
Früher war Luca K. Sänger. Doch viel Geld machte der 41-Jährige beim Internet-Makler Fibonetix, wo er das hohe Lied von traumhaften Bitcoin-Gewinnen sang: vor Kunden aus Würzburg und Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld), aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) und dem Landkreis Schweinfurt – und anderen Regionen Bayerns. Nun hat K. auch vor Gericht in Bamberg gesungen, wo ihn Fahnder der Spezialeinheit für Internet-Kriminalität auf die Anklagebank gebracht hatten. Als Schlüsselfigur einer internationalen Abzockerbande muss er jetzt vier Jahre hinter Gitter.
Von der Beute einen Lamborghini gekauft
Mindestens 8,5 Millionen Euro von bayerischen Kunden verschwanden in den Taschen der Fibonetix-Bosse in der Ukraine und Israel. Von der Beute hat sich K.s Chef rund 30 Traumautos gekauft, darunter einen Lamborghini Aventador und einen Rolls Royce. Gesamtwert: rund eine Million Euro.
Aber dann setzte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) seine Spezialisten für Internet-Kriminalität rund um den Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck und seinen Würzburger Kollegen Markus Küstner auf sie an. Die Ermittler machten seit 2020 in internationaler Zusammenarbeit Täter in der Ukraine, Bulgarien und Israel ausfindig.
Geprellte Kunden quer durch Unterfranken
Dabei hatten Verbraucherschützer früh vor dem riskanten Investment gewarnt, bei dem das gesamte Kapital verloren gehen kann – vergeblich, wie Anrufe geprellter Kunden bei dieser Redaktion schon 2019 zeigten. "Was mich am meisten ärgert, ist meine eigene Dummheit", gestand ein Opfer in Würzburg, das nach eigenen Angaben Anzeige erstattet hat. "Zunächst habe ich 250 Euro überwiesen", erklärte ein Kunde aus Mellrichstadt. Schnell wies sein Konto – zumindest am Bildschirm – satte Gewinne auf. "Dann rief der Berater drei-, viermal am Tag an und drängte mich, Geld nachzuschießen."
In der Hoffnung auf größere Gewinne legte er nach: zuerst 500 Euro, dann einen Tausender nach dem anderen. Er glaubte kaum, was ihm Fibonetix per Kontoauszug mitteilte: Immer schneller stiegen angeblich seine Gewinne, bis auf 120.000 Euro. Doch das Geld existierte nur auf Märchen-Konten, es war längst in den Taschen des Lamborghini-Fahrers und seiner Komplizen verschwunden.
Ein anderer Kunde erzählte: "Nachdem ich die erste Auszahlung verlangt habe, sollte ich 8000 Euro an Gebühren zahlen, dann sollte der Gewinn von nahezu 80.000 Euro ausgezahlt werden." Als er zumindest den investierten Betrag wieder verlangte, "wurde mein Konto gesperrt".
Eine Betrugsmasche auf dem Vormarsch
Um Vertrauen für ihre Masche zu gewinnen, logen die Drahtzieher, dass sie ihre Investment-Idee in der TV-Sendung "Höhle der Löwen" vorgestellt hätten, in der vermögende Investoren Ideen mit Zukunftspotenzial suchen. Sie behaupteten sogar, Dieter Bohlen habe dort investiert.
Bayerns Justizminister Eisenreich warnt: "Cybertrading ist auf dem Vormarsch. Allein in Bayern lag der Schaden in diesem Phänomenbereich zwischen 2018 und 2021 bei mehr als 200 Millionen Euro." Während Luca K. jetzt im Polizeiwagen ins Gefängnis fuhr, posierte Eisenreich vor Lamborghini und Rolls Royce in München. Mit dem Verkauf der Fahrzeuge könnten die geprellten Kunden zumindest einen Teil ihres Geldes wiedersehen. Die Ermittlungskommission (EKO) mit dem sperrigen Namen "CFD-Scam" heißt jetzt in der Presse "Soko-Lambo". Aber "die anderen 28 Luxusautos werden gerade in Kiew zerbombt", sagt uns bedauernd einer der Fahnder.