
Nachgefragt bei einigen Würzburger Fahrradhändlern ergibt sich schnell ein einheitliches Bild: "Das haben wir gerade leider nicht da", lautet oft die Antwort auf die Frage nach einem bestimmten Fahrrad. Liefertermine für Ersatzteile und Fahrräder liegen oft jetzt schon im nächsten Jahr. Für alle, die sich zum Fahrradkauf entschlossen haben, sind das natürlich erst einmal schlechte Nachrichten. Auch Konstantin Wunder weiß, wie schwierig die Situation ist. "Zum Händler gehen und sagen: 'dieses bestimmte Fahrrad will ich' und das dann mit nach Hause nehmen, das geht eigentlich gar nicht", so der Fahrradhändler aus Würzburg gegenüber dieser Redaktion.
Warum sind die Wartezeiten beim Radkauf so lange?
"Das hängt natürlich an einer ganzen Kette von Ursachen", sagt beispielsweise Thomas Rambacher vom "Bikestore" im Gespräch mit der Redaktion. "Zum einen gibt es Lieferschwierigkeiten bei den Komponentenherstellern, die in Asien produzieren. Aber auch die gestiegene Nachfrage in der Corona-Zeit spielt eine Rolle". Die Absatzzahlen, die man vom Zweirad-Industrie-Verband dazu findet, geben Rambacher Recht. Über Fünf Millionen Fahrräder gingen alleine im Jahr 2020 über die Ladentheke. Und auch im vergangenen Jahr konnten sich Fahrradhändler mit 4,7 Millionen verkauften Exemplaren über reißenden Absatz freuen. Mit Blick auf die kommende Saison wird sich daran vermutlich erst einmal nichts ändern. In einer repräsentativen Onlinebefragung, gaben 27 Prozent der Befragten an, den Kauf eines Fahrrads im kommenden Jahr zu planen. Das wären, auf die Gesamtbevölkerung gerechnet zwöf Millionen Räder!
Fortbewegungsmittel der Zukunft
Selbst wenn man nicht von einem derartigen Anstieg in den Verkaufszahlen ausgeht, scheint die Fortbewegung auf zwei Rädern zukunftsträchtig. In der gleichen Befragung heißt es dazu: "Das Fahrrad beziehungsweise Pedelec ist im Verkehrsmittelvergleich das Fortbewegungsmittel mit dem höchsten Wachstumspotential. In Zukunft wollen es 41 Prozent der Menschen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren häufiger nutzen". Mit immer neuen Bauweisen schaffen es die Hersteller zudem, das Rad an die Bedürfnisse der Fahrenden anzupassen und alltagstauglicher zu machen. Gerade E-Bikes locken immer mehr Menschen vom Auto auf das Rad. "Es gibt einen richtigen Boom bei E-Bikes", bestätigt auch Konstantin Wunder. Allerdings sorgt das auch für Schwierigkeiten. Denn durch den Umstieg auf E-Mobilität benötigt auch die Autoindustrie Brennstoffzellen für Batterien. Das sorgt für weitere Lieferschwierigkeiten. Auch der voranschreitende Ausbau der Radinfrastruktur dürfte dafür sorgen, dass das Radfahren - vor allem in urbanen Regionen - immer attraktiver wird.

Was tun, wenn man jetzt ein Rad braucht?
„Ganz einfach", meint Konstantin Wunder. "Zum Händler gehen und fragen was der so hat. Nicht auf einen Hersteller festnageln, sondern sich beraten lassen. Es gibt so viele verschiedene Marken, das hat man als Endkunde vielleicht gar nicht auf dem Schirm“. Dass eine gewisse Flexibilität, was die Farbe oder Marke angeht, unabdingbar ist, da sind sich die Händler einig. Ohne einen Kompromiss einzugehen, werde man wahrscheinlich die Suche nach dem perfekten Zweirad in diesem Jahr nicht schnell beenden können.
Eine alternative Lösung bietet auch der Blick auf den Markt mit gebrauchten Rädern und E-Bikes. Neben den bekannten Plattformen lohnt sich hier der Besuch beim Händler. Doch auch hier muss man schnell sein. "Wir hatten 200 gebrauchte Räder, jetzt sind es noch ungefähr fünf", sagt Lutz Hermann von der Fahrradwerkstatt des Erthal-Sozial-Werks. Neben vielen neuen Fahrrädern und E-Bikes bietet der Händler auch hergerichtete Zweiräder zum Verkauf an. Aber auch bei gebrauchter Ware gilt oft: "Man muss nehmen, was der Laden so dastehen hat", konstatiert Hermann. "So einfach ist es".
Wer auf ein Rad angewiesen ist und nicht lange warten kann oder will, hat auch die Möglichkeit eines zu leihen. Mit dem Fahrradverleihsystem "Nextbike" kann man an einer der zahlreichen Leihstationen in der Stadt fündig werden. Außerdem gibt es mit dem Projekt "Freies Lastenrad Würzburg" eine Option beim Transport größerer Einkäufe oder Gegenstände auf das Rad umzusteigen. Mit dem Lastenradleih bietet sich nicht nur eine Lösung bei der Beförderung mehrerer Kinder oder großer Dinge, es ist dazu nach vorheriger Registrierung auch noch kostenlos.
Wer sich in Würzburg ein Lastenrad leihen möchte, wird hier fündig: lastenrad-wuerzburg.de/
Um von A nach B zu kommen, kann man außerdem über die Webseite www.nextbike.de/de/wuerzburg/ Räder leihen. Hier kann man auch sehen, wo die Fahrräder stehen.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels war nicht die Rede davon, dass es beim Erthal-Sozialwerk auch neue Fahrräder gibt, diesen Hinweis haben wir nachträglich hinzugefügt.