersuchen zu lassen."
Die Diagnose ist ein Schock: IgA-Nephritis. Eine seltene Autoimmunkrankheit, die Hettlingers Niere stark angreift. "Das kann man erstmal gar nicht realisieren. Dir gings vor drei Wochen noch blendend und jetzt wollen die dir erzählen, dass du im Eimer bist." Schnell stellt sich heraus, dass es für Hettlinger nur eine Option gibt: Eine Nierentransplantation.
Gaby Hettlinger: "Ich habe gleich gesagt, ich bin bereit ihm die Niere zu spenden."
Für seine Mutter steht eines von Anfang an fest: "Als er im Krankenhaus war und die Diagnose Nierenversagen bekommen hat, war ich sofort bereit, ihm die Niere zu spenden," erzählt sie. Doch der Prozess ist nicht einfach. "Wir mussten zu einer Ethik Kommission, bei der ein Richter dabei, ein Arzt und ein Rechtsanwalt dabei war, und noch zu einem Psychologen," erklärt der Sohn. Circa zwei Jahre dauert es bis Hettlinger gesundheitlich so stabil ist, dass die Niere transplantiert werden kann.
2015 findet die Operation statt. "Direkt nach der ersten Transplantation habe ich mich gefühlt, als könnte ich fliegen," erzählt Hettlinger. Die Dankbarkeit, die er seiner Mutter gegenüber empfindet kann er fast nicht ausdrücken: "Dafür gibt es glaube ich keine Worte, sie hat mir in dem Moment das Leben gerettet. Alles was ich sagen würde, wäre zu schwach."
Die OP scheint zuerst gut verlaufen zu sein, doch dann gibt es Komplikationen. "Ich habe eine Sepsis bekommen, und es war sehr knapp. Irgendwie konnten die Ärzte mich stabilisieren." Doch sein Gesundheitszustand bleibt kritisch. Nach einiger Zeit die Gewissheit: In der Spenderniere seiner Mutter ist die ursprüngliche Krankheit wieder aufgetaucht. Die lebensrettende Niere verliert ebenfalls schnell ihre Funktion und Hettlinger muss eineinhalb Jahre später wieder zur Dialyse.
Trotzdem geht Hettlinger nach fast zwei Jahren Krankheitspause wieder zur Arbeit. Jeden Tag fährt er um 14 Uhr nach Tschechien, belädt seinen Laster und kommt zurück nach Würzburg. "Davor bin ich zur Dialyse gegangen, dreimal in der Woche."
Er steht nun auf der offiziellen Transplantationsliste für ein neues Organ und nach vier Jahren ist es soweit. Hettlinger bekommt eine zweite Chance, dieses Mal von einem unbekannten, postmortalen Spender. Mit der neuen Niere lebt er für circa zwei Jahre, dann taucht seine Erkrankung wieder auf.
Das heißt für ihn 2021 wieder Dialyse und erstmal keine Aussicht auf ein neues Spenderorgan: "Die Ärzte haben Angst, dass die Krankheit wieder auftaucht. Ich verstehe das, bin da keinem böse." Jetzt hofft er auf die Entwicklung eines Medikaments, das seine Krankheit wirksam besiegt und damit eine Transplantation sinnvoll machen würde.
Heute lebt der 37-Jährige schon zehn Jahre mit seiner Krankheit. Trotz Dialyse arbeitet er nach wie vor und hat trotz vieler Rückschläge seinen Lebensmut nicht verloren. Zum Tag der Organspende will er im Namen aller Erkrankten auf das Thema aufmerksam machen. "Ich kann jedem nur raten, helft einfach, egal wie."