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Landkreis Würzburg
Finanzkrise im Landkreis Würzburg: Eine Haushaltssperre soll Geld einsparen. Was bedeutet das?
Der Landkreis Würzburg hat keinen ausgeglichenen Haushalt. Landrat Eberth spricht von schwierigen Zeiten für den Landkreis. Die Regierung fordert Maßnahmen.
Die finanzielle Situation des Landkreises Würzburg hat sich dramatisch verschlechtert. Mit einer Haushaltssperre werden nun die Ausgaben beschnitten, davon ist auch das Landratsamt in der Zeppelinstraße betroffen. 
Foto: Thomas Obermeier | Die finanzielle Situation des Landkreises Würzburg hat sich dramatisch verschlechtert. Mit einer Haushaltssperre werden nun die Ausgaben beschnitten, davon ist auch das Landratsamt in der Zeppelinstraße betroffen. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 02:39 Uhr

Es hat sich abgezeichnet: "Die finanzielle Situation des Landkreises Würzburg hat sich in den letzten Jahren massiv verschlechtert", stellt Kreiskämmerin Sabine Hümmer fest. Für dieses Haushaltsjahr rechnet sie mit einem Fehlbetrag von 16,1 Millionen Euro in der Kreiskasse. Das bedeutet, dass der Haushalt in den Einnahmen und Ausgaben  nicht ausgeglichen ist - und damit gegen eine wesentliche Vorschrift der Landkreisordnung verstößt. Die Regierung von Unterfranken fordert daher Maßnahmen, die einen Haushaltsausgleich ermöglichen. 

"Das ist ein ernstgemeinter Warnschuss vor den Bug", sagte Landrat Thomas Eberth (CSU) im Hauptausschuss des Kreistages. Rosigere Zeiten sind nicht in Sicht. Auch für die Jahre 2025 bis 2027 rechnet die Kämmerin jeweils mit einem Fehlbetrag. Der Schuldenstand soll Ende 2027 bei 85,1 Millionen Euro liegen, Ende 2024 sind 50,2 Millionen Euro geplant.

Welche Maßnahmen werden umgesetzt, um die Ausgaben zu begrenzen?

Welche Möglichkeiten hat der Landkreis jetzt, seine Haushaltslage zu verbessern? Ein Nachtragshaushalt mit einer Erhöhung der Kreisumlage wäre zwar möglich, doch möchte Eberth das den 52 Kommunen ersparen. "Das ist nicht fair", sagt er.  

Stattdessen soll es eine "haushaltswirtschaftliche Sperre" geben. Das bedeutet, dass von den laufenden zahlungswirksamen Aufwendungen 20 Prozent des Ansatzes gesperrt werden. Personalkosten sind davon ausgenommen. Die Sperre gilt auch nicht, wenn vertragliche oder gesetzliche Verpflichtung bestehen. 

Konkret bedeutet dies, dass zwischen acht bis zehn Millionen Euro erwirtschaftet werden müssen. Beispielsweise sind für den Bauunterhalt der landkreiseigen Liegenschaften 5,6 Millionen Euro angesetzt. Eine haushaltswirtschaftliche Sperre von 20 Prozent bedeutet, dass davon 1,1 Millionen Euro nicht ausgegeben werden dürfen. Geld, das beispielsweise für die Schulausstattung des landkreiseigenen Gymnasiums in Veitshöchheim fehlt. Ein neuer Fußboden ist damit gestrichen.

"Das ist ein ernstgemeinter Warnschuss vor den Bug."
Thomas Eberth (CSU), Landrat

Rund 1,6 Millionen Euro weniger können jetzt für den Unterhalt der Kreisstraßen ausgegeben werden. Angesetzt waren für dieses Haushaltsjahr insgesamt 8,6 Millionen Euro. Auch der Landrat und die Organe des Landkreises werden in ihren Ausgaben beschnitten. Rund 242.000 Euro sollen so eingespart werden. Eine neue Klimaanlage für den Sitzungssaal im Landratsamt ist wahrscheinlich gestrichen.

Eberth muss jetzt jede Ausgabe über 25.000 Euro genehmigen

Eberth denkt aber auch darüber nach, Beteiligungen des Landkreises zu streichen. Infrage kommen beispielsweise die Sing- und Musikschule, die Volkshochschule oder der Zweckverband Erholungs- und Wandergebiet Würzburg. "Wie viel Umlage können wir uns da noch leisten?" Andererseits ärgert ihn auch, dass nicht hinterfragt werde, was hinter den Schulden des Landkreises steckt. "Eine hohe Verschuldung bedeutet für den Landkreis beispielsweise, dass unsere Schulen top sind. Hätten wir keine Schulden, wären die Schulen marode." Der Landkreis schiebt seit Jahren vor allem bei den Förderschulen einen Sanierungsstau vor sich her.

Bei jeder Ausgabe über 25.000 Euro muss der Landrat nun entscheiden, ob sie nötig ist. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommt", sagt er. Wenn die Mitglieder des Kreistags in den vergangenen drei Jahren bei einer Erhöhung der Kreisumlage so mitgegangen wären, wie er und die Finanzverwaltung vorgeschlagen hätten, dann würde jetzt weniger Geld in der Kasse fehlen. "Und das tut weh." Bayernweit gesehen lasse der Landkreis Würzburg seinen Kommunen am meisten Luft, sagt Eberth. 

