
Die Ermittler der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) in Bamberg sind den Hintermännern von organisierter Abzockerei im Internet auf die Spur gekommen. Nachdem sich quer durch Bayern die Fälle von betrügerischem Cybertrading, einer Art Börsenhandel im Netz, gehäuft hatten und auch in Würzburg erste Beteiligte vor Gericht standen, führte die Spur jetzt zu einem internationalen Callcenter in der bulgarischen Hauptstadt Sofia.
Haftbefehle gegen vier Verdächtige
Wie die Spezialdienststelle in Bamberg am Montag mitteilte, hatten bereits vor rund einer Woche zwei Staatsanwälte der ZCB sowie Ermittler der Ansbacher Kriminalpolizei und des Bundeskriminalamtes (BKA) unter Leitung von bulgarischen Kollegen mehrere Bürogebäude und Wohnungen in Sofia durchsucht. Gegen vier Männer ergingen Haftbefehle. Laut Oberstaatsanwalt Thomas Goger steht das Quartett "im dringenden Tatverdacht, Anleger im gesamten deutschsprachigen Raum um mehrere Millionen Euro gebracht zu haben".
Die Männer sollen Interessenten zu Investitionen in angeblich lukrative Geldanlagen wie Kryptowährungen gelockt haben. Das Geld hätten sie sich abgezweigt: "Insbesondere zu Beginn der Geschäftsbeziehung wurden den Anlegern regelmäßig durch simulierte Charts beträchtliche Gewinne vorgespiegelt, verbunden mit der Forderung nach weiteren Investments", beschreibt Pressesprecher Goger die Vorgehensweise. Auch Anleger aus Unterfranken hätten teilweise hohe Summen investiert, allein in einem Fall sei ein sechsstelliger Betrag erbeutet worden.
"Auf den deutschen Sprachraum spezialisiert"
In Sofia waren die Ermittler auf ein vollbesetztes, "offensichtlich auf den deutschen Sprachraum spezialisiertes Callcenter" gestoßen. Bei den vier Festgenommenen handelt es sich laut Goger "um die mutmaßlichen Hauptakteure des Callcenters sowie um besonders erfolgreiche Telefonagenten". Bulgarische Gerichte würden nun über die Auslieferung entscheiden.
Erst im Juni war in Würzburg ein Cybertrader zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden. Die Ermittler konnten umfangreiches Beweismaterial sichern, von dessen Auswertung sich die Zentralstelle nun weitere Erkenntnisse erhofft. Die Tätergruppierung sei nach dem derzeitigen Ermittlungsstand verantwortlich für Plattformen wie alphafinancialgroup.com, zurichfinancialgroup.co, genevacapitalgroup.com und zuletzt promarketsgroup.com. Die Ermittlungen dauern an.
Das sind oft hochgebildete IT-Spezialisten.
Doch wenn es deren Arbeitskraft irgendwo billiger gibt, wandern die Arbeitgeber einfach weiter...
Was tun nun die geschassten Mitarbeiter? Sie nutzen Ihr Wissen auf krimineller Basis aus!
Konnte mich vor kurzem mit einem rumänischen Kollegen über dieses Thema unterhalten... Der fand das auch nicht sehr lustig, hat aber gemeint: Was sollen diese Leute denn sonst tun? Sie wurden vom Westen als super-billigste IT-Spezialisten ausgebildet, und dann im Stich gelassen...
Viele unserer Systeme in der systemrelevanten Infrastruktur wurden mal von solchen Leuten betreut. Die kennen diese Systeme bis ins kleinste Detail!
Dann hat man sie abgeschossen, weil man deren Arbeitskraft irgendwo noch deutlich billiger bekommen konnte... Doch nun nutzen die Ihr gesamtes angesammeltes Wissen, um das zu Geld zu machen...
Ich hatte gestern jemanden aus meinem Haus geworfen, weil er sich unanständig benommen hat. Leider hat er mir dafür heute Nacht dann meine Wertgegenstände geklaut. Schade, aber kann ja vorkommen, denn ich hätte ihn ja nicht rauswerfen müssen....