
Mit millimetergenauer Präzision surren die Lego-Roboter beim Regionalwettbewerb der First Lego League durch den Parcours in der Wolfskeel-Realschule Würzburg. Bei den Schülern zwischen neun und 16 Jahren herrscht höchste Konzentration, an den Übungstischen laufen letzte Vorbereitungen.
Elf Teams von Schulen aus Unterfranken treten hier im sogenannten "Robot-Game" gegeneinander an. Dabei gilt es, mit einem selbstprogrammierten Lego-Roboter in zweieinhalb Minuten möglichst viele Geschicklichkeitsaufgaben auf dem Spieltisch zu bewältigen. Die 15 Aufgaben sind schon im Voraus bekannt, so dass die Schüler in der Vorbereitungsphase Lösungsstrategien entwickeln können. Die zwei Gewinnerteams ziehen dann in das Viertelfinale ein und haben dort die Möglichkeit, sich für das Europafinale zu qualifizieren.
Lego geht sogar als Schulfach
Am Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg könne das Projekt First Lego League als Intensivierungsunterricht belegt werden, erzählt der Schüler Thorben Hock. In einem Einführungskurs lernen die Schüler das Computerprogramm für die Lego-Roboter kennen und entwickeln ihre Lösungsansätze.

Die Roboter müssen aber nicht nur programmiert, sondern auch selbst entworfen und gebaut werden. Hier spielt vor allem Effizienz eine wichtige Rolle, wie Thorben erklärt: "Wir haben die Aufsätze für unseren Roboter so entwickelt, dass wir möglichst viele Aufgaben auf dem Spieltisch mit einem Aufsatz bewältigen können. So muss nicht ständig gewechselt werden."
Doch auch bei bester Vorbereitung ist der Parcours immer wieder eine Herausforderung: "Je nach Lichtverhältnis oder Akku-Stand fahren die Roboter nicht immer gleich", verraten Benja Rauch und Mirja Cura vom Balthasar-Neumann-Gymnasium Marktheidenfeld, die in ihrem Team den Roboter steuern. Kein Wunder also, dass am Wettkampftisch Stadionatmospähre herrscht. Die Schüler jubeln ihrem Team zu, liegen sich in den Armen, wenn der Roboter erfolgreich eine Aufgabe bewältigt.
Nicht nur technisches Verständnis gefragt
Bewertet wird aber nicht nur die Punktzahl im "Robot-Game". Auch das Design der Roboter, Teamfähigkeit und ein Vortrag zu einem Forschungsthema sind Teil des Wettkampfs. Dieses Jahr sollten die Schüler ein Projekt zum Thema lang andauernde Raumfahrt bearbeiten und vor der Jury vortragen. So haben zum Beispiel die Schüler des Balthasar-Neumann-Gymnasiums eine Strategie entwickelt, wie man die Dauer einer Reise zum Mars verringern könnte, berichtet Schüler Levin Lang.
Um die Teamfähigkeit zu testen, mussten die Teams eine ihnen zuvor unbekannte Aufgabe lösen. Es galt, eine möglichst hohe Rakete aus Spagetti und Marshmallows zu basteln. "Wir sind die Aufgabe ähnlich wie mit den Robotern angegangen: Wir haben erst Ideen gesammelt und dann abgestimmt, wie wir die Aufgabe bewältigen", beschreibt Sion Müller vom Gymnasium Marktbreit (Lkr. Kitzingen) die Lösungsstrategie seines Teams.
Informatik und Robotik zum Anfassen
Martin Hennecke, seit 2011 Juror bei der First Lego League und Professor für Didaktik der Informatik an der Uni Würzburg, schätzt das Projekt als Zugang zur Informatik und Robotik: "Es ist ein schönes Gegenbeispiel, wie man den Schülern ein eher abstraktes Fach zum Anfassen vermitteln kann." Auch Frederic Rose, Lehrer am Balthasar-Neumann-Gymnasium Marktheidenfeld, ist begeistert: "Natürlich steht der Spaß im Vordergrund, aber es bereitet vor allem jüngere Schüler auch ganz konkret auf den Informatikunterricht in höheren Klassen vor."