
Wenn man am Tag des Regionalwettbewerbs der First Lego League (FLL) die Turnhalle der Wolffskeel-Realschule in Versbach betritt, liegt Wettkampf-Stimmung in der Luft. Das Raunen von der Tribüne schallt quer durch die Halle, genau wie bei einem Fußball- oder einem Basketballspiel. Nur ein Ball ist nirgends zu sehen, den hat man durch Legosteine ersetzt. Überall auf dem Hallenparkett stehen Tüftler-Tische, an denen eifrige junge Bastler ihren Lego-Robotern den letzten Schliff verpassen, bevor es für sie in die Arena geht.
Insgesamt 16 Schüler-Teams aus unterschiedlichen Schulen nehmen an dem Wettkampf teil. Dabei müssen sie mit ihren Robotern in zweieinhalb Minuten möglichst viele der 14 Aufgaben lösen. Etwa muss eine Schaukel in Bewegung gesetzt, eine mehrstöckige Stahlkonstruktion aufgestellt oder eine Flagge auf einer Brücke gehisst werden, ohne dass der Roboter dabei umkippt. Mit dabei sind auch die "Dragons" vom Gymnasium Marktbreit.

Intensive Vorbereitung
Fabian Markert, Teammitglied der Dragons, erklärt, dass das Spielfeld in der Arena jedes Jahr ein anderes ist. Die Schulen bekommen Spielfeld-Schablonen zugeschickt, die etwa die Größe eines Billardtisches aufweisen. Auf diesen ist genau markiert, wo welche Konstruktion angebracht werden muss, die der Roboter später benötigt, um seine Aufgabe zu lösen. "Ein halbes Jahr vor dem Wettbewerb erfahren wir, welche Aufgaben unserem Roboter bevorstehen", erklärt Lisa Dieterich, ebenfalls Mitglied der Dragons.
Die Aufgaben-Stationen aus Lego müssen die Schüler selbst zusammenbauen. Genauso ihren Roboter. Der muss bei wechselnden Aufgaben schließlich auch an diese angepasst werden. "Manche Teams verbauen den Roboter in einem Stück, bei uns ist nur der Kernroboter immer derselbe", so Lisa weiter. Für jede Aufgabe bauen die Dragons einen geeigneten Aufsatz, der dann je nach Bedarf ausgewechselt wird. Der Roboter wird dabei nicht ferngesteuert, sondern von den Schülern in seinen Abläufen programmiert. Linien auf der Spielfeld-Matte helfen ihm bei der Orientierung. An seiner Unterseite sind nämlich Infrarot-Sensoren angebracht, die die Linien erkennen, erklärt Fabian.

Auch Mädchen begeistern sich zahlreich
Auch eine reine Mädchen-Gruppe von der St.-Ursula-Schule aus Würzburg ist bei dem Wettbewerb am Start. Dass das Projekt, an dem Sophie Menninger, Saskia Steck und Sophie Unterguggenberger seit vier Jahren beteiligt sind, für ihr gesteigertes Technikinteresse gesorgt hat, bejahen die Drei. Sophie Menninger hat bereits ein Praktikum in einem kleinen Technik-Unternehmen absolviert und weiß schon heute, dass sie nach dem Abitur in Würzburg Robotik studieren möchte, genau wie ihre Schwester. Auch die anderen beiden können sich einen Berufsweg in diese Richtung gut vorstellen, wobei es Saskia eher zur Medizin hin zieht, wie sie sagt.
Mädchen für MINT-Berufe zu begeistern: Die Wettbewerbsleiterin und Lehrerin vom Wirsberg-Gymnasium, Kristina Kurz erklärt, dass auch dies ein wichtiger Aspekt an dem Projekt ist: "Wir haben dieses Jahr sehr viele Mädchen am Start. Als Mathe- und Physiklehrerin klopft mein Herz vor Begeisterung." Die globale Bildungsinitiative FLL stammt ursprünglich aus den USA. Für den Wettbewerb in Versbach kooperiert die Wolffskeel-Realschule mit der Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG. Auch Brose-Ausbildungsleiter Michael Stammberger erklärt, dass die Beteiligung an unternehmerischen Projekten die Kinder bei ihrer Berufsorientierung unterstützen kann. Einige Schüler der Lego League hätten etwa schon ein Praktikum oder gar ihre Berufsausbildung bei Brose absolviert.
Die Wettkampf-Kommentatorin ruft die nächsten Teams auf. Die Dragons aus Marktbreit stehen schon bereit. Zuvor mussten sie ihren Roboter bei der "Roboter-Kontrolle" prüfen lassen. Die Maße müssen stimmen, es dürfen nicht zu viele Sensoren verbaut sein - alles ist okay. Das Team richtet seinen Roboter in der Arena aus, dann fährt er los. Nachdem er die erste Aufgabe gelöst hat, schnappen sich die Dragons ihre Konstruktion. Blitzschnell wechseln sie die Aufsätze aus, was ein bisschen an die Arbeiten bei einem Boxenstopp in der Formel 1 erinnert. Nach zweieinhalb Minuten ist es vorbei. Die Jury wertet jetzt die Runde aus.

Gewinner stehen fest
275 Punkte erreichen die Schüler aus Marktbreit. Ungefähr sechs der 14 Aufgaben konnte ihr Roboter lösen. Mit ihrem Ergebnis sind die Marktbreiter sehr zufrieden. Eine Pause gibt es aber nicht. Sie erklären hastig, dass sich das Ergebnis noch verbessern lasse, wenn sie ein paar Änderungen vornehmen. Denn jedes Team hat drei Versuche, von denen nur der Beste gewertet wird. Im nächsten Moment sind sie auch schon wieder weg. Zurück an ihrem Tisch, wo sie eifrig an Programmierung und Konstruktion weiter tüfteln.
Bewertet wird übrigens nicht nur das Robot-Game. Auch das Roboterdesign, Forschung und Teamwork spielen eine Rolle. Außerdem wird ein Sonderpreis verliehen, etwa für besondere Fairness, Ausdauer oder das Meistern von außergewöhnlichen Situationen. An diesem Tag heißt der Gewinner "RS_nightMARe" von der Realschule Marktheidenfeld. Der zweite Platz geht an X-Rays@M!ND-Center vom Röntgen-Gymnasium Würzburg. Damit qualifizieren sich die beiden Teams für das Halbfinale Mitte Februar in Regensburg. Dort bietet sich ihnen die Möglichkeit, sich für das FLL-Finale Zentraleuropa zu qualifizieren.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Wettbewerbsleiterin, Kristina Kurz, sei Lehrerin der St.-Ursula-Schule. Richtig ist, dass sie Lehrerin am Wirsberg-Gymnasium ist. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.