Der Kreistag wird im Juli endgültig über die Haushaltssperre abstimmen

Für den Ochsenfurter Bürgermeister und Kreisrat Peter Juks (UWG-FW) war es richtig, die Kreisumlage nicht zu erhöhen, "weil jetzt der Stahlbesen rausgeholt wird und alles auf den Prüfstand kommt". Auch CSU-Fraktionsvorsitzender und Landtagsabgeordneter Björn Jungbauer hält eine Erhöhung der Kreisumlage für den "falschen Hebel, weil sonst die Lichter in den Kommunen ausgehen". Stefan Wolfshörnd, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag, schlägt vor, den Haushalt für 2025 schon jetzt in einem kleineren Kreis von Vertretern der Kreistagsfraktionen vorzubereiten. "Dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt." 

Endgültig wird der Kreistag in seiner Sitzung am 22. Juli über eine Haushaltssperre beschließen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass er der Empfehlung des Kreistags nachkommt. 

 
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Kommentare
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  • Johannes Metzger
    Der Kommentar von Juks (Ochsenfurter Bürgermeister) und Hauptprofiteur der sündhaft teuren Ochsenfurter Klinik, zeigt, daß Bürgermeister im Kreistag nichts zu suchen haben.
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  • Reinhard Opel
    in Würzburg gehts schon komisch zu. am Rathausvorplatz werden für ein paar Quadratmeter 2 Millionen ausgegeben, für das Theater 100 Millionen und für die Festung sind 300 Millionen geplant. auf der anderen Seite soll bei Schulen etc. eingespart werden. ja, jetzt kann ich wieder lesen, das kommt ja aus einem ganz anderen Finanztopf. dann müßen die Haushalte eben Reformiet werden, damit solchen Fehlsteuerungen entgegengewirkt weden kann.
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  • Sebastian Hansen
    Guten Tag Herr Opel! Die Stadt Würzburg, die das Theater und die Sanierung des Platzes an der alten Mainbrücke bezahlt, und der Landkreis Würzburg, um den es hier im Artikel geht, sind zwei völlig unterschiedliche Gebietskörperschaften. Somit kann man da auch bei den "Haushalten" nichts reformieren, um das zu ändern. Das, was man dafür bräuchte, wäre eine Gebietsreform und die Aufgabe der Kreisfreiheit der Stadt Würzburg und da wünsche ich Ihnen viel Spaß damit, das durchzusetzen.
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  • Reinhard Opel
    diese Öffentliche Gelder werden in erster Linie von der Hart Arbeitenden Bevökerung erwirtschaftet. um die Enormen Zukunftsaufgaben zu Stemmen, brauchen wir eine längst Überfällige "Reichensteuer", damit diese Zukunftsaufgaben auch Solidarisch von Allen Bevölkerungsgruppen Finanziert werden.
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  • Reinhard Opel
    der Reichtum in Deutschland war noch nie so hoch, ca. 8.000 Milliarden Euro, oder eben acht Billionen. wieso ist es dem Fiskus nicht möglich, diese Geldquellen anzuzapfen um einen weiteren Verfall der Infrastruktur entgegen zu kommen ?
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  • Walter Seubert
    Das schwarze Loch der landkreiseigenen Klinik kommt sicher noch dazu. Die Defizite werden auch mit einer Zusammenarbeit mit dem Lkr. KT nicht weniger werden, das ist nur eines der Prestigeobjekte.
    Der Landrat sollte vielleicht einmal mehr Präsenz an seinem Arbeitsplatz zeigen anstatt sich ständig irgendwo medienwirksam zu präsentieren.
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  • Johannes Metzger
    Das schwarze Loch der landkreiseigenen Klinik, sehe ich auch. Das wird noch komplett ignoriert.
    Die starken Eigeninteressen der Kommunen werden durch die BGM die im Kreistag sitzen noch verschärft. Der Kreis, der über keine eigenen Einnahmen verfügt, aber vieles an Leistung bereitstellt, gerät immer mehr unter die Räder. Deshalb sollte es eine gesetzliche Unvereinbarkeit zwischen Bürgermeisteramt und Kreistagssitz geben.
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  • Peter Lelowski
    Kreisumlage erhöhen ist notwendig. Ende mit dem "guten Leben in den ländlichen Vordörfern" - Häuschen, Zweitwagen, KiGa-Platz fast geschenkt! Gleichwertige Lebensbedingungen für Alle!
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  • Manfred Englert
    Über die Ursache dieses Finanzdefizits kann ich nichts lesen.

    Wird darüber eigens ein Artikel gefertigt?

    Für Aufklärung seitens der MP wäre ich dankbar
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  • Klaus Fiederling
    ist schon ein Wort, lb. H. Eberth, 16 Mio. Fehlbetrag. Dann laßt mal die Planung und Bau eures
    Landratsamtes schön bleiben. Das alte tut seine Zwecke auch noch, war erst vor einigen Wochen drinnen. Erst mal im eigenen Geldbeutel sparen, das hilft.
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  • Dietmar Eberth
    CSU, SPD und Grüne sind eh schon gegen den Neubau

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/angespannte-finanzlage-csu-will-planungen-fuer-den-55-millionen-teuren-ergaenzungsbau-am-wuerzburger-landratsamt-stoppen-art-11404806
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